Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
fertig ist?«
Ich versuche, Zuversicht auszustrahlen, die ich gar nicht habe. »Ich hoffe doch«, sage ich, so munter ich kann. »Sie fand die Idee interessant, und … na ja, dann ist doch der Marsch und …«
Ich höre, wie sich meine Stimme verliert. Ich weiß nicht, ob Missus Stein es veröffentlichen wollen wird. Ich weiß nur, dass die Verantwortung für das Projekt auf meinen Schultern lastet,
und ich sehe an den abgearbeiteten Gesichtern, wie sehr sich die Frauen wünschen, dass dieses Buch erscheint. Sie schauen alle fünf Minuten zur Hintertür, haben Angst, dabei erwischt zu werden, wie sie mit mir reden. Angst, zusammengeschlagen zu werden wie Louvenias Enkel oder gar vor ihrer Haustür umgebracht zu werden wie Medgar Evers. Dass sie dieses Risiko eingehen, beweist doch, wie viel ihnen daran liegt, dass dieses Buch erscheint.
Ich fühle mich nicht mehr geschützt, nur weil ich weiß bin. Ich schaue mich immer wieder um, wenn ich mit dem Pick-up zu Aibileen fahre. Die Erfahrung mit dem Polizisten, von dem ich vor ein paar Monaten angehalten wurde, hat es mir eingeschärft: Ich bin jetzt eine Gefahr für jede weiße Familie in dieser Stadt. Auch wenn so viele Geschichten positiv sind und die emotionalen Bande zwischen den Frauen und den Familien bezeugen, werden es doch die negativen Geschichten sein, die die Aufmerksamkeit der Weißen erregen. Die ihr Blut zum Kochen bringen, sie die Fäuste schwingen lassen. Wir müssen das Ganze absolut geheim halten.
Ich komme absichtlich fünf Minuten zu spät zum Montagabendtreffen der League, dem ersten seit einem Monat. Hilly, die unten an der Küste war, würde es nie riskieren, ein Treffen in ihrer Abwesenheit stattfinden zu lassen. Sie ist braungebrannt und bereit, Führung auszuüben. Sie hält ihren Hammer wie eine Waffe. Um mich herum sitzen Frauen und rauchen, sie benutzen Glasaschenbecher, die auf dem Boden stehen. Ich kaue an den Nägeln, um mich davon abzuhalten, mir eine anzuzünden. Ich habe schon sechs Tage nicht mehr geraucht.
Ich bin nicht nur deshalb nervös, weil mir die Zigarette in der Hand fehlt, sondern auch wegen der Gesichter im Raum. Ich kann auf Anhieb sieben Frauen ausmachen, die mit jemandem im Buch verwandt sind, wenn nicht gar selbst darin vorkommen. Ich will hier raus und wieder an die Arbeit, aber zwei
lange, heiße Stunden vergehen, ehe Hilly schließlich mit ihrem Hammer das Treffen beschließt. Inzwischen scheint selbst sie ihrer Stimme müde.
Frauen stehen auf und strecken sich. Manche streben direkt hinaus, haben es eilig, sich um ihre Männer zu kümmern. Andere trödeln noch herum – die mit einer Küche voller Kinder und einem Dienstmädchen, das schon nach Hause gegangen ist. Ich packe schnell meine Sachen zusammen, in der Hoffnung, jedem Gespräch aus dem Weg gehen zu können, vor allem mit Hilly.
Doch ehe ich entkommen kann, erspäht mich Elizabeth und winkt mir. Ich habe sie seit Wochen nicht gesehen und kann nicht umhin, mit ihr zu reden. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich kein einziges Mal bei ihr war. Sie umfasst ihre Stuhllehne und stemmt sich hoch. Sie ist jetzt am Ende des sechsten Monats und benebelt von den Schwangerschaftstranquilizern.
»Wie geht es dir?«, frage ich. Alles an ihrem Körper ist genau wie immer, bis auf den riesigen Bauch. »Ist es diesmal besser?«
»Gott, nein, es ist furchtbar, und ich habe noch drei Monate vor mir.«
Wir schweigen beide. Elizabeth stößt leise auf, schaut auf die Uhr. Schließlich nimmt sie ihre Tasche, als wollte sie gehen, fasst dann aber meine Hand. »Ich hab’s gehört«, flüstert sie, »das mit dir und Stuart. Es tut mir ja so leid.«
Ich schaue auf den Boden. Mich erstaunt nicht, dass sie es weiß, mich erstaunt nur, dass es so lange gedauert hat, bis jemand dahintergekommen ist. Ich habe es niemandem erzählt, aber Stuart vermutlich. Heute Morgen erst musste ich Mutter anlügen, ihr sagen, die Whitworths seien am Fünfundzwanzigsten – dem geplanten Termin für ihre »Gegeneinladung« – nicht da.
»Entschuldige, dass ich’s dir nicht erzählt habe«, sage ich. »Ich spreche nicht gern darüber.«
»Verstehe. Oje, ich muss los, Raleigh hat wahrscheinlich schon einen Nervenzusammenbruch, weil er mit ihr allein ist.« Sie schaut zu Hilly hinüber. Die lächelt und entlässt sie mit einem Nicken.
Ich nehme rasch meine Sachen, will zur Tür. Doch ehe ich es geschafft habe, höre ich ihre Stimme hinter mir.
»Moment noch, ja, Skeeter?«
Ich
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