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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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die Assistenz und Mitarbeit anderer erforderlich sein, doch es bleibt Aufgabe des Problembesitzers, es zu lösen.
    Vergegenwärtigen wir uns die Zusammenhänge noch einmal: In Beziehungen gibt es drei Arten von Problemsituationen. Erstens, jemand anders hat ein Problem. Zweitens, ich habe ein Problem. Drittens, keiner hat ein Problem. In diesem Fall steht mir viel problemfreie Zeit zur Verfügung. Bei hinreichend problemfreier Zeit ist alles anders. Die kommunikativen Sperren sind keine Sperren mehr. Ich kann spielen, scherzen, necken und fast alles sagen, was ich möchte, ohne die Nähe zu gefährden, die sich im Dialog mit meinem Partner herstellt. Es versteht sich von selbst, dass Paare, die sich ihre Gedanken und Gefühle mitteilen, die miteinander reden, die über die Ereignisse und Erlebnisse ihres Alltags sprechen, eher zusammenbleiben.

    Vor einigen Jahren schrieb Reuel Howe ein interessantes kleines Buch mit dem Titel The Miracle of Dialogue , in dem er erläutert, warum Paare, die die problemfreie Zeitzum Dialog nutzen, zusammenbleiben. Im ersten Absatz seines Buches beschreibt er seine Prämisse:

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    Jeder Mann (und jede Frau) ist ein potenzieller Feind, das gilt sogar für die Menschen, die wir lieben. Nur der Dialog kann uns von der Feindschaft erlösen, die jeder gegen je den empfindet. Der Dialog ist für die Liebe, was das Blut für den Leib ist. Hört das Blut auf zu fließen, stirbt der Leib.
    Hört der Dialog auf, stirbt die Liebe, an ihrer Stelle werden Groll und Hass geboren. Doch der Dialog kann eine tote Beziehung heilen: Er kann eine Beziehung zum Leben er wecken, und er kann eine Beziehung, die bereits tot war, zu neuem Leben erwecken.
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7. KAPITEL
Aktives Zuhören – oder: So zuhören, dass sich andere verstanden fühlen
    Manchmal verhalten sich Menschen, so hat man einmal gesagt, als wären sie Objekte, wie sie Sir Isaac Newton zur Erläuterung seiner Bewegungsgesetze beschrieb: Ruhen Gegenstände, bleiben sie im Allgemeinen in Ruhe, und sind sie in Bewegung, bleiben sie meist in Bewegung. Genauso wir: Herrscht in unserem Inneren Frieden, empfinden wir keine heftigen Gefühle; wir bleiben im Allgemeinen still, das heißt wir befinden uns in Ruhe. Doch wenn Konflikte auftreten oder wenn uns starke Gefühle umtreiben, haben wir den Eindruck, uns im Ungleichgewicht zu befinden. Wir gleichen Newtons bewegten Körpern, die die Tendenz haben, in Bewegung zu bleiben. Aus dem Gleichgewicht geraten, sind wir bestrebt, es wiederzugewinnen. Dazu bedienen wir uns häufig der Sprache. Dann suchen wir nach einem Resonanzboden, jemandem, dem wir zutrauen, dass er uns empathisch zuhört.
    Worauf beruht die Wirkung des empathischen Zuhörens? Nach allem, was wir wissen, gibt diese Fähigkeit einem Menschen, der Konflikte hat, die Möglichkeit, sich seine Erfahrung vollständig zu vergegenwärtigen. Forscher meinen, Erfahrungen, die vollständig durchlebt werden, könnten im Gedächtnis abgelegt werden. Sie bleiben nur noch als Erinnerungen erhalten. Dazu eine Übung, die ich mache, wenn ich Kopfschmerzen habe:

Ich setze mich, schließe die Augen, mache ein paar tiefe Atemzüge und entspanne mich.
Wenn ich entspannt bin, blicke ich in meinen Kopf hinein und suche den Schmerz.
Wo befindet er sich? Hat er eine Form? Wie groß ist er?
Welche Farbe hat er? Wie viel Wasser kann er fassen?
Ich wiederhole diese Fragen, bis ich den Kopfschmerz nicht mehr finden kann.

    In der Regel bin ich vom Schmerz befreit, sobald ich die Fragen zwei- oder dreimal wiederholt habe, es kann aber auch länger dauern. Die Fragen sollen meine Aufmerksamkeit auf den Kopfschmerz lenken, also das Gegenteil dessen bewirken, wozu ich instinktiv tendiere, nämlich jeden Gedanken daran zu vermeiden. Wenn ich mich auf den Kopfschmerz konzentriere, zwinge ich mich, ihn zu erleben, ihn zu vergegenwärtigen, und bringe ihn auf diese Weise zum »Verschwinden«. Meist ist es leichter, wenn mir die Fragen von jemand anders gestellt werden, sodass ich meine ganze Aufmerksamkeit dem Kopfschmerz zuwenden kann und sie nicht zwischen dem Schmerz und den Fragen teilen muss.
    Erinnern Sie sich an Mutter und Tochter im Flughafen? Hätte die Mutter vermutet, dass ihre kleine Tochter Angst hatte, und beispielsweise gesagt, »Du hast Angst vor dem Flugzeug. Du möchtest lieber nach Hause«, hätte sich diese Angst verringert und bei weiteren Reaktionen anteilnehmenden Zuhörens möglicherweise ganz verflüchtigt.
    Genau das leistet Aktives Zuhören;

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