Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Stunde um Stunde.
    Rune Jansson saß mit einem Glas warmer Milch an seinem Küchentisch und starrte in die Nacht. Es war ihm unmöglich zu schlafen, und warme Milch war die einzige Medizin, die ihm eingefallen war. An Schlaftabletten hatte er noch nie gedacht.
    Die Ermittlung lief Gefahr, aus dem Ruder zu laufen. Und wenn jemand direkt dafür verantwortlich war, einer Katastrophe entgegenzuwirken, dann er.
    Die späte, verspätete Konferenz beim Polizeipräsidenten hatte nichts Gutes ahnen lassen. Grundsätzlich war nichts dagegen einzuwenden, die Reichskripo in die Ermittlung einzubeziehen, das gab Rune Jansson ohne weiteres zu. Es konnte beispielsweise in Betracht kommen, überall im Land alte Militärs aufzuspüren, und je mehr Männer zu solchen Reisen aufbrechen konnten, um so besser. Soweit war alles gut.
    Hingegen konnte es nur Unannehmlichkeiten bedeuten, wenn die Sicherheitspolizei parallele Ermittlungen betrieb, und den geheimnisvollen Formulierungen des Polizeipräsidenten hatte Rune Jansson nichts anderes entnehmen können. Er hatte zwar einzuwenden versucht, daß die Polizei in Norrköping durchaus fähig sei, diese Kurden und Kommunistentheorie als unzutreffend zu erweisen. Aus diesem Grund sollte Kapitän Seebär, also Gustafsson vom sechsten Dezernat, noch ein paar Tage in Göteborg bleiben, um alle Tatsachen zusammenzufegen, damit sich diese Hauptspur von der Tagesordnung streichen ließ.
    Aber der neue Mord in Uppsala stellte natürlich alles auf den Kopf. Diesmal war es ein Admiral in etwa dem gleichen Alter wie der ermordete General. Bis jetzt war dies das einzige Bindeglied zwischen den beiden Mordopfern. Beide waren pensionierte hohe Militärs. Sie waren von einem unbekannten Täter ermordet worden, und die Morde schienen keine gewöhnlichen schwedischen Morde zu sein, das heißt Familienangelegenheiten. Natürlich konnte irgendein Zusammenhang bestehen.
    Der Umstand jedoch, den Säk offenbar vorgebracht hatte, daß in Uppsala zahlreiche Kurden lebten, war kein Anknüpfungspunkt, kein Bindeglied. Schließlich gab es auch an der Universität in Linköping zahlreiche Kurden, wie übrigens auch Iraner, Türken und Araber und Angehörige anderer Völker, von denen die Säpo keine hohe Meinung hatte.
    Wenn man aus eigener Kraft diese Kurdentheorie im Fall af Klintén streichen konnte, würde ein solches Verdachtsmoment im Admiralsmord nur zeigen, daß die beiden Fälle nichts miteinander zu tun hatten.
    Das hohe Alter der beiden Opfer deutete auf etwas anderes hin. Es hing mit der Vergangenheit zusammen, mit dem Zweiten Weltkrieg.
    Die Kriminalabteilung in Uppsala hatte es natürlich an einem einzigen Tag nicht sehr weit gebracht. Soweit man dort erkennen konnte, ging es um einen einzigen Schuß, offenbar einen Gewehrschuß durch ein Fenster. Da die Schußlinie durch die Position des Opfers im Verhältnis zum Einschußloch im Fenster gegeben war, hatte man schnell die Stelle gefunden, von der der Schuß abgefeuert worden war, und eine Gewehrpatrone gesichert, einige Fußabdrücke und möglicherweise, aber natürlich war das etwas unsicherer, eine Reifenspur in der Nähe. Es gab die ungenaue Beschreibung eines silberfarbenen Kleinwagens. Es kamen zahlreiche Automodelle in Frage.
    Das Opfer war diesmal ohne Erklärungen und ohne irgendwelche Racheriten einfach hingerichtet worden. Die Vorgehensweise des Täters war also im Grunde vollkommen anders. Warum sollten die beiden Fälle da automatisch zusammenhängen?
    Natürlich würde man alle nur denkbaren Vergleiche anstellen, was sich um so einfacher bewerkstelligen ließ, wenn die Reichskripo schon eingeschaltet war. Das war normale Arbeitsroutine und nichts Besonderes.
    Aber der eigentliche Grund für Rune Janssons Schlaflosigkeit war diese Sache mit Säk. Das war besorgniserregend und nagte an ihm. Wenn sie wieder anfingen, Kurden zu jagen, und das mit Methoden, die auch nur entfernt an das erinnerten, was bei der Jagd nach Olof Palmes Mörder geschah, wäre nirgends in der Welt eine geordnete Polizeiarbeit möglich. Alles würde in einem einzigen Chaos aus Nebenskandalen, Ermittlungen des Kronanwalts oder anderer Staatsanwaltschaften zusammenbrechen, und, was wohl am schlimmsten war, eine Presse und Werbekampagne um die eigene listige Arbeit erzeugen, die jedem denkbaren Zeugen tiefe Angst einjagen würde.
    Rune Jansson machte sich einen neuen Becher Milch warm. Er glaubte zwar nicht, daß die Milch irgendeine Wirkung hatte, aber er wollte mehr tun,

Weitere Kostenlose Bücher