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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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gottsjämmerlichen Hundeblick an, den Kopf verdreht, die Augenbrauen hochgezogen. Ich hör ihn regelrecht betteln, dass sie ihn loslässt. Er ist keiner, der beißt.
    Damit sie ihn gehen lässt, sag ich: »Mae Mobley, wo ist denn dein Schwanz?«
    Prompt lässt sie los und guckt nach. Ihr Kinn ist runtergeklappt, wie wenn sie nicht fassen könnt, dass ihr das die ganze Zeit entgangen ist. Sie dreht sich wacklig im Kreis, um ihr Hinterteil sehen zu können.
    »Du hast doch keinen Schwanz.« Ich lach und fang sie auf, eh sie noch die Stufen runterfällt. Der Hund schnuppert rum, ob’s irgendwo noch mehr Hackfleisch gibt.
    Ich find’s immer lustig, wie kleine Kinder alles glauben, was man ihnen sagt. Letzte Woche erst hab ich auf dem Weg zum Jitney-Supermarkt Tate Forrest getroffen, eins von meinen Babys von früher, lang, lang her. Um den Hals gefallen ist er mir, so hat er sich gefreut, mich zu sehen. Jetzt ist er ein erwachsener
Mann. Ich hatt’s eilig, weil ich ja zu Miss Leefolt zurückgemusst hab, aber er hat angefangen zu lachen und davon zu reden, wie ich ihn als kleinen Kerl immer veräppelt hab. Wie ihm das erste Mal der Fuß eingeschlafen ist und er gesagt hat, es kribbelt so, und wie ich ihm erklärt hab, das wär nur das Schnarchen von seinem Fuß. Und wie ich ihm gesagt hab, er soll keinen Kaffee trinken, sonst würd er farbig werden. Er sagt, er hat bis heut keine Tasse Kaffee getrunken, und jetzt ist er einundzwanzig. Es ist immer schön, wenn man sieht, dass die Kinder gut geraten sind.
    »Mae Mobley? Mae Mobley Leefolt!«
    Miss Leefolt hat auch schon gemerkt, dass ihr Kind nicht mehr im selben Zimmer ist wie sie. »Sie ist hier draußen bei mir, Miss Leefolt«, sag ich durch die Fliegentür.
    »Ich habe gesagt, du sollst in deinem Hochstuhl essen, Mae Mobley. Wie bin ich bloß an dich gekommen, wenn alle meine Freundinnen kleine Engel haben …« Aber da klingelt das Telefon, und ich hör sie davonstapfen, um dranzugehen.
    Ich guck die Kleine an, seh Falten zwischen ihren Augenbrauen. Über irgendwas ist sie schwer am Grübeln.
    Ich leg ihr die Hand auf die Wange. »Alles okay, Baby?«
    Sie sagt: »Mae Mo bös.«
    Sie sagt es, wie wenn’s eine Tatsache wär, und das tut mir in der Seele weh.
    »Mae Mobley«, sag ich, weil mir auf einmal die Idee kommt, was zu probieren. »Bist du ein schlaues Mädel?«
    Sie guckt mich an, wie wenn sie’s nicht weiß.
    »Du bist schlau«, sag ich.
    Sie sagt: »Mae Mo schlau.«
    Ich sag: »Bist du ein liebes Mädel?«
    Sie guckt mich an. Sie ist zwei. Sie weiß noch nicht, was sie ist.
    Ich sag: »Du bist ein liebes Mädel.« Und sie nickt und sagt es nach. Aber eh ich noch was sagen kann, steht sie auf und jagt den armen Hund durch den Garten und lacht, und da
denk ich, was wohl passieren würd, wenn ich ihr jeden Tag was Gutes sagen würd.
    Am Vogelbad dreht sie sich rum und lacht und ruft: »Hey, Aibee. Hab dich lieb, Aibee.« Und ich fühl so ein kitzeliges Gefühl, sacht wie Schmetterlingsflügel, wie ich sie da draußen spielen seh. Das Gleiche, was ich gefühlt hab, wenn ich Treelore zugeguckt hab. Und da dran zu denken macht mich irgendwie traurig.
    Nach einer Weile kommt Mae Mobley rüber und drückt ihre Wange an meine und lässt sie da, wie wenn sie wüsst, dass ich traurig bin. Ich halt sie fest und flüster: »Du bist ein schlaues Mädel. Du bist ein liebes Mädel, Mae Mobley. Hörst du?« Und ich sag es immer wieder, so lang, bis sie’s nachsagt.
     
    Die nächsten paar Wochen sind für Mae Mobley so wichtig. Dabei erinnert sich wahrscheinlich niemand mehr, wie er das erste Mal in die Kloschüssel gemacht hat statt in die Windel. Und wahrscheinlich denkt auch niemand dran, wer’s ihm beigebracht hat. Kein einziges von den Kindern, die ich aufgezogen hab, ist je zu mir gekommen und hat gesagt: Aibileen, ich dank dir dafür, dass du mir gezeigt hast, wie man aufs Klo geht.
    Es ist eine heikle Sache. Wenn man das Kind zu früh dazu bringen will, dass es aufs Klo geht, macht man es nur verrückt. Es kriegt’s noch nicht hin und denkt schlecht von sich. Aber die Kleine, die ist so weit, das weiß ich. Und sie weiß es auch. Aber, guter Gott, die lässt mich ganz schön rennen! Ich setz sie auf ihren hölzernen Klositz, damit ihr kleiner Popo nicht reinrutscht, und sowie ich ihr den Rücken zudreh, ist sie schon runtergeklettert und entwischt.
    »Musst du Pipi, Mae Mobley?«
    »Nein.«
    »Du hast zwei Gläser Traubensaft getrunken, ich weiß, dass du

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