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Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Titel: Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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sie gegen die Wand gedrängt und am ganzen Körper angefasst?
    Während sie die Treppe hinaufstiegen, hielt er in einer Hand seine Beweisaufnahme-Ausrüstung. »Es war echt anstrengend«, sagte er und hielt ihr die Tür auf wie ein Gentleman.
    »Darauf wette ich.« Sie ließ sich keine Sekunde täuschen. Er war kein Gentleman. »Armer Kerl. Du hast fünfzehn oder sechzehn Frauen zum Abendessen ausgeführt und uns alle belogen.«
    »Manchen hab ich nur einen Kaffee spendiert und sie nie wiedergesehen.«
    Und andere hatte er geküsst, als könnte er nicht genug kriegen. Andere wie sie. Und obwohl sie lieber sterben würde als es zuzugeben, durchfuhr sie beim Gedanken an all die gesichtslosen anderen ein eifersüchtiger Stich.
    Sie betraten das alte Postgebäude. Vor den Postfächern legte sie ihre Handtasche auf einen Tisch, der von Kunden zum Paketebeschriften genutzt wurde. Sie würde ihn nicht fragen, wie viele er außer ihr noch geküsst und berührt hatte. Und wenn es sie umbrachte. »Und von den fünfzehn oder
sechzehn bin ich diejenige, die du am ehesten für eine Serienmörderin gehalten hättest.« Sie öffnete ihre Handtasche und legte ihre Brieftasche auf den Tisch. »Das ist brillante Polizeiarbeit.« Als Nächstes förderte sie ihre Schlagringe und den Elektroschockstift zu Tage und grub noch ein wenig tiefer. Je mehr sie über all die anderen Frauen nachdachte, desto wütender wurde sie. »Ich wusste, dass mit dir etwas nicht stimmte, aber hab ich drauf gehört? Nein. Hab ich nicht. Ich hab sogar Entschuldigungen dafür gefunden, dass du dich in Chatrooms rumtreibst, genauso wie für die echt beschissenen E-Mails, die du mir geschrieben hast.« Endlich zog sie die Spezialschlüssel heraus, die immer ganz unten in ihrer Handtasche landeten. »Die Sache mit dem Funken, der zur Flamme wird, war so schwach. Ich meine, wach auf, Lucy.« Sie schaute auf, und Quinn wich mehrere Schritte zurück. »Was ist?«
    »Was hast du da in der Hand?«, fragte er und sah sie an, als hielte sie eine Kobra.
    »Den Schlüssel. Was sonst?« Ihr Blick fiel auf ihren Elektroschockstift, und sie lächelte. Ah, das war verlockend. »Hast du Angst, dass ich dir einen Stromschlag verpasse?«
    »Nein. Du würdest nicht nah genug an mich rankommen.«
    »Mmm hmm.« Sie streckte ihm die Schlüssel entgegen und machte ein leises Peng-Geräusch, als sie sie auf seine Handfläche fallen ließ.
    »Witzig. Welches Fach?«
    Sie sagte ihm die Nummer und wandte sich ab, um den ganzen Kram wieder in ihre Handtasche zu stopfen.
    »Du bist die Einzige, die sich wegen der E-Mails beschwert
hat.« Er wiegte sich auf den Fersen. »Den anderen Frauen haben sie gefallen.«
    »Die anderen Frauen wollten bloß nett zu dir sein. Glaub mir, ich kenne mich mit hyperbolischem Scheiß aus.«
    Er lachte und sagte über seine Schulter: »Das hab ich Kurt auch gesagt, als er die E-Mails schrieb. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich nicht gesagt hab, sein Scheiß sei ›hyperbolisch‹.«
    Er hatte die E-Mails nicht mal selbst geschrieben, auf deren Entschuldigung und Rechtfertigung sie so viel Energie verschwendet hatte. Sie lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch und sah zu, wie Quinn an ihr Postfach ging. Aus irgendeinem Grund begann ihre Haut im Nacken und an den Armen zu kribbeln, während sie darauf wartete, dass er es öffnete. Ein Teil von ihr hätte ihn am liebsten davon abgehalten. Sie wollte nicht sehen, was drin war. Das kranke Geschwafel einer Mörderin zu lesen, die Bewunderung für ihre Arbeit bekundete, beschmutzte das, was sie immer geliebt hatte. Gab ihr wider besseres Wissen das Gefühl, irgendwie verantwortlich zu sein. Der Gedanke, einen Krimi über eine Serienmörderin zu schreiben, kam ihr nicht mehr vor wie Fiktion. Die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion waren verschwommen, und jetzt war es Wirklichkeit. Sie hatte ihre Arbeit stets geliebt, doch sich an den Schreibtisch zu setzen und zu schreiben, kam ihr nun entsetzlich vor. Doch der Gedanke, nie wieder zu schreiben, verlieh ihrer Furcht noch eine ganz andere Dimension. Sie liebte das Schreiben nicht nur, sondern sie lebte auch davon. Ohne es wäre sie einzig und allein für einen Job in der Fast-Food-Industrie qualifiziert.
    Innerhalb von drei Stunden hatte sich ihr ganzes Leben
verändert. Ihre Gefühle waren verletzt, ihr Gehirn von der großen Last wie benommen. Mehr als alles andere fühlte sie sich desorientiert wie nach einer fünftägigen Sauftour. Während sie beobachtete,

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