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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zwei Mikrophone in die Hand, die er seinen Gefangenen zeigte und dann demonstrativ abschaltete.
    »Ihr habt hier in diesem Häuschen in den letzten Tagen eine sehr allgemeinbildende und interessante Unterhaltung geführt«, erklärte Carl und hielt vielsagend die beiden Mikrophone hoch, während der Riese zu seiner Position vor dem einzigen Fluchtweg zurückkehrte.
    Keiner der beiden Männer am Tisch hatte bis jetzt einen Laut gesagt, und der Mann, der Haugen war, hatte nicht einmal sein Whiskeyglas losgelassen.
    Carl zog das bedrohliche Schweigen bewußt in die Länge, bevor er den nächsten Zug tat.
    »Ich möchte die Herren zunächst darüber aufklären, daß wir nicht nur Taucher sind. Wir sind Militärs. Es ist uns ziemlich gleichgültig, was die Polizei dazu meint, was man mit Norwegern tun soll, die alte schwedische Offiziere ermorden. Eine Möglichkeit, die uns zu Gebote steht, ist die, euch mitzunehmen, wenn wir das nächste Mal tauchen, und zwar unter eine Tiefe von zehn Metern. Und dann erledigt die Ebbe den Rest. Eine andere Möglichkeit ist, daß ihr auf einige Fragen antwortet.«
    »Wir brauchen Fragen schwedischer Militärs nicht zu beantworten, nur Fragen der norwegischen oder schwedischen Polizei«, sagte der Mann, dessen Namen sie noch nicht kannten. Es waren die ersten norwegischen Worte, die im Raum geäußert wurden.
    »Nein«, bestätigte Carl, »das stimmt natürlich. Aber das ist uns gleichgültig. Wir sind, worauf ich schon hingewiesen habe, Offiziere des Nachrichtendienstes und haben außerordentliche Befugnisse. Wir werden euch auf diese oder jene Weise dazu bringen, unsere Fragen zu beantworten. Einige dieser Methoden, denke ich, könnt ihr euch nicht einmal vorstellen. Doch, einer von euch vielleicht, derjenige, der einem alten Nazischwein durch die Kniescheibe geschossen hat. Es ist nur so, daß wir bessere Methoden haben.«
    Carl ließ den Schrecken eine Zeitlang wirken und schnippte dann mit den Fingern. Joar trat blitzschnell mit seinem schwarzen Plastiksack vor und entnahm ihm einige Instrumente, unter anderem zwei Spritzen, die Carl mit raffinierter Langsamkeit entgegennahm und neben einer halbleeren Whiskeyflasche auf den wackeligen Holztisch legte.
    »Es wäre klug von euch, keinen Fluchtversuch zu machen oder gewalttätig zu werden«, fuhr er mit betonter Langsamkeit fort. »Da wir auf ganz andere Weise als achtzigjährige Knacker dafür gerüstet sind, auf Gewalt zu reagieren. Jedenfalls sind einige unserer Methoden sehr schmerzhaft. Wie wollt ihr es jetzt haben?«
    Carl glaubte, daß das Theater schon gewirkt hatte, und kam daher gleich zur Sache.
    »Wir wissen wie, wo und wann ihr von Otter und af Klintén ermordet habt. Wir haben aber nur eine ungefähre Ahnung davon, warum. Es ist dieses Warum, das wir von euch erfahren wollen. Verstanden?«
    Einer der Männer, der als Haugen identifiziert war, sah plötzlich unendlich erleichtert aus.
    »Ja«, sagte er mit einer Stimme, die sich zunächst überschlug, »ja, schön, ihr sollt alles erfahren, was ihr wollt, und ich bin auch absolut bereit, hinterher die Konsequenzen auf mich zu nehmen. Ich bin bereit, meine Strafe zu akzeptieren, und habe sogar schon daran gedacht, mich der Polizei zu stellen.«
    Sein unbekannter Nebenmann warf ihm einen wütenden Blick zu. Der Unbekannte schien sich jedoch entschlossen zu haben, es bei mißbilligenden Blicken bewenden zu lassen. Die schwarze Pistole, die Carl Hamilton in der Hand hielt, war Argument genug. Wahrscheinlich, dachte der Norweger, wäre die Lage ohne Pistole die gleiche. Direkt vor ihm, deutlich wie in einem Alptraum, stand nämlich einer dieser Leute, die das Recht hatten zu töten. Woraus der Kerl ja nicht gerade ein Geheimnis machte.
    »Nun«, sagte Carl zu Haugen, »schieß los.«
    »Wie ihr vielleicht schon wißt, heiße ich jetzt Jon August Haugen. Aber ich bin als Skauen geboren, obwohl meine Mutter nach dem Krieg ihren Namen änderte. August Jon Skauen war also mein Vater, und ich weiß nicht, ob ihr eine Ahnung davon habt, was von Otter und af Klintén…«
    »Doch, wir wissen Bescheid«, schnitt ihm Carl das Wort ab, um seine Überraschung zu verbergen. »Und du da bist also Pettersen?«
    »Völlig richtig. Mein Vater war Barly Pettersen.«
    Carl brauchte ein wenig Zeit, um die Konsequenzen dessen zu durchdenken, was sich jetzt wie ein Blitz aus heiterem Himmel offenbart hatte. Er tat, als verstaute er nachdenklich die vermeintlichen Folterinstrumente, zog ein paar

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