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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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So wurde er effektiv an den Schreibtisch gefesselt und brauchte nicht Gefahr zu laufen, als sein eigener Mythos in der Öffentlichkeit zu landen.
    Es brachte jedoch auch mit sich, daß diese Montagstreffen langwierig und kompliziert werden konnten, da in der bearbeitenden Analyse so viele unterschiedliche Themen zusammengefaßt werden mußten. Der sowjetische Unterwasserverkehr in schwedischen Territorialgewässern ging weiter, wie es den Anschein hatte, vollkommen unabhängig von der gesamten Perestroika. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollten politisch und operativ bewertet werden. Gleichzeitig sollte der Versuch unternommen werden, die Entwicklung im Baltikum zu analysieren und einzuschätzen, wie hoch das Risiko war, daß gerade die Entwicklung im Baltikum zum Sturz Gorbatschows führen könnte - womit selbstverständlich die Forderung verbunden war, daraus Schlußfolgerungen für die strategische Planung der schwedischen Streitkräfte zu ziehen. In Wahrheit beschäftigte man sich damit, die Zukunft der ganzen Welt zu beurteilen, als bestünde sie aus einem einzigen System von Dominosteinen.
    So konnte es nicht ausbleiben, daß es bei diesen Konferenzen manchmal drunter und drüber ging, wie Stålhandske es ausgedrückt hätte.
    An diesem Montag ging es besonders drunter und drüber. Und dennoch hatte Carl, Zukunft der Welt hin, Zukunft der Welt her, etwas auf dem Herzen, was nicht auf der vorläufigen Tagesordnung stand und was er selbst als schwieriger und auch als wichtiger ansah als den eventuellen Zerfall der Sowjetunion.
    Die Uhr ging auf elf, bevor es soweit war.
    »Nun«, sagte Samuel Ulfsson erleichtert und drückte seine sechsundzwanzigste Vita Bond aus - Carl hatte spaßeshalber mitgezählt -, »das dürfte dann wohl alles sein. Zusammenfassung und drei Kopien, strenge Geheimhaltung dieser Sache mit den U-Booten, alles andere wie üblich.«
    Sam stand auf, streckte sich etwas und trat an ein Fenster, um es zu öffnen. Seit einer halben Stunde schneite es nicht mehr, und das Sonnenlicht schnitt scharf durch die Rauchvorhänge des Zimmers.
    »Doch, da ist noch etwas«, sagte Carl mit angestrengter Beherrschung und legte zwei schriftliche Geständnisse auf den frisch aufgeräumten dunkelbraunen Schreibtisch seines Chefs. Samuel Ulfsson witterte sofort Unrat. Da war etwas Unbestimmtes in Carls Tonfall. Ulfsson ging schnell wieder zum Schreibtisch zurück, begann zu lesen und zündete sich schon nach wenigen Zeilen eine neue Zigarette an.
    Carl wartete und bemühte sich dabei, alle Gefühle und Erwartungen sowie jeden Gesichtsausdruck auszulöschen.
    »Das hier sieht wirklich nicht gut aus«, sagte Samuel Ulfsson und betonte dabei jedes Wort. Wie in Zeitlupe legte er die beiden Berichte auf die braune Schreibtischplatte zurück, »wirklich nicht gut. In Wahrheit ist es eine gottverdammte Katastrophe.«
    »Ja«, sagte Carl, »so könnte man es vielleicht ausdrücken.
    Eine Katastrophe. Aber so was passiert nun mal.«
    »So was passiert nun mal?«
    »Ja.«
    »Aber das hier sieht wirklich beschissen aus.«
    »Ja, das ist es. Aber jetzt ist es passiert. Und damit stellt sich die Frage, was wir unternehmen sollen.«
    »Leider müssen wir die Jungs feuern.«
    »Warum?«
    »Mußt du das noch fragen?«
    »Ja. Ich frage nach deinem offiziellen Grund. Die Gewerkschaftsregeln gelten nämlich sogar für die Offiziere des Nachrichtendienstes.«
    »Ich soll also keine Leute feuern können, die gegen die Gesetze verstoßen? Das ist zwar die weniger ernste Seite der Angelegenheit, ernst ist vielmehr, sagen wir, die Indiskretion. Ich nehme aber an, daß es verboten ist, Staatsbürger zu mißhandeln, und sei es aus den edelsten Motiven. Also Gesetzesübertretung. Also werden sie gefeuert.«
    »So einfach ist es nicht.«
    »Aha.«
    »Nein.«
    »Klären Sie mich auf, Herr Fregattenkapitän.«
    »Yes, Sir!«
    »Sei nicht albern, sondern klär mich auf.«
    »Zu einem Verstoß gegen Gesetze kommt es erst, wenn du die Sache bei der Polizei anzeigst. Die Mühlen der Gerechtigkeit werden dann mit großer Wahrscheinlichkeit Gesetzesübertretungen feststellen. Eine der Konsequenzen unter anderem: Gefängnis für Leutnant Stålhandske und Leutnant Lundwall.«
    »Wenn ich sie bei der Polizei anzeige?«
    »Genau. Du bist derjenige, der die geheimen Berichte auf den Tisch bekommen hat. Auf dem Dienstweg.«
    Samuel Ulfsson verstummte, drückte seine Zigarette aus und zündete sich sofort eine neue an. Ihm ging auf, daß Carl die Sache

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