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Gullivers Reisen

Gullivers Reisen

Titel: Gullivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Swift
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vier Quartiere eintheilen, sind fünf Fuß breit. Die Gassen und Durchgänge, in die ich nicht hinein konnte, sondern die ich nur von Weitem im Vorübergehen sah, sind zwölf bis achtzehn Zoll breit. Die Stadt ist groß genug um fünfhundertausend Seelen zu enthalten. Die Häuser sind drei bis fünf Stockwerke hoch, die Läden und Märkte reichlich mit Waaren versehen.
    Des Kaisers Palast liegt im Mittelpunkte der Stadt, wo die beiden Hauptstraßen sich kreuzen; er wird von einer zwei Fuß hohen Mauer umringt, die zwanzig Fuß von den übrigen Gebäuden entfernt liegt. Ich hatte die Erlaubniß Seiner Majestät, über diese Mauer zu schreiten. Da der Raum zwischen derselben und dem Palast weit genug war, konnte ich mir letzteren von jeder Seite leicht besehen. Der äußere Hof ist ein Viereck von vierzig Fuß und schließt zwei andere ein. Im Inneren befinden sich die königlichen Zimmer, die ich zu sehen wünschte; dies war aber sehr schwierig, denn die großen Thore, die von einem Viertel zum andern führten, waren nur achtzehn Zoll hoch und sieben Zoll breit. Da nun auch die Gebäude des äußern Hofes wenigstens fünf Fuß hoch waren, vermochte ich nicht über sie wegzuschreiten, ohne die Zinnen des Palastes zu beschädigen, obgleich die Mauern von gehauenen Steinen erbaut und auch sehr dick waren. Zugleich aber wünschte auch der Kaiser, ich möchte die Pracht seines Palastes schauen. Dies konnte ich erst nach drei Tagen, die ich damit zubrachte, mit meinem Messer die größten Bäume des kaiserlichen Parks abzuhauen, welcher ungefähr hundert Ellen vor der Stadt entfernt lag.

    Aus diesen Bäumen machte ich zwei Schemel von drei Fuß Höhe, die stark genug waren, mein Gewicht zu tragen. Nachdem das Volk zum zweitenmal gewarnt war, ging ich durch die Stadt zum Palast mit meinen zwei Schemeln in der Hand. Als ich an den äußern Hof gelangte, stellte ich mich auf den einen Schemel, hob den andern über das Dach und setzte ihn behutsam nieder auf den Raum zwischen dem ersten und zweiten Hof. Alsdann schritt ich sehr bequem über das Gebäude von einem Schemel auf den andern und zog den ersten wieder zu mir herauf durch einen Stock, der mit einem Haken versehen war. Durch dieses Mittel gelangte ich in den inneren Hof, legte mich dort auf die Seite und hielt mein Gesicht an die Fenster des mittleren Stockwerks, welche deßhalb offen gelassen waren. In demselben erblickte ich die prächtigsten Gemächer, die man sich nur denken kann. Auch sah ich die Kaiserin mit den jungen Prinzen in ihren verschiedenen Wohnungen, umringt von ihren Begleitern. Ihre kaiserliche Majestät hatte die Gnade mir zuzulächeln und reichte mir aus dem Fenster die Hand zum Kuß.

    Hier jedoch werde ich die ferneren Beschreibungen nicht mittheilen, weil ich dieselben für ein größeres Werk verspare, welches zum Druck bereits fertig ist. Dies soll eine allgemeine Beschreibung des Reiches Lilliput, von seiner ersten Entstehung an, und die Geschichte einer langen Reihe von Fürsten enthalten; ferner Berichte über die Kriege, Gesetze, Politik, Gelehrsamkeit, Religion, Pflanzen und Thiere desselben; auch über die besonderen Sitten und Gewohnheiten des Volkes und über anderen sehr wissenswerthen und nützlichen Stoff. Meine Hauptabsicht gegenwärtig ist allein die Darstellung derjenigen Vorfälle und Verhandlungen, die sich, in Betreff des Publikums und meiner selbst, während meines neunmonatlichen Aufenthalts in jenem Reiche ereigneten.

    Eines Morgens, ungefähr vierzehn Tage nachdem ich meine Freiheit erlangt hatte, kam Redresal , erster Sekretär für Privatangelegenheiten des Kaisers (so war sein Titel) zu meiner Wohnung, und zwar nur in Begleitung eines einzigen Dieners. Seinen Wagen ließ er in einiger Entfernung warten, und bat mich, ihm eine Stunde Audienz zu ertheilen. Bereitwillig gab ich meine Zustimmung, sowohl wegen Redresal's persönlicher Eigenschaften und seines Standes, als auch wegen der vielen guten Dienste, die er mir bei meinem Gesuche am Hofe des Kaisers erwiesen hatte. Ich machte ihm das Anerbieten, mich niederzulegen, damit er bequemer an mein Ohr reichen könne, allein er zog es vor, daß ich ihn während des Gesprächs auf der Hand hielt. Er begann mit Complimenten über meine Freiheit, bemerkte ferner auch, er könne auf einiges Verdienst in Betreff derselben Anspruch machen. Ohne seine jetzige Stellung bei Hofe würde ich sie schwerlich so bald erlangt haben. Denn, fügte er hinzu, wie blühend unser Zustand Fremden

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