Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help
amüsiert?«
Ich räuspere mich. »Ist das … wichtig?«
Er schaut mich an. »Sie sind ausgefallen groß, aber ich würde doch meinen, ein hübsches Mädchen wie Sie hat das ganze Basketballteam an der Angel.«
Ich starre ihn an, unsicher, ob er sich über mich lustig macht oder ob das ein Kompliment war.
»Ich nehme an, Sie verstehen was vom Putzen …« Er guckt wieder in meine Artikel, streicht wild mit dem roten Kuli darin herum.
Hitze steigt mir ins Gesicht. »Putzen? Ich bin nicht zum Putzen hier. Ich möchte schreiben.«
Zigarettenrauch quillt unter der Tür durch. Es ist, als ob der ganze Laden brennt. Ich komme mir so dumm vor, weil ich geglaubt habe, ich könnte einfach hier hereinspazieren und einen Job als Journalistin kriegen.
Er seufzt tief und reicht mir eine dicke Mappe voller Papiere. »Ich schätze, es könnte klappen mit Ihnen. Miss Myrna ist übergeschnappt und hat die Brocken hingeworfen, hat wohl Haarspray gesoffen oder was. Lesen Sie die Artikel, schreiben Sie die Antworten in ihrem Stil, und kein Mensch wird was merken.«
»Ich … was?« Und ich nehme die Mappe, weil ich nicht weiß, was sonst tun. Ich habe keine Ahnung, wer Miss Myrna ist. Ich stelle die einzig unverfängliche Frage, die mir einfällt. »Wie … war doch gleich die Bezahlung?«
Er mustert mich überraschend anerkennend, von meinen flachen Schuhen bis zu meinem flachen Haar. Irgendein schlummernder Instinkt erwacht in mir, will, dass ich lächle und mir mit der Hand durchs Haar fahre. Ich komme mir lächerlich vor, tue es aber trotzdem.
»Acht Dollar, jeden Montag.«
Ich nicke, überlege, wie ich aus ihm herauskriegen kann, worin der Job besteht, ohne mich zu blamieren.
Er beugt sich vor. »Sie wissen doch, wer Miss Myrna ist?«
»Natürlich. Wir … Mädchen lesen sie immer«, sage ich, und wieder starren wir uns schweigend an, so lange, dass ein fernes Telefon dreimal klingeln kann.
»Also, was ist? Acht sind nicht genug? Herrgott, Mädchen, dann putzen Sie doch Ihrem Mann den Lokus für lau.«
Ich kaue auf meiner Unterlippe. Ehe ich irgendetwas herausbringe, verdreht er die Augen.
»Na gut, zehn. Der Text muss am Donnerstag da sein. Und wenn mir Ihr Stil nicht gefällt, drucke ich ihn nicht und zahle keinen Cent.«
Ich nehme die Mappe an mich, danke ihm überschwänglicher, als ich vermutlich sollte.
Er beachtet mich gar nicht, nimmt den Hörer ab und telefoniert, noch ehe ich zur Tür hinaus bin. Bei meinem Wagen angekommen, lasse ich mich in das weiche Cadillac-Leder
sinken. Ich sitze lächelnd da und lese die Papiere in der Mappe.
Ich habe seit gerade eben einen Job.
Ich betrete unser Haus so aufrecht, wie ich mich seit meinem zwölften Lebensjahr nicht mehr gehalten habe. Ich platze fast vor Stolz. Obwohl mir jede Zelle meines Gehirns entschieden davon abrät, muss ich es Mutter einfach sagen. Ich stürze ins Fernsehzimmer und erzähle ihr haarklein, wie ich den Job bekommen habe, als Miss Myrna die wöchentliche Haushaltskolumne zu schreiben.
»Ausgerechnet.« Ihr Seufzen drückt aus, dass das Leben unter solchen Umständen kaum lebenswert zu nennen ist. Pascagoula gießt ihr Eistee nach.
»Es ist immerhin ein erster Schritt.«
»Ein Schritt wohin? Ratschläge geben, wie man einen Haushalt führt, wenn …« Sie seufzt wieder, so lang und langsam wie ein Reifen, aus dem Luft entweicht.
Ich schaue weg, frage mich, ob alle in der Stadt so denken werden. Die Freude verfliegt bereits.
»Eugenia, du weißt noch nicht mal, wie man Silber putzt, geschweige denn, wie man ein Haus sauber hält.«
Ich drücke die Mappe an meine Brust. Sie hat recht, ich werde keine einzige dieser Fragen beantworten können. Trotzdem, ich dachte, sie würde wenigstens stolz auf mich sein.
»Und wenn du an der Schreibmaschine sitzt, lernst du nie jemanden kennen. Eugenia, sei doch vernünftig.«
Zorn strömt mir langsam die Arme hoch. Ich richte mich wieder auf. »Glaubst du, ich will hier leben? Bei dir?« Ich lache auf eine Art, die sie hoffentlich verletzt.
Ich sehe das Flackern von Schmerz in ihren Augen. Sie presst die Lippen zusammen. Trotzdem habe ich nicht die Absicht, irgendetwas zurückzunehmen, weil ich endlich, endlich einmal etwas gesagt habe, was sie gehört hat.
Ich stehe da, weigere mich zu gehen. Ich will wissen, was sie darauf zu sagen hat. Ich will sie sagen hören, dass es ihr leid tut.
»Ich … muss dich etwas fragen, Eugenia.« Sie zwirbelt ihr Taschentuch, zieht die Augenpartie
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