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Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help

Titel: Gute Geister - Stockett, K: Gute Geister - The Help Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Stockett
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»Aibileen, Sie würden doch nicht in eine Schule mit lauter Weißen gehen wollen, oder?«
    »Nein, Ma’am«, murmle ich. Ich steh auf und mach der Kleinen das Haargummi ab. Wenn das Haar nass wird, verheddert sich’s in den grünen Plastikkugeln. Aber eigentlich will ich ihr die Ohren zuhalten, damit sie das Gerede nicht hört. Und vor allem nicht, wie ich dem auch noch zustimm.
    Aber dann denk ich: Warum? Warum muss ich hier stehen und Ja und Amen sagen? Und wenn Mae Mobley mich hört,
hört sie wenigstens was Vernünftiges. Ich hol Luft. Mein Herz pocht. Und ich sag, so höflich ich kann: »Nicht in eine Schule nur mit Weißen. Aber in eine, wo Farbige und Weiße zusammen sind.«
    Hilly und Miss Leefolt starren mich an. Ich guck rüber zu den Kindern.
    »Aber Aibileen« — Miss Hilly hat jetzt so ein kaltes Lächeln –, »Farbige und Weiße sind doch so … verschieden.« Sie kraust die Nase.
    Ich fühl, wie meine Oberlippe hochgeht. Natürlich sind wir verschieden! Jeder weiß doch, dass farbige Menschen und weiße Menschen nicht gleich sind. Aber wir sind doch alle Menschen! Ja, ich hab doch sogar gehört, dass Jesus dort draußen in der Wüste dunkle Haut gehabt hat. Ich press die Lippen fest zusammen.
    Ist aber sowieso egal, weil Miss Hilly schon bei was anderem ist. Was ich denk, zählt für sie nicht. Sie redet jetzt wieder leise mit Miss Leefolt. Aus dem Nichts zieht plötzlich eine dicke, dunkle Wolke vor die Sonne. Wir kriegen wohl gleich einen Guss.
    »… Regierung weiß es doch wohl am besten, und wenn Skeeter glaubt, dass sie mit diesem Farbigenunsinn …«
    »Mama! Mama! Guck mal!«, ruft Heather vom Planschbecken rüber. »Guck mal meine Rattenschwänze!«
    »Ich seh’s. Ich seh dich! Jetzt, wo William nächstes Jahr kandidiert …«
    »Mama, ich will deinen Kamm! Ich will Friseur spielen!«
    »… kann ich mir unmöglich Freundinnen leisten, die mit den Farbigen gemeinsame Sache machen …«
    »Mamaaaaa! Du sollst mir deinen Kamm geben! Ich brauch deinen Kamm!«
    »Ich habe es gelesen. Ich habe es in ihrer Büchertasche gefunden, und ich gedenke, Maßnahmen zu ergreifen.«
    Und dann sagt Miss Hilly nichts mehr, kramt nur in ihrer
Handtasche nach dem Kamm. Drüben über South Jackson donnert’s, und weit weg jault die Tornadosirene. Ich versuch, mir einen Reim auf das zu machen, was Miss Hilly grad gesagt hat: Miss Skeeter. Ihre Büchertasche. Ich habe es gelesen.
    Ich hol die Kinder aus dem Planschbecken, wickel sie in Handtücher. Jetzt kracht der Donner über uns.
     
    Kaum dass es dunkel ist, sitz ich an meinem Küchentisch und spiel nervös mit meinem Bleistift rum. Der Huckleberry Finn aus der Weißenbibliothek liegt vor mir, aber ich kann nicht lesen. Ich hab einen üblen Geschmack im Mund, bitter, wie Satz im letzten Schluck Kaffee. Ich muss mit Miss Skeeter reden.
    Ich hab nie bei ihr angerufen, außer zwei Mal, wie’s nicht anders ging: wie ich ihr gesagt hab, dass ich bei den Geschichten mitmach, und dann, um zu sagen, dass Minny auch mitmacht. Ich weiß, es ist riskant. Trotzdem steh ich auf und fass ans Wandtelefon. Aber wenn ihre Mama drangeht oder ihr Daddy? Ihr Dienstmädchen ist bestimmt schon längst gegangen. Wie soll Miss Skeeter erklären, dass eine Farbige sie anruft?
    Ich setz mich wieder hin. Miss Skeeter war erst vor drei Tagen hier, um mit Minny zu reden. Da war’s, wie wenn alles in Ordnung wär. Nicht so wie vor paar Wochen, wie die Polizei sie angehalten hat. Von Miss Hilly hat sie nichts gesagt.
    Ich sitz eine Weile kribblig auf meinem Stuhl, wollt, das Telefon würde klingeln. Ich spring auf und jag einen Kakerlak mit meinem Arbeitsschuh quer durch die Küche. Der Kakerlak gewinnt. Er krabbelt unter die Tragetasche mit Kleidern, die mir Miss Hilly gegeben hat und die jetzt seit Wochen da steht.
    Ich starr die Tüte an, spiel wieder mit meinem Bleistift. Irgendwas muss ich mit der Tüte machen. Ich bin’s ja gewöhnt, dass mir Ladys Kleider geben — hab haufenweise Weißenladysachen,
musst mir seit dreißig Jahren nichts mehr kaufen. Es braucht immer eine Weile, bis sie sich anfühlen wie meine Sachen. Wie Treelore noch klein war, hab ich mal so einen Mantel angezogen, von einer Lady, wo ich gearbeitet hab, und Treelore hat mich komisch angeguckt und sich vor mir verkrochen. Hat gesagt, ich riech weiß.
    Aber mit dieser Tüte ist es was anderes. Selbst das, was mir passen würd, kann ich nicht anziehen. Kann’s auch keinen Freundinnen geben. Jedes Stück in

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