Gut zu wissen (German Edition)
großen Arme legten sich um Davids Schultern, während der Jüngere versuchte, die Kontrolle über die letzten Schluchzer zu gewinnen. Jerry flüsterte Liebkosungen in sein Ohr und schloss die Augen, als er das vertraute Schaudern in Davids Körper fühlte. Gott, ich hätte nie gedacht, dass ich etwas so sehr vermissen könnte.
Irgendwann schliefen sie beide ein, sich immer noch festhaltend wie zwei ängstliche Kinder in einem dunklen Wald.
„David!“ Jerry hörte es als erster und schüttelte David wach, damit er es auch hörte.
„Hörst du das?“ Jerry stand neben dem Bett, als sie William wieder Davids Namen schreien hörten. „Geh du“, flüsterte Jerry, dessen Schmerz und Reue Davids Herz ein wenig brechen ließen. „Er hat wahrscheinlich immer noch Angst vor mir.“
„ Wir gehen, okay?“ David streckte die Hand aus. Jerry nahm sie, drückte sie den ganzen Weg lang und David drückte zurück, in dem Versuch, ihm ohne Worte Rückhalt zu geben. David schloss die Augen, als sie zu Williams Zimmertür kamen und die Schreie lauter wurden.
„Hey, William. Ein schlechter Traum?“ William warf sich in Davids Arme, sobald er am Bett stand. „Alles ist gut, wir sind da. Nichts ist passiert.“
William blickte von David zu seinem Onkel. Williams gerötetes Gesicht verzog sich und die Tränen begannen zu fließen. „Geht es ihm besser? Will er immer noch, dass ich gehe?“
„Hey, Kleiner.“ David zog innerlich eine Grimasse. Er wusste, dass Jerry „Cowboy“, „Partner“ oder „Häuptling“ vorgezogen hätte. „Natürlich geht es ihm besser und natürlich will er, dass du bleibst.“ David trocknete Williams Wangen und drehte den kleinen Kopf in Jerrys Richtung. „Siehst du, da. Viel besser.“ Davids Herz brach, als die wachsame Zurückhaltung sich wieder in Williams Augen stahl. „Weißt du, richtig gut würde es ihm gehen, wenn er eine Umarmung bekommen würde. Meinst du, du kannst das?“
„Nein, schon gut –“, begann Jerry. Als er innehielt, nickte David ihm aufmunternd zu. „William, Kumpel, es tut mir so leid, dass ich dir Angst gemacht habe, kannst du –“
„Ich hatte keine Angst.“ William löste sich von David, aber seine Fäuste hatte er immer noch in das T-Shirt gekrallt. „Ich werde bald elf. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Onkel Jerry.“ William ließ Davids T-Shirt los, um die Arme nach seinem Onkel auszustrecken. David rutschte schnell ein Stück zur Seite, damit Jerry sich auf seinen Platz setzen konnte. Williams Arme schlangen sich um Jerrys Schultern und er schloss die Augen. „Kann ich bei dir bleiben, Onkel Jerry, bitte? Mir gefällt es hier.“
David hörte, wie Jerrys Atem stockte, bevor er versicherte: „Solange du willst.“ David blinzelte heftig in dem Versuch, die Tränen zurückzudrängen, als er die Tränen auf Jerrys Wangen sah. Wie in Zeitlupe fuhren Jerrys Hände über Williams Kopf und wanderten dann zur Wange seines Geliebten hinüber, wo sie langsam und zärtlich die Tränen wegwischten. Jerrys Blick traf Davids und alles, was David jetzt darin sah, war Liebe.
„Ich liebe dich.“ Diesmal war es Jerrys Stimme, nicht Williams. „Sehr. Und das hier ist jetzt dein Zuhause.“
„Ich liebe dich auch, Onkel Jerry.“
David fuhr sich über die Augen. Er hatte furchtbar dabei versagt, das kleinste bisschen Selbstbeherrschung zu zeigen, und ließ bereitwillig jede Hoffnung fahren, dass er jemals wieder dazu in der Lage sein würde. Was soll's, sagte er sich, ich bin eben ein emotionaler Krüppel .
„Unser Zuhause“, flüsterte Jerry und griff nach Davids Hand.
Kapitel 17
D AVID brauchte einige Minuten, um sich daran zu erinnern, wo er sich befand und was in der Nacht zuvor passiert war. Er lag alleine im Bett, aber Jerrys Seite war noch warm und der gewohnte Geruch weckte Erinnerungen an die vergangene Nacht. All der Herzschmerz und das Drama hatten hierher geführt; wieder einmal hatte David die Aussicht auf eine Familie, seine Familie. David sah auf die Uhr. Es war noch nicht einmal sieben Uhr morgens. Er schob die Decken weg, streckte sich ausgiebig und schwelgte in den Gerüchen, den Gefühlen und den Erinnerungen, die ihn überkamen. Er war in der Nacht einige Male aufgewacht, hatte Jerrys Schnarchen gehört und sich an den Körper des größeren Mannes gepresst. Jerry war nicht aufgewacht, hatte aber instinktiv seine Arme um Davids Körper gelegt und seine Nase in Davids Haare gedrückt, wobei er langsam und ruhig atmete. David
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