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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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installieren?«
    »Ja. Jetzt dürfte der richtige Moment sein.«
    Sie überprüften, daß die Bänder liefen und eine Zeitlang nicht ausgewechselt zu werden brauchten, und gingen dann in den Sonnenschein hinaus. Sie hatten sich noch nicht an dieses Licht gewöhnt, dieses unglaubliche Licht, und installierten ihre Antenne.
    Dann schrieben sie ihre Mitteilung im Klartext, schalteten den Minicomputer ein und entließen ein kurzes Geheul in den Ä- ther.
    Die Morgenzeitungen waren noch nicht auf dem neuesten Stand. In den Redaktionen schaffte man es gerade noch in panischer Hast, die Titelseiten zumindest der Stockholmer Ausgaben umzubauen. Die Ausgaben für das Land jedoch, und da vor allem die Leitartikel, sahen nicht allzu lustig aus, wenn man sie vor dem Hintergrund der tatsächlichen Geschichte las. Es war ja nicht nur so, daß sich der Inhalt auf dramatische Weise als überholt darstellte. Einige Ansichten über den Lebenswandel der Regierungsmitglieder, Achtung von Sozialdemokraten vor der Demokratie, die Bedeutung dessen, daß die Regierung staatliche Institutionen nicht dazu einsetzt, unpassende Liebesaffären von Kabinettsmitgliedern zu tarnen, und andere Dinge dieser Art nahmen sich etwas peinlich aus.
    Carl setzte voraus, daß Samuel Ulfsson sich nicht damit begnügt hatte, nur die Morgenzeitungen zu lesen, sondern schon die eigentliche Lage kannte. Zwar ungebeten, aber dennoch wie selbstverständlich begann er seinen Tag damit, auf direktem Weg zu Sam zu gehen.
    Carl fühlte sich auf eine eigentümliche und für ihn vollkommen unerklärliche Weise gereinigt. Als hätte er sich für den Rest des Lebens von Mauschelei befreit.
    Samuel Ulfsson war tatsächlich mit der Wendung der Affäre in der letzten Nacht vertraut. Sein Telefon war nicht gerade stumm geblieben.
    Sie widmeten der Sache nur flüchtiges Interesse, da Samuel Ulfsson etwas weit Wichtigeres auf dem Herzen hatte. Er schob Carl eine Funkmitteilung im Klartext über die morgenfrische Schreibtischplatte, die noch keinerlei Spuren von Zigarettenasche auf wies.
    Dieser las, während Samuel Ulfsson sich zufrieden einen sauberen Kristallaschenbecher hinstellte und fast übertrieben genußvoll eine Zigarette anzündete.
    »Was sagst du dazu?« fragte er, als er sah, daß Carl zu Ende gelesen hatte.
    »Phantastisch gut gemacht, muß ich sagen. Ein fast hundertprozentiges Ergebnis. Wirklich sehr gut.«
    »Dann bleibt also nur noch die Schlußphase«, sagte Samuel Ulfsson mit kaum wahrnehmbarem Nachdruck. Es war trotzdem ein Signal, das Carl nicht entging.
    »Ja«, erwiderte dieser düster. »Jetzt willst du also, daß auch ich dort hinfahre und für die Jungs in letzter Sekunde die Kastanien aus dem Feuer hole.«
    »Korrekt.«
    »Und du möchtest mir immer noch keine näheren Anweisungen oder operativen Einschränkungen geben?«
    »Nein, nichts anderes als das, was ohnehin in deinem unleugbar sehr avancierten operativen Gemüt Platz hat. Und in deinem manchmal etwas weiten Gewissen. Ich lege aber großen Wert darauf, daß es dir gelingt, die Ware zu liefern.«
    Carl nickte, sagte aber nichts. Er war der Meinung, daß es nichts zu sagen gab. Einwendungen würden ohnehin nicht helfen, und überdies hatte er schon daran zu arbeiten begonnen, wie er die Niederlage irgendwie umwandeln konnte. Denn es war eine Niederlage, die Operation zu übernehmen, nachdem Joar und Åke alles so absolut perfekt erledigt hatten.
    Es mußte irgendein besonderer Vorteil darin liegen, von einem zusätzlichen Streifen am Ärmel abgesehen, daß gerade er die Schlußphase leitete. Er nickte düster und etwas nachdenklich, als er aufstand, um zu gehen.
    »Du fliegst in zwei Stunden über Oslo nach Narvik. Dieser norwegische Polizist holt dich am Flughafen ab«, sagte Samuel Ulfsson mit ausdruckslosem Gesicht, als Carl schon dabei war, den Raum zu verlassen.
    »Jetzt aber, verdammt noch mal«, sagte Kapitän Seebär und baute sieben dicke Aktenordner vor Rune Jansson auf, »jetzt werden wir verdammt noch mal alles herausfinden, was die herausgefunden haben können.«
    »Himmel, so viel? Haben sie sich in all das reingekniet? Aber vielleicht hat es sie dazu gebracht, irgendwie das Interesse zu verlieren, da es dir auch so gegangen ist«, sagte Rune Jansson. Er fühlte sich eigentümlich skeptisch und begeistert zugleich.
    »Ja, ihr Chef hat so etwas gesagt, als ich ihn heute morgen anrief. Er sagte, der militärische Teil sei geklärt, und bald könne es möglicherweise Material geben,

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