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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Beobachtungen hätten machen können, so daß noch Hoffnung bestehe.
    Was die Familie des Generals anging, hatte ein etwas eingehenderes Verhör von Frau af Klintén einen überraschenden Widerspruch in der Familie zutage gefördert. Außer dem Sohn, dem Senatspräsidenten, der zum Zeitpunkt des Verbrechens mit einigen Richterkollegen in Stockholm an einem Essen teilgenommen hatte, gab es noch eine Tochter in der Familie, die, um es altmodisch auszudrücken, von ihrem Vater fast verstoßen worden war.
    Es war der Vater, also der Ermordete, der, wie Kapitän Seebär aus seinen Aufzeichnungen vorlas, »seine schützende Hand schon vor vielen Jahren von seiner Tochter zurückgezogen hatte«.
    Diese Entscheidung hatte einen hauptsächlich politischen Hintergrund. Die Tochter war Ärztin am Sahlgrenska in Göteborg. Sie hieß Louise Klintén. Das adlige »af« vor dem Namen hatte sie abgelegt. Was möglicherweise daran lag, daß sie Kommunistin war, Mitglied der vermutlich letzten kommunistischen Organisation Schwedens, KPML-r in Göteborg. Inzwischen hatte sich herausgestellt, daß Säk eine ganze Reihe von Informationen über Dr. Louise Klintén und ihren Bekanntenkreis hatte. Sie hatte unter anderem freiwillig als Ärztin bei den kurdischen Guerilleros in der Türkei gearbeitet und wurde von der französischen Sicherheitspolizei verdächtigt, vor zwei oder drei Jahren bei der Rückkehr von einem Aufenthalt in der Türkei Flüssigsprengstoff nach Europa gebracht zu haben.
    Säk zufolge gehörte Louise Klintén zu einer Zelle im Sahlgrenska-Krankenhaus, die aus mehreren Ärzten und Krankenschwestern bestand, denen Terroristensympathien nachgesagt wurden. Am Rande dieser Zelle waren folglich Personen zu erkennen, die revolutionären Kurdenorganisationen angehörten oder ihnen nahestanden.
    Selbstverständlich war es dieser politische Hintergrund, der zu so großen Unstimmigkeiten in der Familie geführt hatte, daß der Vater, der ermordete General, seiner Tochter ganz einfach verboten hatte, nach Hause zu kommen oder sich auch nur in der Nähe des Elternhauses zu zeigen. Der alte General hatte nach Aussagen seiner Frau sehr entschiedene Ansichten über Kommunisten gehabt.
    Ja, und dann, so Kapitän Seebär, habe Säk plötzlich mit eigenen Ermittlungen begonnen. Sie hätten über ihre Niederlassung in Göteborg eine Art Überwachung eingeleitet. Damit erhebe sich die Frage, wie sich die Polizei in Norrköping zu der Kollisionsgefahr stellen solle.
    Rune Jansson ließ einen tiefen Seufzer hören. Es war also schlimmer, als er geahnt hatte. Doch alle sahen ihn an, und er mußte etwas sagen, vorzugsweise etwas, was das neuernannte Mitglied der Gruppe nicht unnötig verletzte. Säk würde von nun an also mit von der Partie sein. Dagegen war kaum etwas zu machen.
    »Ich sehe keine Kollisionsgefahr«, begann Rune Jansson im Brustton der Überzeugung, was ihn selbst erstaunte. »Selbstverständlich können wir Frau Dr. Klintén auf die übliche Weise verhören. Wenn sie schuldig ist, dürfte es sie kaum erstaunen, und wenn sie unschuldig ist, kann es ihr nicht schaden. Welche ›Form von Überwachung‹ Säk in Göteborg betreibt, können wir uns vielleicht vorstellen, aber erstens hat das mit der normalen Polizeitätigkeit nichts zu tun, und zweitens stelle ich mir vor, nun ja, ich hoffe es jedenfalls, daß die Leute von Säk die Güte haben werden, ihre Erkenntnisse an die hiesige Fahndungsleitung weiterzugeben, falls sie überhaupt etwas herausfinden.«
    »Sollen die Kollegen in Göteborg sie verhören, oder wollen wir es selbst tun?« fragte Kapitän Seebär.
    »Ich schlage vor, wir tun es selbst. Vielleicht ergibt sich etwas Wichtiges. Dann ist es gut, wenn bei uns jemand den vollen Einblick hat. Kannst du das übrigens nicht selbst übernehmen? Du fällst in Göteborg ja nicht gerade auf«, entgegnete Rune Jansson schnell und ohne jede Absicht, sich über den Kollegen lustig zu machen.
    »Ja, gern, zum Teufel«, gluckste Kapitän Seebär mit übertriebenem Göteborg-Dialekt.
    Danach waren nur wenige weitere Entscheidungen zu treffen. Die Vernehmungsgruppe sollte sich mit der Vergangenheit des Opfers beschäftigen, seinem Bekanntenkreis, Jugendfreunden, eventuellen Liebesaffären, Feinden und Freunden in der Armee, mit allem, was sich zutage fördern ließ.
    Doch das war ja fast eine Selbstverständlichkeit. Denn eines zeichnete sich jetzt schon ab - daß es eine langwierige Ermittlung werden würde. Damit war die Konferenz

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