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Gute Leute: Roman (German Edition)

Gute Leute: Roman (German Edition)

Titel: Gute Leute: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nir Baram
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Genosse, ja, Schwesterherz, ja, lieber Gott!« Solche Rufe stieß er auch manchmal aus, wenn sie miteinander schliefen und sie ihn mit einer unvorhergesehenen Bewegung überraschte.
    Er klaubte einen Haufen Jetons zusammen und wandte ihr sein strahlendes Gesicht zu, erwartete, dass sie sich mit ihm freuen würde. Als sie wie erstarrt stehen blieb, trat ein Ausdruck fassungslosen Erstaunens auf sein Gesicht: Kannst du nicht einmal fröhlich sein, wenigstens heute Abend?
    Eine zierliche Frau von ungefähr vierzig Jahren in schwarzem, eng anliegendem Spitzenkleid wandte sich vom Tisch ab und trat zu ihr. »Geht es Ihnen besser, Teuerste?«, fragte sie.
    »Ob es mir besser geht?«
    »Ja«, die Stimme der Frau überschlug sich beinahe. »Ihr Gatte sagte, Sie hätten sich nicht gut gefühlt und seien deshalb die letzten Tage in der Datscha geblieben.«
    »Ja, es geht mir besser, die Luft hier ist wunderbar.«
    »Fürwahr, wunderbar«, rief die Frau mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Und Sie, Teuerste, spielen Sie nicht?«
    »Ich mag Glücksspiele nicht so sehr.«
    »Zuweilen kann es ein höchst erholsames Vergnügen sein. Von außen mag es wie ein Vulkan aussehen, und es ist wirklich nicht zu empfehlen für Leute mit schwachem Herzen, aber für mich ist es ein Hort wundervoller Ruhe. Stundenlang kann ich mich auf die Kugel konzentrieren, und alle Mühsal dieser Welt verschwindet, alles verstummt, nur Stille bleibt.«
    »Tatsächlich? Das macht das Roulette mit Ihnen?«, staunte Sascha.
    »So ist es. Ich sage immer zu Semjon Emiljewitsch, das Glücksspiel schenkt die allergrößte Ruhe, abgesehen vom Tod. Hier, das ist mein Mann«, sie deutete auf einen kleinen Kopf und einen erstaunlich dünnen und langen Hals, die aus einem gelben, sich über einem feisten Körper spannenden Pullover ragten. »Und ich bin Evelina Sergejewna, Teuerste«, ihre Augen blieben an dem Verband hängen, »ich muss Ihnen sagen, Sie sehen immer noch ein wenig krank aus.«
    Nachdem die Dame Sascha noch mit einer Flut von Ratschlägen zur heilsamen Wirkung des Holunders überschüttet hatte – »Es lassen sich wundervolle Dolden gleich hier in der Nähe pflücken« –, kehrte sie an den Roulettetisch zurück.
    Maxim näherte sich ihr, etwas verschwitzt: »Das Glück ist mir hold heute Abend«, schnaufte er. »Die ganze Zeit Rot und wieder Rot. Und ich habe nicht einmal auf Schwarz gesetzt … Diese Evelina Sergejewna ist eine wundervolle Frau«, fügte er hinzu. »Sie hat mir gerade gesagt – offenbar wollte sie dich nicht in Verlegenheit bringen –, dass dein Verband in Begriff ist aufzugehen und die Wunde sich so infizieren kann. Sie hat hervorragendes Verbandsmaterial und auch Desinfektionsmittel, sagt sie.«
    Sascha warf einen Blick auf den Verband: »Darum kümmern wir uns morgen früh.«
    »Schön«, er drückte sie an sich, »es ist nicht so, dass ich im Leben nicht auch schon ein paar Verbände gewechselt hätte, aber in solchen Fällen bevorzugen Frauen ja wohl Frauen.« Und schon eilte er zurück an den Spieltisch.
    »Ich habe heute so einen zerknitterten Tscherkessen getroffen«, rief Evelina Sergejewna angetrunken. »Er hat mich angefleht, ich solle ihm Geld leihen, und sein kleiner Sohn stand dabei. Ich habe gefragt: Wann zahlst du es mir zurück? Denn ich muss schon bald wieder nach Moskau. Er hat ein Haus gezeichnet, und der Junge, höchstens acht Jahre alt, hat geschrien: Geben Sie uns Ihre Anschrift, und das Geld, wir schwören, wir schicken es mit der Post zurück, innerhalb eines Monats.«
    »Diese Tscherkessen sind wirklich eine Plage«, rief Semjon, der jetzt neben seiner Frau stand und heftig hustete: »Ganze Tage liegen sie auf der faulen Haut und vererben den Müßiggang noch an ihre Kinder.«
    »Ja«, rief die Frau mit sich überschlagender Stimme. »Und als ich ihnen helfen wollte und ihnen ein paar Armreifen ›aus Kupfer‹ abgekauft habe, sind die nach einem Tag gebrochen.«
    »Dieser Tand ist ebenso aus Kupfer gemacht wie die Berge hier aus Gold. Die haben einfach eine gutherzige Bürgerin gesehen und beschlossen, sie auszunehmen«, rief ein affektierter Mann im Frack. Auf seinem Gesicht lag ein hochmütiger, jedoch verbitterter Ausdruck. (Bei Typen wie ihm, wusste Sascha, sie hatte schon einige von diesem Schlag verhört, hing die Verbitterung immer mit Geld zusammen.)
    »Es ist unmöglich, mit ihnen zu reden, sie leben in einer anderen Welt!«, ereiferte sich Semjon. »Sie wollen sich nicht in die Gesellschaft

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