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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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als nur aus dem Küchenfenster zu starren.

5
    Carl hatte einen seltsam gehetzten Tag mit zahlreichen wechselnden Aufgaben hinter sich. Am Vormittag hatte er ein paar Skinheads in deren Wohnungen besucht. Sie waren vor kurzem aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Gipsverbände um Ellbogen und Knie waren noch nicht mit Genesungswünschen und Namen vollgekritzelt. Er hatte ihr Schweigen unter Hinweis auf die unerhört wichtigen Interessen der nationalen Verteidigung erkauft, die auf dem Spiel stünden, und auf die unerhört bedeutungsvollen Einsätze für das geliebte Vaterland verwiesen, die für die Jungnazis leicht zu bewerkstelligen waren. Sie brauchten nämlich nur ein einfaches Bestechungsgeld in Form einiger ungefalteter Tausender ohne Quittung anzunehmen. Diese Tausender entstammten angeblich einem Geheimfonds des Nachrichtendienstes für besonders wichtige nationale Interessen, und so weiter.
    Nicht einmal das entsprach den Tatsachen, denn es handelte sich um Carls persönliche Geldmittel. Was einen erheblichen Unterschied machen würde, falls es zu einem Skandal und einer Bestechungsaffäre kam.
    Anschließend hatte er etwa eine Stunde in einer Besprechung mit seinen Immobilienverwaltern zugebracht und zweimal einen Dreieckstausch organisiert. Dabei waren eine Zwei-Zimmer-Wohnung auf Gärdet und eine weitere auf Kungsholmen frei geworden, und zwar in Mietshäusern, die weder mit Carl noch einer seiner Firmen in Verbindung zu bringen waren. Überdies hatte er fast nebenbei ein paar Geschäfte gemacht oder zumindest einige Dokumente unterzeichnet, die das notwendige Kaufkapital freimachen sollten. Es sah alles fast aberwitzig aus, doch die Risiken waren gering.
    Einer der ehemaligen Finanz und Industrieheroen des Landes hatte Konkurs angemeldet und war als Schwindler im Gefängnis gelandet, während seine Berater ein paar hundert Millionen an sich gerafft und dann mit dem Finger auf den Schurken gezeigt hatten, der überdies Ausländer war, ein Araber. Da er A- raber war, wurde behauptet, die Verlogenheit stecke ihm in den Genen, dazu noch anderes, was bei schwedischen Börsengaunern angeblich nicht in den Genen zu finden sei.
    Der arme Schwindler, falls er nun einer war, hatte jedenfalls Schulden in Höhe von 1 300 Millionen Kronen hinterlassen, eine Summe, die er selbstverständlich nie würde zurückzahlen können. Es waren hauptsächlich zwei Banken, die diese in höchstem Maße unsicheren Forderungen hatten.
    Die Grundidee war einfach. Carl sollte über eine seiner Immobilienfirmen die Schulden aufkaufen, das heißt die Forderungen an den verlogenen et cetera Araber, und zwar zu dem moderaten Preis von dreißig Millionen Kronen.
    Auf diese Weise erhielten die Banken wenigstens dreißig Millionen statt gar nichts, und so besaß Carl eine Schuld von 1 300 Millionen. Was der sozialdemokratischen Steuergesetzgebung Schwedens zufolge ein glänzendes Geschäft war. Da die Schuld auf zweihundert Kommanditgesellschaften aufgeteilt werden konnte, von der jeder eine kleine, überschaubare Schuld zugeteilt wurde. Diese Kommanditgesellschaften, Triton 1, Triton 2, Triton 3 und so weiter bis hin zu Triton 200, konnten auf dem freien Markt zu dem attraktiven Preis von zwei Millionen pro Stück angeboten werden.
    Doch wer will ein Unternehmen für zwei Millionen kaufen, auf dem eine Schuld von sechzig Millionen Kronen lastet? Ganz einfach : jeder vernünftige Geschäftsmann. Eine solche Schuld würde in jedem beliebigen Unternehmen jedes Öre Gewinn auslöschen, ohne daß die Schuld mehr als lächerliche zwei Millionen gekostet hatte. Ein glänzendes Geschäft für alle Beteiligten, abgesehen vielleicht von dem im Gefängnis einsitzenden Araber.
    Der Gewinn, den Carls Berater knapp und konservativ berechnet hatten, was ihn betraf, nach Zinskosten und nach großzügigen Provisionen für die Berater, die zwar die Idee gehabt hatten, aber nicht das Kapital, belief sich auf mindestens neunzig Millionen Kronen. Und das nach Steuern.
    Vielleicht hätte Carl sich an einem gewöhnlichen Tag nicht darauf eingelassen. Es war jedoch ein schwieriger Tag, an dem er keine Sekunde aufhörte zu schwitzen, als würde ihn der Schweiß nach dem Morgentraining beharrlich den ganzen Tag begleiten.
    Kaum hatte er das Büro verlassen, vergaß oder verdrängte er das Geschäft und bestieg ein Taxi, das ihn zum Generalstab bringen sollte.
    Dort oben wartete Joar Lundwall schon auf ihn, da Carl entgegen seiner Gewohnheit zu spät kam.
    »Ich

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