Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
bräuchte zudem ihre Freundinnen und ihre arme alte Mutter nicht in Gefahr zu bringen. Zwar würde sie Quinn wahrscheinlich am liebsten erwürgen, bevor das alles vorbei war, aber Wut war allemal besser, als sich vor Angst in die Hosen zu machen. »Okay, ich wohne bei dir, aber du musst deine Hände unter Kontrolle halten.«
Er lachte, als fände er ihre Bemerkung urkomisch. »Bloß meine Hände?«
»Alle Körperteile.«
»Das wird kein Spaß.« Seine Mundwinkel verzogen sich ironisch nach unten. »Aber ich denke, ich kann mich beherrschen. Und du?«
»Kein Problem.« Sie schlug einen Bogen um ihn und fügte
hinzu: »Ich kann mich super beherrschen.« Sie ging nach oben in ihr Arbeitszimmer und packte ihren Laptop und ein paar Sachen zusammen. Dann warf sie ein paar Klamotten in einen Koffer und stellte Schnuckel eine Schüssel voll Futter hin.
Als sie zum Aufbruch bereit war, trug Quinn ihre Habseligkeiten zu seinem Wagen und deponierte sie auf dem Rücksitz. Wahrscheinlich beging sie einen Riesenfehler. Einen, der ihrem gebrochenen Herzen die Heilung erschweren würde. Aber Quinn gab ihr ein sicheres Gefühl. Sie wusste nicht warum, aber es war so. Er gab ihr das Gefühl, als sei er das einzig Solide, das zwischen ihr und einer psychotischen Mörderin stand.
Auf der Fahrt durch die Stadt zu ihm nach Hause war Lucy ganz fasziniert von der Ausstattung des Wagens, von der Sirene und dem Polizeifunkgerät am Armaturenbrett. Sie blickte hoch zu den rotweißen Lampen, die an der Sonnenblende des Beifahrersitzes festgehakt waren, und fragte sich, wozu das alles gut war. Sie hatte diese Dinge zwar akribisch recherchiert, aber bisher nie selbst in einem Polizeiwagen gesessen. Dann fiel ihr Blick auf die pinkfarbenen Rosen, die neben ihr auf dem Sitz lagen, und sie vergaß Recherchen und Ausstattung.
»Heißes Date?«, fragte sie, als wäre es ihr gleichgültig. Als würde der Gedanke an ihn mit einer anderen ihr nicht ins Herz schneiden.
Er sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an, als wäre ihm gerade erst aufgefallen, dass er nicht allein im Wagen saß. »Was?«
»Die Blumen. Hast du heute Abend ein heißes Date?«
Er richtete den Blick wieder auf die Straße und bog in die Broadway Avenue ein. »Kein Date. Nur dich, Sonnenschein.«
Er hatte den Verstand verloren. Das war die einzige Entschuldigung, die Quinn dafür einfiel, dass er Lucy dazu überredet hatte, bei ihm zu wohnen. Das würde ihm noch leid tun. Irgendwann würde er sich selbst dafür in den Arsch treten wollen, aber ihr waren Tränen in die Augen gestiegen und sie hatte so verängstigt und einsam gewirkt. Bevor er sich’s versah, hatte er nach ihr gegriffen und sie an sich gezogen. Sein Körper hatte auf den Duft ihres Haares und ihrer Haut reagiert, und er hatte hinter ihr gestanden und gegen das Bedürfnis ankämpfen müssen, sein Gesicht in ihrem Nacken zu vergraben. Die Berührung hatte ihn an das letzte Mal erinnert, als er sie angefasst hatte – überall. Das Verlangen in seinen Lenden erinnerte ihn daran, wie sehr er sich damals zu ihr hingezogen fühlte, obwohl er sie für eine mordgierige Durchgeknallte hielt. Wie sehr er sich immer noch zu ihr hingezogen fühlte.
Die Nachmittagssonne strömte durch die Windschutzscheibe, und er klappte die Blende herunter. Was er zu ihr gesagt hatte, war die Wahrheit. Er hätte viel Zeit und Energie damit verschwendet, sich wegen ihr Sorgen zu machen. Selbst wenn er ihr einen Sicherheits-Sondertrupp zuwies, würde er sich Sorgen machen. Aber er musste konzentriert arbeiten, und wenn er abgelenkt war, konnte er keine Mörderin fassen.
Natürlich kam er durch dieses Arrangement vom Regen in die Traufe, doch er würde beruhigter schlafen, wenn sie
bei ihm und Millie war, wo er sie besser im Auge behalten konnte. Millie mochte jung und unreif sein, aber sie hatte ein ausgeprägtes Revierverhalten und bellte verdammt laut.
Er bog von der Broadway Ave in seine Straße. Wenn Sergeant Mitchell herausfand, dass Quinn Lucy in sein Haus geschafft hatte, wäre die Kacke gewaltig am Dampfen. Es gab zwar keine zwingende Vorschrift dagegen, eine ehemalige Verdächtige, die inzwischen Kronzeugin war, bei sich wohnen zu lassen, aber das hieß nicht, dass es dem Sergeant gefiel. Nach dem jüngsten Brief war es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass der Sergeant sich nach ihrem Aufenthaltsort und den Sicherheitsmaßnahmen erkundigte, die zu ihrem Schutz ergriffen worden waren, und Quinn musste
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