Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
Vom Netzwerk:
hätte mir Constantine ein Geschenk gemacht.
    Ich rauchte meine Zigarette zu Ende, drückte sie im silbernen Gästeaschenbecher aus. Das Licht wurde wieder hell. Constantine lächelte mich an, und ich lächelte zurück.
    »Warum hast du mir das noch nie erzählt?«, fragte ich und schaute in ihre hellbraunen Augen.
    »Ich kann dir nicht immer alles erzählen, Skeeter.«

    »Aber warum nicht?« Sie wusste alles über mich, alles über meine Familie. Ich würde ihr doch nie irgendetwas verschweigen.
    Sie sah mich an, und da war eine unendliche Traurigkeit tief in ihr drinnen. Schließlich sagte sie: »Manche Sachen muss ich einfach für mich behalten.«
     
    Als ich zum Studium wegging und Daddy losfuhr, um mich und meine Sachen mit dem Pick-up zur Ole Miss zu bringen, heulte sich Mutter die Augen aus. Aber ich fühlte mich frei. Ich war der Farm entronnen, der ständigen Krittelei. Ich wollte Mutter fragen: Bist du nicht froh? Bist du nicht erleichtert, dass du dir nicht mehr den ganzen Tag Sorgen um mich machen musst? Aber Mutter schien todunglücklich.
    Ich war die Glücklichste in meinem Erstsemester-Wohnheim. Ich schrieb Constantine einmal die Woche, erzählte ihr von meinem Zimmer, den Lehrveranstaltungen, der Studentinnenverbindung. Ich musste die Briefe an sie nach Longleaf schicken, weil in Hotstack keine Post ausgetragen wurde, und konnte nur darauf vertrauen, dass Mutter sie nicht öffnen würde. Zweimal im Monat schrieb mir Constantine zurück, auf Luftpostpapier, das zu einem Umschlag gefaltet war. Ihre Handschrift war groß und hübsch, wenn auch die Zeilen abwärts liefen. Sie berichtete mir die prosaischsten Einzelheiten aus Longleaf: Mein Rücken ist bös, aber meine Füße sind noch schlimmer oder Der Mixer ist von der Schüssel abgeflogen und durch die Küche geschwirrt, und die Katze ist schreiend weggerannt. Hab sie seither nimmer gesehen. Sie erzählte mir, dass Daddy erkältet sei und es auf der Brust habe oder dass Rosa Parks demnächst in ihrer Kirche sprechen werde. Oft wollte sie wissen, ob ich glücklich sei, und Genaueres darüber hören. Unsere Briefe waren ein Gespräch über Jahre, ein Hin und Her von Fragen und Antworten, und in den Weihnachtsferien oder zwischen Sommerkursen führten wir es mündlich weiter.

    Mutter schrieb: Vergiss nicht zu beten und Trag keine Absatzschuhe, weil dich das noch größer macht, an einen Scheck über fünfunddreißig Dollar geheftet.
    Im April meines Abschlussjahres kam ein Brief von Constantine, in dem stand: Ich hab eine Überraschung für dich, Skeeter. Ich bin so aufgeregt, dass ich’s selbst kaum ertrag. Und frag mich ja nicht. Du siehst es ja dann, wenn du heimkommst.
    Das war kurz vor den Prüfungen, einen Monat vor der offiziellen Abschlussfeier. Und es war der letzte Brief, den ich von Constantine bekam.
     
    Die Abschlussfeier schenkte ich mir. Meine engsten Freundinnen waren alle schon abgegangen, um zu heiraten, und ich sah nicht ein, warum Mama und Daddy drei Stunden Autofahrt auf sich nehmen sollten, nur um mich über eine Bühne gehen zu sehen, wenn Mutter mich doch in Wirklichkeit nur durch den Mittelgang einer Kirche gehen sehen wollte. Von Harper & Row hatte ich nichts gehört, also kaufte ich mir kein Flugticket nach New York, sondern fuhr stattdessen im Buick von Kay Turner, die im zweiten Collegejahr war, mit nach Jackson, eingequetscht durch meine Schreibmaschine, die zu meinen Füßen stand, und Kays Brautkleid, das zwischen uns lag. Kay Turner würde nächsten Monat Percy Stanhope heiraten. Drei Stunden hörte ich mir ihre Überlegungen wegen der aufzufahrenden Kuchen an.
    Als ich nach Hause kam, trat Mutter einen Schritt zurück, um mich besser mustern zu können. »Also, deine Haut sieht prima aus«, sagte sie, »aber dein Haar …« Sie schüttelte seufzend den Kopf.
    »Wo ist Constantine?«, fragte ich. »In der Küche?«
    Und als ob sie vom Wetter spräche, sagte Mutter: »Constantine arbeitet nicht mehr hier. Lass uns jetzt diese ganzen Koffer auspacken, bevor deine Kleider völlig zerdrückt sind.«

    Ich drehte mich verdutzt zu ihr um. Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Was hast du gesagt?«
    Mutter richtete sich auf und strich ihr Kleid glatt. »Constantine ist gegangen, Skeeter. Sie ist zu ihren Verwandten nach Chicago gezogen.«
    »Aber … warum? Sie hat mir nichts von Chicago geschrieben. « Ich wusste, dass das nicht ihre Überraschung war. So etwas Schreckliches hätte sie mir sofort schonend

Weitere Kostenlose Bücher