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Gut gegen Nordwind

Gut gegen Nordwind

Titel: Gut gegen Nordwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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Minuten später
    RE:
    Es war grauenhaft! Sie mag nicht, wie ich über Bernhard rede. Sie mag nicht, wie ich über meine Ehe rede. Sie mag nicht, wie ich über meine Familie rede. Sie mag nicht, wie ich über meine E-Mails rede. Sie mag nicht, wie ich über meinen ... wie ich über Leo rede. Sie mag nicht, wie ich rede. Sie mag nicht, dass ich rede. Sie mag nicht. Sie mag mich nicht.
     
    Eine Minute später
    AW:
    Warum reden Sie auch über solche Sachen? Ich dachte, Sie wollten mit ihr eine Bar-Tour machen, wie in alten Zeiten.
     
    Drei Minuten später
    RE:
    Alte Zeiten kann man nicht wiederholen. Wie schon der Name sagt, sind diese Zeiten alt. Neue Zeiten können nie wie alte Zeiten sein. Wenn sie es versuchen, wirken sie alt und verbraucht, so wie diejenigen, die sie herbeisehnen. Man soll nie alten Zeiten nachtrauern. Wer alten Zeiten nachtrauert, der ist alt und trauert. Soll ich Ihnen etwas verraten? Ich wollte nichts wie nach Hause – zu Leo.
     
    50 Sekunden später
    AW:
    Das ist schön, dass ich mitunter schon Ihr Zuhause bin!
     
    Zwei Minuten später
    RE:
    Leo, ganz ehrlich, was halten Sie von mir und Bernhard, nachall dem, was Sie von mir und von Mia darüber gehört haben? Bitte, ganz ehrlich!
     
    Vier Minuten später
    AW:
    Pfffff – ist das wirklich eine Frage für halb ein Uhr nachts? Und: Wollten Sie Ihr »Innenleben« nicht immer schon und gerade noch absolut fern von mir halten? Aber bitte, also gut: Ich glaube, Sie führen eine gut funktionierende Ehe.
     
    45 Sekunden später
    RE:
    »Gut funktionierend«: War das abfällig? Ist das was Schlechtes? Warum vermitteln mir alle wichtigen Menschen, dass eine »gut funktionierende« Beziehung eine schlechte Beziehung ist?
     
    Sechs Minuten später
    AW:
    Emmi, das war nicht abfällig. Wenn etwas gut funktioniert, kann es nicht so schlecht sein, oder? Schlecht ist es erst, wenn es nicht mehr gut funktioniert. Dann müsste man sich fragen: Warum funktioniert es nicht mehr so gut? Oder: Kann es überhaupt besser funktionieren? Aber Emmi, ich glaube, ich bin wirklich der Falsche, um mit Ihnen über Bernhard und Ihre Ehe zu diskutieren. Mia ist vermutlich ebenfalls die Falsche. Bernhard, ja Bernhard wäre der Richtige, denke ich.
     
    13 Minuten später
    AW:
    Hey, Emmi, sind Sie schon eingeschlafen?
     
    35 Sekunden später
    RE:
    Leo, ich möchte gerne Ihre Stimme hören.
     
    25 Sekunden später
    AW:
    Wie bitte?
     
    40 Sekunden später
    RE:
    Ich möchte gerne Ihre Stimme hören!
     
    Drei Minuten später
    AW:
    Ja, tatsächlich? Wie hätten Sie sich’s denn vorgestellt? Soll ich ein Demoband anfertigen und Ihnen zukommen lassen? Was wollen Sie von mir hören? Genügt eine Sprechprobe, »einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig«? Oder soll ich ein Lied singen? (Wenn ich einmal zufällig einen Ton erwische, dann entkommt er mir nicht mehr, dann klingt das gar nicht so schlecht.) Sie könnten mich auf Ihrem Piano begleiten ...
     
    55 Sekunden später
    RE:
    Jetzt! LEO, ICH MÖCHTE JETZT GERNE IHRE STIMME HÖREN. Bitte erfüllen Sie mir diesen Wunsch. Rufen Sie mich an. 8317433. Sprechen Sie mir auf den Anrufbeantworter. Bitte, bitte, bitte! Nur ein paar Worte.
     
    Eine Minute später
    AW:
    Und ich würde gerne einmal hören, wie Sie solche Sätze aussprechen, die Sie in Ihren E-Mails mit Großbuchstaben schreiben. Schreien Sie die? Schrill? Kreischend?
     
    Zwei Minuten später
    RE:
    Also okay, Leo, folgender Vorschlag: Sie rufen mich jetzt an und sprechen mir eine E-Mail aufs Band. Zum Beispiel: »Ja, tatsächlich?Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich ein Demoband anfertigen und Ihnen zukommen lassen? Was wollen Sie von mir hören ...« Und so weiter. Und danach rufe ich Sie an und spreche: »Jetzt! LEO, ICH MÖCHTE GERNE IHRE STIMME HÖREN. Bitte erfüllen Sie mir ...« Und so weiter.
     
    Drei Minuten später
    AW:
    Gegenvorschlag: Einverstanden, aber verlegen wir das Ganze auf morgen. Ich muss erst wieder zu Stimme kommen. Außerdem bin ich hundsmüde. Anrufbeantworter-Session heute Abend, gegen 21 Uhr – zu einem guten Glas Wein. Ist das okay?
     
    Eine Minute später
    RE:
    Okay. Gute Restnacht, Leo. Danke, dass Sie da sind. Danke, dass Sie mich aufgefangen haben. Danke, dass es Sie gibt. Danke!
     
    45 Sekunden später
    AW:
    Und jetzt werfe ich den Laptop aus meinem Bett! Gute Nacht.
     
    Am nächsten Abend
    Betreff: Unsere Stimmen
    Hallo Emmi, machen wir es wirklich?
     
    Drei Minuten später
    RE:
    Na sicher, ich bin schon ganz

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