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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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ich mich darauf einlasse.«
    Carl wartete eine Zeitlang nachdenklich ab, ohne etwas zu sagen. Dann schob er die Zeitung mit den roten Markierungen hinüber.
    »Lies die Anfangsbuchstaben auf dieser Seite«, lächelte er und las sie dann selbst vor:
    Farbbeutel Unter der Hand Creme Kommentar Ypern Original U-Boote Wenzelsplatz Ergebnisse Notorische Nahestehende Sichtbare Testergebnisse Rational Ökologie Methodisches Dann lächelte er fröhlich und sah Ponti unverwandt an, als wäre er wenigstens dieses eine Mal dabei, vor Aufregung und Erstaunen die Beherrschung zu verlieren.
    » Fuck you, Wennström , also scher dich zum Teufel, Wennström«, erklärte Carl. »Für meinen Geschmack ein etwas primitiver Code, aber sehr klar, nicht wahr?«
    »Ja, das kann ja kaum ein Zufall sein«, lächelte Ponti matt.
    »Dieser gesamte angebliche A 1-Bericht ist also eine Fälschung. Die Wahrheit ist, daß es über die Justizministerin überhaupt keine A 1-Akte gibt, geschweige denn den Verdacht, sie sei Lesbierin. Die namentlich genannte KGB-Agentin ist zwar eine ihrer frühesten Kindheitsfreundinnen, aber die beiden waren damals so klein, daß es kaum zu einem Gedankenaustausch gekommen sein kann. Außerdem sind sie Cousinen. Und die zweite Cousine hat die Sowjetunion nie verlassen und arbeitet, glaube ich, irgendwo in der Landwirtschaft. Mit anderen Worten, so sieht nicht gerade eine lesbische KGB-Agentin aus. Jemand hat sich also mit diesem Wennström einen Spaß erlaubt, und das ist der Hintergrund unseres nationalen Skandals. Wollen wir jetzt on the record weitermachen?«
    »Nein, einen Moment noch. Woher kannst du das alles wissen?«
    »Der Nachrichtendienst weiß alles.«
    »Sei nicht albern.«
    »Ich habe doch dein Ehrenwort, für immer dein anonymer Informant zu bleiben, nicht wahr?«
    »Ja, aber…«
    »Na also.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, daß du es gewesen bist, der…«
    »Kein Kommentar. Nicht mal off the record .«
    Erik Ponti machte keinerlei Anstalten, sich auf den Beginn des eigentlichen Interviews vorzubereiten. Er überlegte eine Zeitlang und lachte dann plötzlich los, schüttelte den Kopf und sah aus, als wollte er nicht gleich wieder aufhören.
    »Was für ein Glück, daß deine Zuhörer dich jetzt nicht hören«, bemerkte Carl säuerlich. Er fand Pontis Fröhlichkeit ebenso übertrieben wie unbegründet.
    »Nein, nein«, sagte Ponti und versuchte sich zusammenzunehmen, »es ist nicht so, wie du glaubst. Ich denke nur an die Diskussionen, die wir heute morgen im Funkhaus hatten, als wir die ersten Auszüge dieser Geschichte auf den Tisch bekamen. Man könnte sagen, es wurde eine recht lebhafte Diskussion. Ich gehörte zu den Skeptikern, die meinten, die Geschichte sei irgendwie zu gut, wir sollten uns erst mal zurückhalten und abwarten. Aber unser Chef kam vom Land, stürmte in den Raum und trompetete gleich los, sein journalistischer Instinkt sage ihm, jedes Wort sei wahr, und es sei unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, na ja, du kennst das, all diese großen Worte. Er hielt uns eine feierliche Ansprache und befahl uns dann, auf diesen Bluff einzugehen. Er wird nicht sehr froh sein, wenn ich nachher zurückkomme.«
    »Nein, aber wird er dir glauben?« fragte Carl abwartend. Hier gab es eine denkbare Komplikation, die er nicht bedacht hatte. Ein weiterer verrückter Journalist an irgendeinem unglücklichen Platz im Spiel.
    »Aber ja«, versicherte Ponti. »Ich weiß ja, daß die Story ein Bluff ist, und an diesem Fuck you, Wennström kommt man wirklich nur schwer vorbei. Und du sagst, es gebe über Laila Freivalds überhaupt keine A 1-Akte oder wie das Ding heißt?«
    »Nein. Außerdem ist das eine veraltete Bezeichnung, die heute wohl gar nicht mehr verwendet wird.«
    »Warum hat die Regierung noch nicht dementiert?«
    »Woher sollen die wissen, daß es so eine Akte gar nicht gibt? Die haben ja noch nie davon gehört, und wenn es um die Säpo geht, läßt sich ja keine Verrücktheit ausschließen.«
    Das offizielle Interview wurde in einem bekümmerten, leisen und sehr strikten Tonfall gehalten. Der bewundertste Mann Schwedens versicherte, das Gespräch zwischen ihm und dem Säpo-Chef Näslund müsse eine Fälschung sein. Sie müsse von jemandem stammen, der die Möglichkeit habe, Gespräche der Sicherheitspolizei oder des Nachrichtendienstes abzuhören und auf Band aufzunehmen. Und dieser Jemand habe ja offenkundig überdies die Möglichkeit gehabt, sich Tonkassetten aus dem Archiv der

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