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Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Titel: Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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die Couch und starrte auf ihren Chinoiserie-Fernsehschrank, auf die schwarze Lackfarbe mit den Goldpavillon-Szenen. Ihr Herz schlug bis zum Hals, und sie schluckte mühsam, da die Furcht ihr fast die Kehle zuschnürte.
    Warum? Warum hatte eine Irre beschlossen, zu ihr Kontakt aufzunehmen? Sie lebte ihre Bücher nicht. Sie waren Fiktion. Sie schrieb Romane, keine Mordanleitungen. Sie wollte nichts damit zu tun haben. Es war krank und pervers und gab ihr das Gefühl, als spielte jemand mit kalten, bösen Händen mit ihrem Leben. Sie wünschte, sie wäre nie zu ihrem
Postfach gegangen. Sie wünschte, sie könnte die Augen schließen und das alles würde verschwinden.
    Lucy hatte keine Ahnung, wie lange sie so saß und nachdachte, sich überlegte, was sie tun sollte, obwohl sie es in Wahrheit schon die ganze Zeit wusste.
    Sie griff zum Telefon und wählte.

Mit Hilfe einer Pinzette ließ Quinn den dritten Brief in eine durchsichtige Beweistüte gleiten und versiegelte sie. Er legte sie auf den Tisch zu den anderen und steckte die Pinzette zurück in ein kleines Beweisaufnahme-Set. Wenn sie Glück hatten, würden dabei ein paar gute Fingerabdrücke und DNA-Spuren rausspringen. Wenn nicht, hatte sich Breathless wenigstens zu Wort gemeldet. Wie viele gut organisierte Killer musste sie einfach angeben. Er wünschte bloß, sie hätte sich jemand anderen zum Reden ausgesucht als Lucy Rothschild.
    Als er zum letzten Mal in dieser Küche stand, hatte Lucy ihm eine gescheuert und ihn rausgeworfen, was er ihr nicht einmal verübeln konnte. Er hatte nicht damit gerechnet, ihr Haus je wieder zu betreten. Nicht in einer Million Jahren, aber das hier war auch nicht gerade ein Privatbesuch.
    »Fällt Ihnen auch bestimmt sonst niemand ein, der diese Briefe verfasst haben könnte?«, fragte Kurt Lucy. Er saß direkt vor ihr, das aufgeschlagene Notizbuch auf dem Schoß.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das könnte jeder sein.«
    Quinn steckte die Enden seines blaugrünen Seidenschlipses zwischen zwei Knöpfe seines grünen Oberhemds und stützte sich mit den flachen Händen neben den Beweisstücken
ab, die vor ihm ausgebreitet lagen. Wenn er einen Tipp abgeben sollte, würde er sagen, dass Breathless zum Aufsetzen der Briefe Microsoft Word benutzt hatte; er hoffte bloß, der Drucker wäre aussagekräftiger.
    Ohne den Kopf zu heben, blickte er zu Lucy auf. Sie war zwar blass, aber genauso schön wie vor drei Tagen. Sie trug eine pinkfarbene Bluse, die wie ein Mieder zugeschnürt war, und eine Jeans. Als er das Haus betreten hatte, war ihm sofort der Ausdruck in ihren blauen Augen aufgefallen. Egal, wie sehr sie versuchte, es hinter ihrer Wut zu verbergen, sie machte sich vor Angst fast in die Hosen.
    »Hast du irgendwelche Fans, deren Wertschätzung für deine Arbeit unverhältnismäßig groß ist?«
    Sie holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Ja, durchaus. Mir erscheint sie unverhältnismäßig groß, ähnlich wie bei Trekkies, aber nicht annähernd so verrückt wie das hier.« Sie hatte ihr blondes Haar hoch auf dem Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und wirkte jung und verletzlich. Auf ihrem Schlüsselbein prangte ein kleiner violetter Bluterguss. Eigentlich fiel er kaum auf, doch Quinn war er schon nach Sekunden aufgefallen. Vielleicht weil er ihn dort hinterlassen hatte.
    Quinn hatte die letzten drei Tage damit verbracht, Robert Pattersons Freunde und Verwandte zu befragen und seine Telefonlisten und Kreditkartenquittungen durchzugehen. Dabei hatte er festgestellt, dass Robert wie die anderen Opfer viele Internetverabredungen gehabt hatte, und aus seinem E-Mailprogramm eine Namensliste angefertigt; viele der Namen hatte er schon von der Verdächtigenliste streichen können. Außerdem hatte Quinn sich viele Gedanken
über die Richtung der Ermittlungen gemacht. Vielleicht traf Breathless ihre Männer gar nicht online. Und er hatte lange über Lucy nachgedacht. Vielleicht hätte er, was sie betraf, einiges anders machen können.
    Während Kurt Lucy über ihre Freunde und Fans befragte, glitt Quinns Blick zu ihrem vollen, rosafarbenen Mund. Er hatte verdeckt ermittelt, um eine Mörderin aufzuhalten. Dabei hatte er sich stets an die Vorschriften gehalten, die ihm erlaubten, alles zu sagen und zu tun, solange es die Beweisführung nicht beeinträchtigte. Klar, er hatte gelogen, betrogen und mit Lucy obszönes Zeug geredet. Er hatte sie geküsst und angefasst, sich dabei jedoch die ganze Zeit an die Vorschriften gehalten.

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