Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
noch, dass sie mit den Mädels auf die Zukunft angestoßen und Quinn die Pest an den Hals gewünscht hatte, aber das war auch schon alles.
Sie gab ihre Bestellung auf und fuhr zum Abholschalter vor. Es gab kein besseres Mittel gegen einen Kater als einen Hamburger Royal mit Käse, fettigen Fritten und einer Diet Coke. Sie schnappte sich ihr Essen und verschlang es während der Autofahrt zur Post. Sie hatte ihr Postfach jetzt schon zwei Monate nicht mehr geleert, und es wurde langsam Zeit, mal nachzusehen, was sich darin für sie verbarg.
Sie fuhr in eine Parklücke und spülte den Rest des Burgers
mit einem Schluck Diet Coke herunter. Ja, sie wusste Bescheid. Welchen Sinn hatte eine Diet Coke, wenn sie sich gerade zweitausend Kalorien und hundert Gramm Kohlehydrate und Fett einverleibt hatte?
Wen interessierte das?
Sie setzte ihre braune Schirmmütze auf und stieg aus dem Wagen. Die Sonne schien, die Vögel sangen, und Frühlingsblumen begannen zu blühen. Die Welt drehte sich weiter, doch sie verspürte eine große innere Leere. Obwohl sie sich mit Fritten vollgestopft hatte. Es war einfach nicht fair.
Sie betrat die Post und öffnete ihr Postfach. Es war hauptsächlich mit Werbeprospekten vollgestopft, die sie gleich in den Abfall warf. Sie steckte fünf Leserbriefe in ihre Handtasche und fuhr nach Hause. Als sie dort ankam, hörte sie ihren Anrufbeantworter ab, der aber leer war.
»Ich ruf dich an«, hatte Quinn gesagt und wieder mal bewiesen, dass er ein dreister Lügner war. Nicht, dass sie rangehen und mit ihm reden würde, falls er doch anrief, aber er könnte wenigstens auf ihrem AB zu Kreuze kriechen.
Lucy gähnte und pfefferte ihre Mütze auf den Küchentisch. Sie wusste, dass sie ihren Hintern in Bewegung setzen und arbeiten oder wenigstens das Haus putzen oder etwas ähnlich Produktives tun sollte. Stattdessen fiel sie ins Bett und kuschelte mit Schnuckel.
Sie rollte sich auf die Seite, kraulte ihrem Kater den Bauch und musste zwangsläufig wieder an Quinn denken. Alles, was er je zu ihr gesagt hatte, alles, was sie über ihn zu wissen glaubte, war nur Schall und Rauch. Hatte er wirklich eine Familie? Hatte er sich wirklich den Arm gebrochen, als er dem Nachbarsmädchen imponieren wollte? War seine
Frau wirklich tot? Und war Millie seine geschiedene Frau oder Exfreundin? Oder, Gott bewahre, er war verheiratet oder in einer festen Beziehung. Hieß er überhaupt Quinn, oder war auch das gelogen?
So wie alles andere, das er gesagt hatte, jedes Gefühl, das er in ihr ausgelöst hatte, eine Lüge gewesen war. Auch wenn es sich echt angefühlt hatte. Selbst jetzt fühlte es sich noch echt an. Es brannte in ihrer Brust, als wäre es echt, doch das war es nicht. Sie hatte Männern schon aus diversen Gründen den Laufpass gegeben, aber die hatte sie wenigstens gekannt. Quinn war da anders. Sie hatte sich in einen Kerl verliebt, den sie nicht mal kannte. Einen Kerl, der sie nur berührt und geküsst hatte, weil es sein Job war. Klar, sie wusste, dass er sie anziehend fand. Den Beweis dafür hatte sie an ihrem Oberschenkel gespürt und in der Hand gehalten. Doch das bedeutete nicht, dass er etwas für sie empfand. Das bedeutete nur, dass er ein Mann war.
Schnuckel schnurrte und leckte ihre Hand. Dann zog er in einem Versuch, alles wiedergutzumachen, alle Register und stieß sie mit dem Kopf unters Kinn. Sie wünschte, es wäre so unkompliziert. Dass ein liebevoller Kopfstoß ihres Katers den Schmerz in ihrer Brust lindern würde. Stattdessen machte er alles nur noch schlimmer, weil es sie daran erinnerte, dass sie wahrscheinlich einmal mutterseelenallein in ihrer Wohnung sterben würde. Ihre größte Angst dabei war, dass Schnuckel sein Katzenfutter im Nu verputzt hätte und sein hungriger Blick prompt auf ihre Leiche fiele.
Sie spielte mit dem Gedanken, aufzustehen und sich an die Arbeit zu begeben. Stattdessen schluckte sie eine der Schlaftabletten, die sie für große Stressphasen in ihrem Leben
bereithielt. Ihr Herz schmerzte, und ihr Kopf dröhnte, und sie wollte schlafen, bis alles wegging. Sie versprach Gott, nie wieder Rotwein zu trinken, wenn er sie nur von diesem Kater erlöste.
Sie schlief bis zum nächsten Morgen, und als sie aufwachte, fielen ihr schlagartig drei Dinge auf. Erstens: Sie trug immer noch die Klamotten vom Tag zuvor. Zweitens: Gott war ihr gnädig gewesen und ihr Kater zum Glück verschwunden. Drittens: Ihr Herz schmerzte noch immer. Sie hatte Quinn noch nicht vergessen.
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