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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ungesehen ans Ziel zu kommen. In der Dunkelheit würden sie immer überlegen sein. Tausend Meter gerade Strecke. Da fiel ihnen die Orientierung leicht. Sie würden das Ziel wahrscheinlich nur um wenige Meter verfehlen, vorausgesetzt, die Strömung weiter draußen war nicht zu stark.
    Sie retteten von den angebrannten Seelachsfilets, was noch zu retten war. Joar Lundwall murmelte etwas von Panade, worauf sie sich wieder ihren Naturerlebnissen zuwandten.
    Das eindrucksvollste war der Schwertfischschwarm gewesen.
    Richtige Schwertwale, mindestens fünf Familien, die sie von der Autofähre nach Svolvaer achteraus gesehen hatten.
    Dieses Erlebnis hatte nicht nur Orca selbst atemlos gemacht.
    Das bedeutete natürlich, daß sich in dieser Gegend auch Haie befanden, was, wenn sie Pech hatten, der Expedition ein tragisches Ende bereiten konnte.
    Der Plan war einfach. Sie würden sich nachts, wenn sich die beiden Verschwörer nach oben in ihr Wohnhaus zurückzogen, im Schutz der Dunkelheit auf das Ziel vorrücken und im Bootshaus die geeignete Ausrüstung anbringen. Der Empfang würde voraussichtlich perfekt sein: Wenigstens dieses eine Mal eine gerade Linie ohne Berge dazwischen. Auf dem letzten Weg durch Nordnorwegen hatten sie bei ihrer Kommunikation mit Hestenes ziemliche Schwierigkeiten gehabt. Hier würde es so sein, als säßen die Abgehörten mit ihnen im Wohnzimmer.
    Just a walk in the park , wie sie meinten.
    Vier Stunden später machten sie eine ebenso peinliche wie selbstverständliche Entdeckung. Den Schutz der Dunkelheit konnten sie vergessen. Sie befanden sich nördlich des Polarkreises, und der Juni war schon fast halb vorbei. Also praktisch Mitternachtssonne.
    Und als die zwei Verschwörer hinten beim Ziel gegen vier Uhr morgens zu ihrem Haus hinauftorkelten, war es so hell wie mitten am Tag.
    Überdies herrschte Ebbe. Der Fjord oder die Bucht, die sie von dem Ziel trennte, war sehr flach; hätten sie bei Ebbe einen Versuch unternommen, wären sie bestenfalls wie Frösche hundert Meter vom gegenüberliegenden Strand entfernt gelandet oder schlimmstenfalls auf See hinausgespült worden. Sie legten sich schlafen, nachdem sie den Wecker gestellt hatten. Erste Aufgabe am nächsten Morgen mußte sein, daß Hestenes in Svolvaer anrief und bei einem Hafenbüro oder einem ähnlichen Amt eine Gezeitentabelle bestellte.
    »Pfui Spinne«, brummelte Åke Stålhandske, als er sich in seiner Koje hin und her wälzte, um die richtige Schlafstellung zu finden. »Ebbe und Flut und ewige Sonne. Darauf hätte Skip uns vorbereiten müssen. Die verdammte Sonne geht ja sonst immer schön im Meer unter, beispielsweise westlich vor San Diego. Hier dreht sie nur eine Runde.«
    Sie konnten nicht einschlafen. Sie sprachen erneut über die Landschaft und das fremdartige, exotische Gefühl, unendlich weit weg von zu Hause zu sein, obwohl sie sich im Grunde nur in einem Nachbarland befanden. Butzköpfe und Delphine im Meer sowie Berge mit spitzen, schneebedeckten Gipfeln, die in den Wolken verschwanden; sie hatten das Gefühl, als müßte das Atemlose sie jetzt endlich einholen, da sie nicht mehr im Wagen saßen und den Signalen des Peilsenders irgendwo vor ihnen zu folgen versuchten.
    Der Wagen hatte also kein gefälschtes Nummernschild, er war tatsächlich in Eggum angemeldet. Der Mann, wer immer es war, mußte den Wagen also von einem Nachbarn oder Verwandten geliehen haben, um damit nach Oslo zu fahren.
    Sie beschlossen, nicht zu Hause anzurufen und sich zu beklagen, sondern die Probleme statt dessen aus eigener Kraft zu lösen. Wie immer sie das anstellen sollten. Man kann Flut und Ebbe ja nicht stoppen oder die Mitternachtssonne löschen. Eine neue Sportfischerexpedition nach Eggum schien auch keine glänzende Idee zu sein, also in unmittelbarer Nähe dieses Bootshauses zu fischen, um sich so fünf notwendige Minuten im Haus zu verschaffen. Die Gefahr, entdeckt zu werden, war viel zu groß, und damit würde die gesamte Operation platzen.
    Sie würden wohl versuchen müssen, sich an das zu halten, was sie beherrschten, wenn auch ohne Dunkelheit. Wenn es sowieso immer hell war und die Herren dort drüben es vorzogen, nachts zu saufen, dürfte der richtige Zeitpunkt etwa eine halbe Stunde nach ihrem Weggang sein. Fünf Uhr morgens also. Auch wenn es hell war.
    Doch dann stellte sich die Frage von Ebbe und Flut.
    Sie kehrten wieder zur Natur und der Frage zurück, was Menschen dazu brachte, sich hier niederzulassen. Die Winter mußten

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