Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
wahrheitsgemäß Auskunft geben.
Er drückte auf den Garagentoröffner und parkte den Crown Victoria neben seinem Jeep. Die beste Vorgehensweise wäre wohl, den Sergeant so schnell wie möglich zu informieren. Auf diese Weise würde alles korrekt ablaufen.
Er schaltete den Motor aus und schnappte sich Notizbuch und Laptop vom Beifahrersitz. Mit der freien Hand trug er Lucys Koffer, und sie folgte ihm ins Haus. Er deponierte seine Akten und den Computer auf dem Küchentisch und schaltete die Lichter an, während sie durch den Flur zum Gästezimmer gingen. Er warf ihren Koffer auf das breite Doppelbett, das mit einer roten Bettdecke zurechtgemacht war, die er bei Costco erstanden hatte, als er Millies Hundekorb kaufte. Die Decke war zwar schön weich, aber nicht besonders schick, wahrscheinlich nicht das, was eine Frau, die einen BMW fuhr, für ihr Zuhause kaufen würde.
»Hier drin hab ich den Holzboden neu lackiert«, erklärte
er, als er zur Tür ging und sich mit der Schulter an den Türpfosten lehnte.
»Der ist hübsch«, murmelte sie, als sie ihren Laptop auf die Kommode stellte. Sie ging ans Fenster und zog die Jalousie hoch. Er fragte sich, was sie von dem Zimmer hielt, und warum ihm das wichtig war. Dann traf es ihn wie ein Schlag, und er war entsetzt. Er wollte, dass sie sein Haus mochte . Als würde das eine Rolle spielen. Er wollte, dass sie ihn mochte. Als ob das je geschehen würde. Sie war nur hier bei ihm, weil ihre Angst wegen der Breathless-Briefe größer war als ihre Abneigung gegen ihn.
»Wenn du doch nicht hierbleiben willst, kann ich dich auch an einen anderen sicheren Ort bringen«, fühlte er sich gezwungen zu sagen.
Sie sah ihn mit ihren blauen Augen an und antwortete länger nicht. Ein Teil von ihm wünschte sich, sie würde sich für einen anderen Ort entscheiden – der vernünftige Teil von ihm, der wusste, dass er die reinsten Höllenqualen durchleiden würde, wenn er sie am anderen Ende des Flurs wusste.
»Ich bleibe bei dir«, antwortete sie.
»Ich muss jetzt meinen Hund abholen«, verkündete er und stieß sich vom Türrahmen ab.
Ihre Augen wurden zu Schlitzen, wie er es schon öfter bei ihr gesehen hatte. »Die berühmte Millie?«
»Ja.« Die Schlitzaugen waren ihm tausendmal lieber als der verängstigte Blick, den er vorhin bei ihr gesehen hatte. »Mach es dir gemütlich.«
Ohne einen Blick zurück verließ er das Haus und fuhr zu seiner Mutter. Auf der Fahrt dorthin nahm er das Telefon
und rief Kurt an. Er erzählte ihm von dem Brief und wo er Lucy untergebracht hatte.
»Ich dachte, sie mag dich nicht«, wunderte sich Kurt.
»Tut sie auch nicht, aber aus irgendeinem Grund fühlt sie sich bei mir sicher.«
»Dem Sergeant wird das nicht gefallen. Vielleicht kannst du dir bis morgen früh was Besseres überlegen.« Sie sprachen über die Option, verdeckte Ermittler bei ihr einziehen zu lassen, doch je mehr Quinn darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm die Vorstellung, zwei Männer bei Lucy einzuquartieren. Vor seiner Beförderung zum Detective hatte Quinn einige Male als Personenschützer gearbeitet, und damals hatte es grundsätzlich nur zwei Alternativen gegeben. Entweder hatte er den Zeugen gehasst wie die Pest oder sehr zu schätzen gelernt, und es stand außer Frage, wie zwei junge Polizisten zu Lucy stehen würden.
Als er in die Auffahrt seiner Mutter fuhr, legte er auf. Er wusste, dass Kurt Recht hatte, aber er würde Lucy trotzdem bei sich behalten. Schließlich war er ein erwachsener Mann. Er war seit sechzehn Jahren Cop und hatte so einiges über Selbstbeherrschung gelernt. Er konnte sich in Lucys Gegenwart durchaus beherrschen. Er konnte die Finger von ihr lassen. Kein Problem.
Er verfrachtete Millie hinten in seinen Jeep und verabschiedete sich von seiner Mutter, bevor sie zu viele neugierige Fragen stellen konnte. Er hatte noch etwas zu erledigen, bevor er nach Hause fuhr.
Der Morris-Hill-Friedhof lag genau über den Julia-Davis-und Katheryn-Albertson-Parks. Uralte Bäume warfen Schatten auf die Gruften und hohen Grabsteine auf den älteren
Abschnitten des Friedhofs. Quinn fuhr durch die Eisentore und schlängelte sich über schmale Wege, bis er vor einem schlichten weißen Grabstein hielt. Er legte die Rosen unter Merrys Namen und setzte seine Sonnenbrille auf. Die Erinnerung an ihr Gesicht verblasste langsam und machte seine Schuldgefühle noch schlimmer. Er wischte ein paar Zweige von dem weißen Stein und blieb so lange am Grab stehen, bis er
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