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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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beigebracht.
    Mutter holte tief Luft und straffte sich. »Ich habe Constantine gesagt, sie darf dir nichts davon schreiben. Nicht mitten in deinen Abschlussprüfungen. Stell dir vor, du wärst durchgefallen und hättest noch ein Jahr bleiben müssen. Vier Jahre College sind weiß Gott mehr als genug.«
    »Und sie … hat sich darauf eingelassen? Mir nicht zu schreiben, dass sie uns verlässt?«
    Mutter schaute weg und seufzte. »Wir sprechen später darüber, Eugenia. Jetzt komm in die Küche und sag unserem neuen Mädchen Pascagoula guten Tag.«
    Aber ich ging nicht mit in die Küche. Ich starrte auf mein Collegegepäck, panisch bei der Vorstellung, es hier auszupacken. Das Haus fühlte sich riesig und leer an. Irgendwo auf einem Feld ratterte ein Baumwollernter.
    In den drei Monaten seither habe ich nicht nur die Hoffnung aufgegeben, jemals etwas von Harper & Row zu hören, ich weiß auch nicht mehr, wie ich Constantine je finden soll. Niemand scheint zu wissen, was passiert ist oder wo ich sie erreichen kann. Ich habe schließlich aufgehört herumzufragen, warum sie weggegangen ist. Sie scheint einfach spurlos verschwunden. Ich muss mich damit abfinden, dass Constantine, meine einzig echte Verbündete, mich mit diesen Leuten allein gelassen hat.

KAPITEL 6

    An einem heißen Septembermorgen wache ich in meinem Jugendbett auf und schlüpfe in die Huarache-Sandalen, die mir mein Bruder Carlton aus Mexiko mitgebracht hat. Männerschuhe, da es in Mexiko offenbar keine Frauen mit Schuhgröße neuneinhalb gibt. Mutter hasst sie und sagt, sie sähen vulgär aus.
    Ich ziehe eins von Daddys alten Button-down-Hemden über mein Nachthemd und schleiche aus der Vordertür. Mutter sitzt auf der hinteren Veranda bei Pascagoula und Jameso, die Austern öffnen.
    »Man darf einen Neger und eine Negerin nie ohne Anstandsperson allein lassen«, hat mir Mutter vor langer Zeit einmal zugeflüstert. »Sie können nichts dafür, sie sind nun mal so.«
    Ich gehe die Stufen hinunter, um nachzusehen, ob mein Fänger im Roggen im Briefkasten liegt. Ich bestelle die indizierten Bücher immer bei einem Schwarzhändler in Kalifornien, weil ich mir sage, wenn der Staat Mississippi sie verbietet, müssen sie gut sein. Bis ich das Ende der Zufahrt erreicht habe, sind meine Huaraches und meine Knöchel mit feinem gelbem Staub bedeckt.
    Rechts und links sind die Baumwollfelder grellgrün und übervoll mit Kapseln. Die hinteren Felder hat Daddy letzten Monat durch den Regen verloren, aber die meisten haben es unbeschadet überstanden. Die Blätter fangen gerade an, vom
Entlaubungsmittel braun zu werden, und der saure Chemiegeruch hängt in der Luft. Auf der Landstraße ist kein Auto unterwegs. Ich mache den Briefkasten auf.
    Und da, unter Mutters Ladies’ Home Journal, liegt ein Brief, adressiert an Miss Eugenia Phelan. In der Umschlagecke steht in roter Prägeschrift Verlag Harper & Row. Ich reiße den Brief auf, hier an der Zufahrt, in meinem langen Nachthemd und Daddys altem Brooks-Brothers-Hemd.
    4. September 1962
     
    Liebe Miss Phelan,
    auf Ihr Bewerbungsschreiben antworte ich persönlich, da ich es bewundernswert finde, dass eine junge Frau ohne jegliche Berufserfahrung sich für eine Lektorinnenstelle in einem so renommierten Verlagshaus wie dem unseren bewirbt. Für einen solchen Posten sind mindestens fünf Jahre Erfahrung in der Branche unabdingbare Voraussetzung. Das wüssten Sie, wenn Sie sich auch nur ansatzweise über die Gepflogenheiten im Verlagswesen kundig gemacht hätten.
    Da ich jedoch selbst einmal eine ehrgeizige junge Frau war, habe ich beschlossen, Ihnen einen Rat zu geben: Gehen Sie zu Ihrer Lokalzeitung und sehen Sie zu, dass Sie einen Eingangsjob bekommen. Sie behaupten in Ihrem Brief, dass Sie »große Freude am Schreiben« haben. Wenn Sie gerade nicht am Vervielfältigungsgerät stehen oder Ihrem Boss Kaffee kochen, schauen Sie sich um, recherchieren Sie, und vor allem schreiben Sie! Vergeuden Sie Ihre Zeit nicht mit den üblichen Themen. Schreiben Sie über das, was Sie aufregt, vor allem, wenn es sonst niemanden beschäftigt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Elaine Stein, Cheflektorin Erwachsenenbuch
    Unter den Schreibmaschinenzeilen steht ein Nachsatz in eilig hingeworfener blauer Tintenschrift:
    PS: Wenn es Ihnen wirklich ernst ist, wäre ich bereit, einen Blick auf Ihre besten Ideen zu werfen und Ihnen meine Meinung zu sagen. Ich mache Ihnen dieses Angebot einzig aus dem Grund, Miss Phelan, dass jemand einmal das

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