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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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habe eine Idee, Joar. Ich habe eine Sache arrangiert, die dir gefallen wird, wie ich glaube«, begann er ohne Umschweife, nachdem er den Mantel aufgehängt hatte.
    Joar Lundwall sah ihn mürrisch an. Das war ein Hinweis darauf, daß er schon wußte, wie Åke gefeuert oder »zu der taktischen Nachrichtenreserve versetzt« worden war.
    »Man wird mich natürlich zum Kapitänleutnant befördern«, brummelte Joar Lundwall, ohne auch nur die geringste Begeisterung zu zeigen.
    »Ja. Der Form halber wirst du auch ein paar Kurse unten bei der Militärhochschule belegen, aber das dürfte dich nicht sehr belasten. Ich möchte dein Gehalt erhöhen, und dazu gibt es keine andere Methode, als das Gehalt mit einer bestimmten Zahl von Streifen am Ärmel zu kombinieren, ja, in deinem Fall bedeutet es natürlich Sterne auf der Schulterklappe.«
    »Falsch. Die Küstenartillerie hat jetzt blaue Uniformen mit Streifen. Man hielt es nämlich für ungerecht, daß die eine Waffengattung der Marine schöne Uniformen trägt, während die anderen wie Infanteristen herumlaufen müssen, verstehst du? Zwiebelförmige Ösen statt runder. Dann also noch ein Streifen.
    Demütigsten Dank.«
    »Schwerwiegende Einwände dürftest du kaum vorbringen können? Sterne oder zwiebelförmige Ösen?«
    »Nein, aber Al tut mir leid.«
    »Du meinst Åke?«
    »Ja, aber in San Diego haben wir ihn Al genannt. Dort kann ja kein Mensch Åke aussprechen.«
    »Åke hat die Familie nicht verlassen, glaub das ja nicht. Erstens ist es vielleicht nur eine vorübergehende Versetzung, solange über diese Geschichte mit der Nazibrut kein Gras gewachsen ist. Zweitens will ich auch ihn befördert sehen, und dies war die einzige Möglichkeit dazu. Er kann ja dort unter den IBM-Maschinen nicht nur so eine Art Diskjockey für dich sein. Ja, und dann ist da noch einiges andere.«
    Fast kein Wort davon entsprach den Tatsachen. Carl sah Joar Lundwall forschend an, ob dieser ihn durchschaute. Er glaubte es nicht und ging schnell zur nächsten Frage über.
    »Ich habe dir eine Wohnung besorgt. Du kannst wählen. Zwei Zimmer auf Gärdet oder zwei Zimmer auf Kungsholmen.«
    Zu Carls Enttäuschung weckte sein Angebot keinen sichtbaren Enthusiasmus, eher im Gegenteil. Joar Lundwall hatte den Verdacht, daß irgendein heimlicher Gedanke dahintersteckte, und nach kurzer und nicht sehr diplomatischer Argumentation sagte er offen, er glaube, Carl habe ganz einfach etwas gegen einen untergebenen Offizier einzuwenden, der bei seiner Mutter wohne. Als wäre es irgendwie peinlich, von seiner, Joars, sexueller Veranlagung zu wissen, als müsse man sie verbergen, als würde ihm jetzt schlimmstenfalls eine Art Kur angeboten, denn es gelte wohl als besonders unmännlich oder zumindest als heterosexuell unmännlich, zu Hause bei der Mutter zu wohnen.
    Das Problem mit Joars Reaktion bestand darin, daß sie in ihren Schlußfolgerungen nicht unkorrekt war. Carl betonte jedoch entschieden, daß jeder, der in der operativen Sektion arbeite, mitten in der Nacht erreichbar sein und daß man ihn jederzeit und mit jedem beliebigen Fahrzeug abholen können müsse. Operateure müßten sich vielleicht auch auf eine Weise ausrüsten, die nicht jeder Mutter gefiel. Selbst bei der arglosesten Mutter konnte man sich ja vorstellen, daß sie gewisse Schlüsse zog, wenn man schwarze Messerklingen am Handgelenk befestigte oder eine Pistole im Schulterholster oder eine schallgedämpfte deutsche Maschinenpistole mitnahm.
    Joar Lundwall gab natürlich nach. Kein Großstadtbewohner der ganzen Welt kann, wenn er noch bei Sinnen ist und den Respekt seiner Umgebung behalten will, zu einer kostenlosen, zentral gelegenen eigenen Wohnung nein sagen.
    Sie wurden von Sams Sekretärin unterbrochen, die sich über die Gegensprechanlage meldete. Sam wünschte Carl zu sprechen.
    »Ich komme«, erwiderte er, schaltete die Anlage aus und wandte sich wieder Joar zu.
    »Also, was ist dir lieber? Kungsholmen oder Gärdet, Aussicht auf grüne Felder und das ferne Meer oder die Aussicht auf den Riddarfjärden?«
    Während Joars Bedenkzeit kramte Carl zwei Verträge hervor und zeigte mit einer Handbewegung in Richtung Chef, daß er es eilig hatte.
    »Riddarfjärden, bitte«, sagte Joar und sah endlich etwas fröhlich aus.
    »Gut. Hier ist der Vertrag in zwei Ausfertigungen. Unterschreib die eine und gib sie mir, die zweite behältst du. Die Schlüssel bekommst du bei einem Hausmeister, der Andersson heißt. Er wohnt im Erdgeschoß. Wenn es eine

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