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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sich um und stützte sich mit beiden Händen am Fensterbrett ab.
    »Nun, das würde es erleichtern. Mir ist nur nicht klar, wie wir das anstellen sollen. Ich kann dir dabei kaum helfen«, erwiderte Mathiesen. Seine gewohnte Munterkeit war völlig ausgelöscht.
    »Von welcher Seite?« fragte Carl ausdruckslos.
    »Vielleicht von der Justizministerin, nein, die ist nur eine Fassade, von ihrem Staatssekretär. Wenn die Politiker und die Regierung die Verantwortung übernehmen, bin ich sozusagen vom Haken. Ich kann das aber unmöglich aus eigenem Antrieb bewerkstelligen. Das geht einfach nicht. Ein Polizist, der Morde verzeiht, stell dir das doch nur mal vor!«
    »Kannst du diesen Staatssekretär für mich anrufen?«
    Carl wurde mit einer Sekretärin verbunden, die zunächst glaubte, es handle sich um einen unpassenden Scherz, als er seinen Namen nannte und sagte, er wolle in einer äußerst sensiblen Sicherheitsangelegenheit, die sowohl Norwegen wie Schweden betreffe, den Staatssekretär sprechen.
    Es gelang ihm jedoch bald, die Sekretärin vom Ernst der Angelegenheit zu überzeugen, unter anderem dadurch, daß er bat, der Staatssekretär möge ihn zurückrufen, und zwar bei der overvåkingspolitiet , genauer bei deren operativem Chef, bei dem er sich jetzt aufhalte.
    Zwei Stunden später befand sich das frisch rasierte und in einen dunklen Anzug mit Krawatte gekleidete Original Carl Gustaf Gilbert Hamiltons in dem hohen und häßlichen Regierungsgebäude Oslos.

12
    Åke Stålhandske war fast unerklärlich düster zumute, als er sein und Joar Lundwalls provisorisches altes Arbeitszimmer oben im OP 5 betrat, um aufzuräumen.
    Überdies zeigte sich, daß der größte Teil ihres Materials verschwunden war. Es besserte seine Laune nicht im mindesten, als er Sams Sekretärin fragte und erfuhr, daß alles an die Polizei von Norrköping gegangen sei. Außer den deutschen Akten, an denen Major Klasson saß und knobelte.
    Åke Stålhandske ging den Korridor entlang, um den alten deutschsprechenden Kollegen von der unnötigen Arbeit zu befreien. Dieser arbeitete nur als Vertretung und war schwer zu finden, da er kein eigenes Zimmer hatte.
    »Hallo, wie nett, Besuch zu bekommen«, sagte der alte Pensionär, dessen Gesicht sich aufhellte, als Åke Stålhandske das Zimmer betrat. »Es geht natürlich um dieses Deutsche?«
    »Ja«, murmelte Åke Stålhandske mürrisch, »aber ich bin nicht so sicher, ob das noch aktuell ist.«
    »Aha, wie schade, aber ich habe jedenfalls dieses Problem mit dem untauglichen Versuch gelöst, du weißt schon. Hier muß irgendwo eine Übersetzung herumliegen.«
    »Aha«, sagte Åke Stålhandske ohne jeden Funken von Begeisterung. »Was heißt es denn? Etwas, was zum Scheitern verurteilt ist?«
    »Ja, könnte man sagen«, sagte der Major und suchte nach seiner Brille, bis Åke Stålhandske ihn diskret darauf hinwies, daß er sie sich in die Stirn geschoben hatte. »Das kann man wirklich sagen. In unserem Fall bedeutet es, daß es nicht möglich war, diesen, wie hieß er noch, Kapitän von Otter auszuspionieren. Man kann dadurch deutschen Interessen nicht schaden, durch nichts, wie sehr man es auch versucht, sozusagen. Da er ja im Gegensatz zu den anderen kein deutscher Agent oder so was war.«
    »Was zum Teufel sagst du da?« sagte Åke Stålhandske, dessen Haltung sich jetzt blitzschnell änderte. »Was zum Teufel sagst du da? War dieser von Otter denn kein deutscher Informant oder so?«
    »Nein«, sagte der alte Kollege, den die unerwartete Reaktion des jungen Riesen erstaunte. »Habt ihr das nicht gewußt? Das steht doch hier alles in dem ausführlichen Memorandum, auf das im Urteil verwiesen wurde. Übersetzt und fertig. Sollte ich das denn nicht machen?«
    Åke Stålhandske riß die drei Seiten lange Übersetzung an sich, stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und las so schnell er vermochte.
    Auf Antrag der Verteidiger hatte der Volksgerichtshof Auskünfte über die Schweden eingeholt, die in den Akten erwähnt wurden. Der Chef des militärischen deutschen Nachrichtendienstes in Göteborg, ein Herr Rothe, hatte angegeben, sowohl der Polizeibeamte Jubelius wie der Obergefreite Andersson seien als Informanten tätig gewesen, manchmal gemeinsam und mitunter unabhängig voneinander. Was eine ihrer angeblichen Quellen anging, einen gewissen Kapitän von Otter beim schwedischen Marinestab in Göteborg, hatte sich ergeben, daß die beiden die Neigung hatten, die Qualität ihrer Angaben zu

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