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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wird.
    Nya Varvet, den 3. September 1945 Adolf Cassel, Stabschef Marinedistrikt Westküste »Das nenne ich eine positive Nachricht«, sagte Carl nachdenklich, »aber ich vermag nicht zu sehen, was daran für uns entscheidend sein soll. Wo habt ihr das gefunden?«
    »Im Kriegsarchiv. Er hat eine kleine persönliche Aktensammlung hinterlassen. Das war früher so üblich. Das hier war seine Botschaft an die Nachwelt«, sagte Åke Stålhandske.
    »Er wollte dort auf ewig einen Freibrief liegen haben, falls etwas Unangenehmes aus der Vergangenheit auftauchte. Ja, aber was beweist denn das eigentlich?« fragte Carl skeptisch.
    »Daß die schwedische Marine ihn schon 1945 von all diesen idiotischen Verdächtigungen reingewaschen hat und daß er diese Ehrenrettung für die Nachwelt erhalten wollte«, stellte Samuel Ulfsson fest, während er Champagner nachschenkte und Beata hereinrief, die ebenfalls ein Glas erhielt.
    Beata hatte etwas zu erledigen gehabt und war gerade hereingekommen. Es dauerte einige Zeit, bis sie alle begrüßt und Carl gratuliert hatte.
    »Aber wenn du schon nicht an einen Freispruch des schwedischen Militärs glaubst«, fuhr Samuel Ulfsson fort, »wie wäre es dann mit einem Freispruch der damaligen deutschen Behörden?«
    »Einfach fabelhaft«, lachte Carl, »aber das kann doch nicht euer Ernst sein?«
    »Doch, darauf kannst du Gift nehmen!« entgegnete Samuel Ulfsson und zeigte einige Dokumente, die er auf dem Rücken versteckt hatte.
    Carl brauchte drei Minuten, um sie zu lesen, und stellte dann fest, damit sei die Sache selbstverständlich erledigt. Dann ging ihm auf, was das bedeutete.
    »Unser ehrenwerter Mörder hat also den falschen Mann erschossen«, sagte er nüchtern.
    Die anderen nickten nachdenklich. Sie hatten schon Zeit gehabt, sich an die Vorstellung zu gewöhnen.
    Carl fragte, wie all das herausgekommen sei, und Samuel Ulfsson übernahm schnell das Wort von Åke Stålhandske, der schon dabei war, das Ganze allzusehr als glücklichen Zufall darzustellen.
    Samuel Ulfsson war natürlich strahlender Laune, denn soweit es ihn betraf, hatte die Operation Truthfinding ja tatsächlich zum Ziel geführt. Joar und Åke hätten eine phantastische Arbeit geleistet, sagte er. Ja, und die Schlußphase des Unternehmens sei auch nicht von schlechten Eltern gewesen.
    Carl wußte nicht, ob er sich dafür entschuldigen sollte, daß er nie an die Unschuld dieses von Otter geglaubt hatte. Er kam jedoch zu dem Schluß, daß er als frischgebackener Vater für nichts geradezustehen hatte, zumindest nicht im Augenblick.
    Beata solle mehr Champagner holen, befahl Samuel Ulfsson, aber Joar kam ihr zuvor und sagte, sie solle sich setzen, er werde das erledigen.
    »Ich habe die Spitze schon verstanden, aber sie war gut«, sagte Samuel Ulfsson. »Diese modernen jungen Offiziere. Ich nehme an, du wirst auch Vaterschaftsurlaub nehmen, Carl?«
    »Ja, das hatte ich mir gedacht«, erwiderte Carl munter und löste damit dumpfes Erstaunen im Raum aus.
    Rune Jansson stand mit seiner Frau in der Küche und schälte Zwiebeln. Er war besserer Laune, als sie seit sehr langer Zeit an ihm gesehen hatte. Sie wollten Spaghetti mit Hackfleischsauce machen, da er so früh nach Hause gekommen war. Um es richtig zu feiern, hatten sie beschlossen, daß ihre Tochter das Gericht bestimmen durfte.
    »Wie steht’s? Bist du endlich darauf gekommen?« fragte seine Frau aufmunternd und kippte die gehackten Zwiebeln in eine Bratpfanne.
    »Ja, ich glaube, das bin ich«, sagte Rune Jansson und pfiff leise vor sich hin, als er ein Paket mit Gehacktem auswickelte, »ich glaube es tatsächlich. Es war eine Kleinigkeit, die zunächst genauso unbedeutend wie lächerlich wirkte. Man liest so etwas einmal, und dann vergißt man es. Erinnerst du dich noch, daß ich von dieser verrückten Alten erzählt habe?«
    »Die keine Norweger mochte?«
    »Ja, genau die. Es schien ja so nebensächlich zu sein, und diese Buchstaben, an die sie sich zu erinnern glaubte, hätten ja bedeutet, daß der Wagen irgendwo im Norden Norwegens registriert war. Aber ich glaube, sie hat recht. Und jetzt legen wir los.«
    »Ein norwegischer Mörder also?«
    »Ja. Oder zwei. Wahrscheinlich zwei, wenn es so ist, wie ich und Kapitän Seebär glauben.«
    »Und was glaubt ihr denn? Kannst du mal das Sieb hier halten? Was glaubt ihr?«
    »Wir haben erst falsch gedacht. Wir haben uns an alten Morden in Göteborg während des Krieges festgebissen und an Spionagegeschichten. Unsere

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