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Gute Leute: Roman (German Edition)

Gute Leute: Roman (German Edition)

Titel: Gute Leute: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nir Baram
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Kreis des weißen Lichts, und Sascha hatte das Gefühl, einer Falle entronnen zu sein.
    »Das habe ich heute Nacht schon einmal gehört …«
    »Ja, sehr klug«, wiederholte Podolski. »Nach meinem Verständnis hat deine Mutter die kleine Zusammenkunft in eurer Wohnung am Abend initiiert, damit unser Informant unsere Aufmerksamkeit auf die Verbindung Nadjeschda Petrownas zu Bljumkin und von ihm zu den Trotzkisten lenkt. Eine vorzügliche Finte. Du hättest den Bericht sehen sollen, der uns vorgelegt worden ist.«
    »Ossip Borisowitsch?«, fragte sie mit belegter Stimme. Mitunter kann auch ein Verrat, den man erwartet hat, schmerzen.
    »Die Agenten hier haben sich sehr echauffiert«, er überging ihre Frage. »Resnikow aus Abteilung 2 hat gebrüllt wie ein Verrückter …« Podolski verzog das Gesicht zu einer Grimasse und hüpfte um sie herum. »Gebt mir die Verräter! Gebt sie mir in die Hände!!«
    Sascha erschauderte. »Dann könnte es vielleicht helfen? Bljumkin?«
    »Keine schlechte Idee, uns in diese Richtung zu lenken«, sinnierte Podolski. »Bljumkin wurde liquidiert, noch bevor Nadjeschda Petrowna deinen Vater kennenlernte. Das Problem ist, dass der Name deines Vaters schon in der Sache mit Pjatakow aufgetaucht ist, und jetzt wieder.«
    Podolski hakte sich bei ihr unter. Von der steilen Straße war nicht mehr als ein sanfter Hang geblieben.
    »Wenn man genau darauf achtet, kann man von hier Flugzeuge hören«, sagte er. Aber sie hörte nichts. Die Begeisterung junger Männer für Flugzeuge, oder genauer gesagt für den Fallschirmabsprung, war ein leidiges Phänomen.
    Der Asphalt des Schulhofes – warm, rauh und von zertretenen Blättern übersät. Der erste Herbst der vierten Klasse, Podolski und seine Freunde, ein Haufen junger Wilder in grauen Hosen, zünden Spiritustäfelchen an, und die Luft wölbt sich über ihnen. Sascha und ihre Freundinnen, Mädchen in braunen Kleidern, blicken aus den Fenstern des ersten Stocks auf die wilden Burschen. Hinter dem Schulhoftor steht der Onkel mit den Bierkästen. Podolski sammelt bei seinen Freunden Münzen ein. Stark und breitschultrig überragt er sie, seine Augen glänzen, als wären sie gefettet. Sascha packt Shenjas Hand und rennt mit ihr über den Flur. Die Visage des Direktors ist durch einen Türspalt zu sehen, Shenja schreit auf, aber Saschas Hand schließt sich um ihren Arm, zerrt sie nach draußen. Schon sind sie auf dem Hof, nähern sich dem Knäuel der Jungen.
    »Wir wollen auch Bier!«, ruft sie in das Knäuel.
    Maxim Podolski löst sich daraus, sein Hals ist gerötet, weißer Schaum klebt an seinem Oberlippenflaum. »Und was habt ihr dafür zu bieten?« Er schenkt ihr einen spöttischen Blick.
    Sie reißt ihm die Flasche aus der Hand und nimmt einen Schluck, genießt das Wissen, dass seine Lippen eben noch daran hingen. Maxim Podolski mustert sie, wägt offensichtlich ab, wie er reagieren soll. Für einen Moment bekommt sie es mit der Angst zu tun, er könnte sie schlagen, sie hat ihn beim Reiterkampf schon einem anderen Jungen den Ellbogen ins Gesicht rammen sehen, und als das Blut aus dessen Nase schoss, hörte sie Podolski sagen, er solle nicht so viel »Aufhebens um ein bisschen Blut machen«. Natürlich fürchtet sich so einer, dessen Vater Tschekist ist und Menschen foltert, nicht vor Mädchen.
    Podolski betrachtet sie und vollführt dann mit der Hand die Geste eines Dieners: »Gnädiges Fräulein«, sagt er, »die Flasche ist Euer. Geschenkt.«
    Sie verspürte den Drang, sich an ihn zu schmiegen, und unterdrückte diesen sogleich. Zeigte sie Schwäche, könnte er behaupten, es sei seine Aufgabe, sie zu beschützen, und dann würde er ihr nicht mehr die ganze Wahrheit erzählen.
    »Sag«, stieß sie hervor, »war Pjatakow tatsächlich schuldig?«
    »Du fragst, ob Pjatakow, der Erste Stellvertreter des Volkskommissars für die Schwerindustrie, tatsächlich geplant hat, die Belüftungsanlagen in den Kohlegruben von Kemerowo verkommen zu lassen? Dein Vater hat bestimmt zu Hause gesessen, hat im Radio voller Empörung Wischinskis Rede während des Prozesses gehört und hat gesagt, dass Muralow, Radek und Pjatakow Einfaltspinsel sind. Wir kennen den Duktus: Zu sagen, ein kluger Angeklagter sei ein Einfaltspinsel, heißt nichts anderes, als dass man den Prozess nicht für rechtmäßig hält.«
    »Vater hat nichts dergleichen gesagt«, sagte sie und machte ihm insgeheim Komplimente: Die Schilderung war erschreckend genau.
    »Ich habe nicht

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