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Gut genug - Erzählung

Gut genug - Erzählung

Titel: Gut genug - Erzählung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rotbuch-Verlag
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Erledigte. Kaputte. Es gibt bei Sartre eine Geschichte, da dürfen zwei wieder raus, er ein politischer Attentäter für die soziale Gerechtigkeit oder so ähnlich, den es erwischt hat, sie einfach schön und gebildet und reich, weil sie dort unten dauernd behaupten, sie würden sich lieben, und sie bräuchten dafür eine Chance. Also läßt man sie raus, und wenn sie sich lieben, dürfen sie oben bleiben. Kurz danach sind sie wieder unten.
    Wir hatten uns die Sache nicht so vorgestellt.
    A.C. hat gesagt, immerhin scheinen sie Geld zu kennen, weil die Frau den Apfel bezahlt hatte, und ich habe gesagt, zu kennen und zu haben. Wie ist es, hast du Mut. Und dann haben wir all unseren Mut zusammengenommen und sind erst zu meiner Bank gegangen und dann zu A.C.s Bank. Die Kontomaschinen haben uns je einen Zettel ausgedruckt, auf dem stand, daß wir keine Geldvorräte hätten, und etwa das hatten wir uns gedacht, weil es uns gewundert hätte, daß wir Geld verdient haben sollten, während wir in der Unterwelt sind, wo wir schon im Leben nicht jemals geschickt darin waren. Wir standen etwas ratlos auf der Straße vor A.C.s Bank. A.C. hat gesagt, er ist wirklich schwer geworden, weil Flo ihm im Arm eingeschlafen war. Im Schlaf hat er über A.C.s linke Schulter gehangen und sich ihm in den Hals gedrückt. Die Spucke lief ins Hemd.
    Schließlich hatten wir aber noch irgendwelches Bargeld. Offenbar geben sie dir nicht nur Geld unter die Zunge, wenn du rüberfährst, sondern wenn sie dich rauslassen auch. Es hat in der Hosentasche gesteckt. Leider waren sie nicht sehr spendabel gewesen. Wir haben es eine gute Idee gefunden, das Fischfilet von Flos Geburt nachzuholen, auch kam uns vor, wir könnten ein bißchen Eiweiß nicht schlecht vertragen, weil wir sehr dünn geworden waren. Wir haben im Kaufhof den Fisch gekauft, aber es ist schließlich wieder danebengegangen, nur anders.
    Während ich gekocht habe, hat A.C. mit Flo im Zimmer gesessen und darüber nachgedacht, ob er lieber einen Aufsatz schreiben will oder doch wieder Gangster fahren, es war eine dieser Grundlagenfragen, mit denen man sich manchmal herumschlägt: hundertdreißig für drei Wochen Arbeit, und die Zeitschrift zahlt erst in einem Jahr oder ist dann längst pleite gegangen, oder vierhundertsiebzig jetzt gleich, Geld spielt bei mir keine Rolle, Spesen und Unterkunft frei, und übermorgen ist es vorbei. Später Whisky an der Hotelbar. Ich habe in der Küche das Fischfilet gemacht und während des Kochens darüber nachgedacht, wie es gehen kann und was wir machen sollen. Manchmal ist Flo herübergekrochen gekommen und hat an meiner Hose gezogen. Dann ist der Fisch fertig, wir setzen uns in die Küche, ich nehme Flo auf den Schoß und fange mit dem Essen an. Es ist ungewohnt, Fisch mit dem Löffel zu essen. A.C. sagt, mit meinem Fisch stimmt was nicht. Ich sage, das kann nicht sein. Außer denken konnte ich damals noch kochen, und dieser Fisch war ohne ein Glanzbild gebraten. Ich sage, was soll mit dem Fisch sein. A.C. sagt, da bewegt sich was. Ich sage, dir ist eine Fliege in die Soße geflogen, aber A.C. sagt, es ist keine Fliege, es ist drinnen. Wie – drinnen. A.C. sagt, na drinnen, im Fisch drinnen; ich sage, jetzt hör aber endlich auf; meinerseits höre ich auf, Flo mit dem Fisch zu füttern. Ich habe nicht wirklich Lust, es mir anzusehen. Ich mag nicht hinsehen. Aber man muß. Solange man kann, muß man ganz genau hinsehen. Flo schreit, aber ich gebe ihm keinen Fisch mehr, weil lauter Würmer aus dem Fisch rauskommen, lange weiße lebendige Würmer. A.C. sagt, wie können sie leben, wo der Fisch doch gebraten ist. Er war so gebraten, wie er gebraten sein sollte, nicht mehr roh, aber auch nicht trocken, und jedenfalls waren es etliche Würmer und haben die meisten gelebt. Manche auch nicht mehr. Ich sage, es hat mit der Temperatur zu tun, man brät ihn auf kleiner Flamme, damit er nicht auseinanderfällt. Lies Siebeck, sage ich, bei Siebeck steht, wie es geht. Flo brüllt, weil er Fisch will. Es ist noch Mohrrübenbrei auf dem Herd. Daneben ein Kanten Brot. Ich sage, wie kommen sie überhaupt da rein, und A.C. sagt, wahrscheinlich biochemisch. Eine Weile beobachten wir die Bewegungen auf unseren Tellern, Flo kaut auf dem Brotkanten, und als er auch entdeckt, daß sich etwas bewegt, wirft er den Brotkanten weg. Was sie entdecken, wollen sie gleich in den Mund stecken, aber ich lasse ihn nicht. Ich hebe den Brotkanten auf. Aber er schreit. Aber ich lasse ihn

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