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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Apparate jagen, und dann wird sich zeigen, daß es geschnitten ist. Die Manipulationen werden klar zu erkennen sein.«
    »Und diese Dokumentation über die Justizministerin?«
    »Ist vermutlich eine Fälschung. Expressen hat es versäumt, sein Material ausreichend zu prüfen. Und außerdem verstehe ich nicht, warum du so aufgeregt bist. Seit wann haben die mit solchen Sachen recht gehabt?«
    »Nein, das stimmt schon. Aber diese Sache ist ja unleugbar viel größer als dieses Gequatsche über Kurden und Araber und alles andere, worüber sie sich sonst verbreiten.«
    »Eben. Diesmal haben sie sich nämlich keinen wehrlosen Kanaken als Opfer ausgesucht. Diesmal haben sie sich an die Regierung herangewagt. Man wird sie wohl handgreiflich daran erinnern, daß es einen gewissen Unterschied zwischen ein paar Kanaken und der Regierung gibt. Könnte ich mir vorstellen.«
    »Du nimmst das also mit großer Ruhe auf?«
    »Ja, das tue ich.«
    »Hast du vor, selbst Fragen der Massenmedien zu beantworten? Es wird vermutlich zu einigem Druck auf dich kommen, wenn ich an dieses angebliche Gespräch zwischen dir und Näslund denke.«
    »Ja. Wenn du willst, kann ich mit einem von denen reden, mit Erik Ponti vom Echo des Tages .«
    »Genügt das?«
    »Unsere bisherigen Erfahrungen deuten darauf hin. Anschließend können alle das Echo des Tages zitieren.«
    »Ja, von dort kommen ja seit ein paar Stunden Anfragen zu mir. Ich wäre dankbar, mich in den Massenmedien nicht mehr zum Affen machen zu müssen. In der letzten Zeit ist mir das alles etwas zuviel geworden.«
    »Aber vor dem Verfassungsausschuß warst du doch gut.«
    »Besten Dank. Wir haben hier in der Firma ein paar Traditionen zu verteidigen. Du übernimmst das mit dem Echo des Tages ?«
    »Ja, das dürfte die beste Möglichkeit sein.«
    »Wieso? Glaubst du, ich könnte zusammenbrechen und gestehen?«
    »Keine Sekunde. Aber vielleicht unsicher wirken, wenn sie dich nach Dingen fragen, von denen du nichts weißt.«
    »Und du meinst, für dich gilt das nicht?«
    »Laß es mich so ausdrücken. Ich weiß, daß diese Geschichte eine reine Zeitungsente ist.«
    »Woher kannst du das wissen?«
    »Bist du sicher, bist du wirklich absolut sicher, daß du auf diese Frage eine Antwort haben willst?«
    Samuel Ulfsson überlief es eiskalt. Das war eine Formulierung, die er selbst einmal in einem sehr sensiblen Gespräch mit dem Oberbefehlshaber verwendet hatte. Er hatte Carl damals offenbar davon erzählt, denn dieser war der Anlaß für das Gespräch gewesen.
    Die Mitteilung war nicht mißzuverstehen. Ein Abgrund tat sich auf, bevor er zögernd fortfuhr.
    »Ich glaube, ich bin ausreichend informiert. Wie spät bist du mit diesem OB-Bericht dran?«
    Carl lächelte, schüttelte den Kopf und ging, ohne etwas zu sagen, aber auch ohne unhöflich zu sein.
    Weniger als vierzig Minuten später saß Erik Ponti in seinem Büro. Ponti war dabei, mit langsamen Bewegungen seine beiden Mikrophone aufzustellen. Er testete den Ton und machte den Eindruck, als zöge er die Vorbereitungen in die Länge, damit Carl von sich aus etwas sagen konnte. Unterdessen nahm sich Carl die neueste Ausgabe von Expressen und einen Rotstift. Er kreiste auf der Seite, auf der die allerheißesten Berichte über die Justizministerin faksimiliert wiedergegeben waren, bestimmte Buchstaben ein. Als er damit fertig war, sah er zu Ponti hoch, der ebenfalls bereit zu sein schien.
    »Willst du, daß wir gleich loslegen? Willst du wissen, was ich fragen werde?« fragte Ponti.
    »Ist das Tonbandgerät, das da oder ein anderes, jetzt eingeschaltet?« fragte Carl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander, während er gleichzeitig ein absichtlich übertriebenes Lächeln abfeuerte.
    »Nein, wieso?« fragte Ponti abwartend.
    »Ich habe gedacht, daß ich an der Reihe bin, mich für das letzte Mal zu bedanken. I’ll make you an offer you can’t refuse. Interessiert?«
    »Selbstredend, das ist mein Job.«
    »Erst eine Formalität. Du sollst mich nicht nur interviewen, denn dann gilt allein das, was ich dabei äußere. Ich kann aber auch dein anonymer Informant sein, so wie es die Säpo bei Expressen zu sein pflegt.«
    »Ja, aber das kostet Glaubwürdigkeit.«
    »Wir werden sehen. Aber in dem Fall bist du durch deine Schweigepflicht absolut gebunden?«
    »Ja, ich verstoße gegen das Grundgesetz, wenn ich deinen Namen enthülle. Außerdem blamiere ich mich und verliere das Gesicht vor mir selbst. Aber es muß schon verdammt gut sein, damit

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