Gut zu wissen (German Edition)
hatte erwartet, Williams Stimme noch einmal zu hören, war sich sicher gewesen, dass der kleine Kerl noch mehr Albträume haben würde, aber nichts war passiert. Seine zwei Männer hatten die Nacht durchgeschlafen. Die Unsicherheit der letzten Wochen hatte ihnen alles abverlangt.
So etwas wird nie mehr passieren, versicherte David sich, während er aufstand und nach etwas suchte, das er sich an die Füße ziehen konnte. Ich werde es nicht wieder versauen. Hier gehöre ich hin. David zog ein paar dicke Socken an, die er in Jerrys Kommode fand, spritzte sich im Bad kaltes Wasser ins Gesicht und ging dann zu Williams Schlafzimmer. Er öffnete langsam die Tür und linste hinein. Williams Bett war leer. David öffnete die Tür ganz und ging hinein, sah in jede Ecke, bis er von unten ein nur zu vertrautes Gekicher hörte.
Er wollte aus dem Zimmer gehen, hielt aber noch mal inne, um das Gemälde an der Wand zu studieren. Die kleine Figur des Jungen auf den Schultern des großen Mannes, die Schultern entspannt und friedlich, der Horizont eine Farbexplosion. David weigerte sich zu weinen, weigerte sich, weiter darüber nachzudenken, was er fast verloren hätte und folgte stattdessen dem Geräusch von Williams Gekicher in die Küche.
„Onkel Jerry.“ Williams Stimme drückte Geduld und Langeweile aus. „Ich weiß, was Adoption bedeutet.“
„Gut zu wissen, Häuptling.“ Jerry lachte erfreut. „Also, was denkst Du?“
„Was ist mit David?“
David hob den Kopf und lauschte angestrengt, um jedes Wort zu verstehen, während sein Gehirn verzweifelt versuchte, den fehlenden Teil des Gespräches zu rekonstruieren.
„Was ist mit ihm?“ Jerrys Stimme klang vorsichtig.
„Wird er immer noch bei uns einziehen?“
„Ich weiß es nicht, Cowboy.“ Jerrys Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. „Ich habe einige Fehler gemacht. Ich hoffe, ich kann sie ausbügeln, Cowboy, aber ...“ David hörte eine Bewegung, als Jerry vom Tisch aufstand, und dann das vertraute Geräusch von Pfannen, die über Herdplatten schabten. „Was, wenn es nur uns beide gäbe?“ Jerry klang besorgt, genau so besorgt wie in der Nacht auf der hinteren Veranda, der Nacht, in der Jerry David gesagt hatte, dass er dabei war, sich in ihn zu verlieben. „Würdest du trotzdem hier leben wollen, mit mir, du weißt schon ... meine Familie sein?“
David kämpfte mit den Tränen, als er den ungewohnt unsicheren, flehentlichen Tonfall in Jerrys Stimme hörte, und verfluchte sich selbst dafür, dass er es jemals für richtig gehalten hatte, vor der Bennettbrigade zu kapitulieren. Er atmete tief ein, lächelte und bog um die Ecke. „Nur ihr beide?“ David gab sein Bestes, gekränkt auszusehen. William sah ihn an. „Habt ihr mich schon satt?“
„Hey, Löwe!“ Jerry drehte sich vom Herd weg und legte seine Hand schützend auf Williams Kopf. „Wir dachten schon, wir müssten dich mit kaltem Wasser anschütten, um dich zu wecken.“ Jerrys vertrautes Zwinkern sandte einen freudigen Schauer durch Davids Körper, während er die Szene vor sich betrachtete.
„Nein“, protestierte William laut. „Wir wollen dich nicht loswerden!“
„Ich hab nur Spaß gemacht, William.“ David ging langsam zum Tisch und setzte sich William gegenüber. Jerry musterte immer noch Davids Gesicht. Endlich registrierte sein Geruchssinn das Aroma von Eiern und Speck. „Nichts würde mich glücklicher machen, als bei euch zwei Cowboys einzuziehen.“
„Wirklich?“ Jerrys Gesichtsausdruck war glücklich, aber vorsichtig. „Sogar nachdem –“
„Sogar nachdem.“ Davids Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln, als er sah, wie Jerrys Schultern sich entspannten und er hörte, wie Jerry scharf Luft holte. „William, sag deinem Onkel ´éternellement´ auf Englisch.“
„Für immer.“ William fuhr fort, den Toast mit Butter zu bestreichen, und merkte gar nicht, was zwischen den beiden Männern vorging.
David sah Jerrys Kinn zittern, bemerkte das kurze Aufleuchten in Jerrys Augen, bevor Jerry sich zurück zum Herd drehte. David erhob sich langsam aus dem Stuhl, stellte sich hinter Jerry, schlang die Arme um seine Taille und legte seinen Kopf an die breite Schulter. David sagte nichts, sondern ließ diese kleine Geste ausdrücken, was er gerade fühlte. Seine Hände fuhren langsam zu Jerrys Brust hinauf und seine Finger zuckten leicht, als er das Pochen spürte, das Stocken von Jerrys Atem hörte.
„Fertig.“ Williams Ankündigung brach den Zauber.
David
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