Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Säpo zu beschaffen. Die Schlußfolgerungen daraus ergäben sich fast von selbst.
    Sie führten die nächste und entscheidende Phase der Operation Truthfinding bei strahlendem Sonnenschein durch. Es herrschte klare Sicht, und es war Flut, so daß die Strömung nur mäßig war. Sie schwammen in fünf Meter Tiefe und hatten dabei das Gefühl, fast beschämend deutliche Ziele zu sein, besonders aus der Luft. Es war alles zu einfach. Sie konnten einander sogar deutliche Zeichen geben, da sie die ganze Zeit Sichtkontakt hatten. Fünfzig Meter vor der Strandlinie stieg Joar kurz an die Wasseroberfläche, um sich umzusehen. Er war überzeugt, daß sein schwarzer Taucheranzug, der nur ein paar Sekunden auftauchte, wie ein Seehund aussah.
    Schossen die Norweger um diese Jahreszeit Seehunde? Das taten sie vermutlich das ganze Jahr über. Nun, jedenfalls nicht in fünf Sekunden.
    Joar hatte gesehen, was er hatte sehen wollen, einen Felsvorsprung, auf dem sie Schutz suchen konnten. Dort konnte Åke sich aus dem Taucheranzug zwängen und mit den Händen in den Taschen seiner Jeans zu dem alten Bootshaus hinaufspazieren.
    Es war fünf Uhr morgens. In den nur wenige hundert Meter entfernten Häusern da oben waren alle Gardinen und Vorhänge zugezogen.
    Es war deutlich zu erkennen, wo die Männer saßen, nämlich an einem kleinen Tisch mit Aussicht auf das Meer, mit Aussicht auch auf einen kleinen Wohnwagen auf der anderen Seite der Bucht.
    Åke ließ sich Zeit, als er sich die akustischen Verhältnisse des Zimmers vor Augen führte und sich fragte, wie der Wind, der durch eine offene Tür ins Haus strömte, sich bei den Mikrophonen auswirken konnte.
    Als er zu Joar zurückschlenderte, bewegte er sich, als betrachtete er die Umgebung. Er stellte sich zu Joars Verblüffung sogar hin, um zu pinkeln. Dann streckte er sich ein wenig schläfrig, bevor er sich hinter den Felsvorsprung setzte, wo Joar lag, um beim Ankleiden zu assistieren.
    »Just a walk in the park, Tageslicht und alles«, sagte Åke Stålhandske mit einem schiefen Lächeln, bevor er sich die Gesichtsmaske überstreifte und mit dem Daumen ein Zeichen gab, er sei bereit.
    Sie begaben sich lautlos - das war zwar überflüssig, aber sie wollten den Stil wahren - ins Wasser und schwammen dann nach unten, in die Dunkelheit hinein, damit die Operation nicht lediglich ein Gefühl der Enttäuschung zurückließ, weil sie zu leicht gewesen war.
    Unten in der Tiefe mußten sie zur Nachtorientierung übergehen. Ohne mehr miteinander sprechen zu können und ohne Sichtkontakt erlebten sie die Dunkelheit wie in einem gemeinsamen Glücksrausch. Im Wasser treibende lange Tanggewächse erinnerten sie an eine bestimmte kalifornische Riementangart. Die hellorangefarbenen Instrumente leuchteten in der Dunkelheit.
    Es war ein stilles Meer. Das war ungewöhnlich. Sonst waren unter Wasser metallische Laute zu hören, gegeneinanderschlagende Ketten, Schiffsmotoren der verschiedensten Art. Doch diese geschützte Bucht des Eismeers war still.
    Zu ihrem Erstaunen eher als zu ihrer Enttäuschung entdeckten sie, daß sie den anvisierten Landeplatz um dreißig Meter verfehlt hatten. Sie fanden keine einleuchtende Erklärung dafür. Vielleicht waren sie nur gleichgültig gewesen oder hatten geträumt.
    Sie wechselten jetzt zu Preßluftaggregaten und alberten eine Zeitlang herum, badeten oder spielten in mäßiger Tiefe eine halbe Stunde Marinebiologen, da sie immer noch gute Sicht hatten. Sie spielten mit einer kleinen Krabbe, die innerhalb einer bestimmten Zeit gefangen werden mußte, nachdem der Gegner sie losgelassen hatte.
    Als sie schließlich aufstiegen und an Land gingen, waren sie ziemlich durchgefroren. Sie spülten sich das Gesicht mit dem sehr kalten klaren Wasser, leckten etwas von dem Salz ab und lachten laut.
    Åke wühlte im Gepäck und holte einen amerikanischen Fußball hervor. Sie begannen hin und her zu laufen und legten einander auf dem kurzen Gras diagonale Pässe vor. Sie spielten, bis sie richtig durchgeschwitzt waren. Anschließend badete Åke nackt, immer noch in einer Art Glücksgefühl, die Operation fast schon erfolgreich beendet zu haben.
    Joar briet Spiegeleier mit Speck.
    Anschließend schliefen sie schwer und träumten von wogenden langen Tanggewächsen, die hier im Eismeer braun waren statt grün, und nahmen vage den Laut von Ketten wahr, die in weiter Ferne klirrten. Vielleicht hörten sie auch den Gesang eines Buckelwals. Vielleicht war es auch eine glückliche und

Weitere Kostenlose Bücher