Gute liegt so nah...
Bett, Schlafmütze?“
„Ich bin nicht müde“, behauptete er gähnend und schloss die Augen.
Während wir über das Spielfeld gingen, schaute ich hinüber zu Sam, der sich mit Carol unterhielt. Ich hörte die beiden lachen, und dann gab er ihr einen Kuss. Keinen leidenschaftlichen, aber auch keinen rein freundschaftlichen. Ich verlangsamte meine Schritte.
Es war sehr eigenartig, Sam mit einer anderen Frau zu sehen, aber ich sagte mir, dass es nur daran lag, dass es nicht Trish war. Carol war nett und angenehm, aber irgendwie kam es mir falsch vor. Unnatürlich sogar, wenn ich ehrlich sein sollte. Die beiden gingen Richtung Parkplatz. Sam sah zu mir herüber und winkte. Carol winkte ebenfalls.
Ich nahm mich zusammen und setzte meinen Weg fort.
24. KAPITEL
E inige Tage später informierte Jill mich in der Klinik, dass eine junge Frau da sei, die über „Unwohlsein“ klagte. Sie warte schon eine Weile und habe extra nach mir gefragt.
Ich las die Krankenakte auf dem Weg ins Untersuchungszimmer. Auf der Liege saß eine sehr hübsche junge Frau mit goldbraunem Haar und einem gebräunten, schönen Gesicht. Ich schaute auf die Akte. Die Frau hieß Jennifer Bianco und war dreiundzwanzig Jahre alt.
„Guten Tag, ich bin Dr. Millie Barnes“, stellte ich mich vor und bot ihr die Hand.
„Ich weiß, wer Sie sind“, erwiderte sie kühl.
„Kennen wir uns?“
„Genau genommen schon. Zumindest haben wir etwas gemeinsam“, erklärte sie. „Joe Carpenter.“
„Ach, woher kennen Sie Joe?“ Ein ungutes Gefühl beschlich mich.
„Ich habe früher mit ihm geschlafen.“ Sie sah mir direkt in die Augen.
„Aha.“ Meine Wangen fingen an zu glühen.
„Und nun schläft er doch mit Ihnen, nicht wahr? Ich habe Sie neulich bei dem Baseballspiel gesehen.“
„Tja, Miss Bianco, ich möchte nicht unhöflich sein, aber Sie befinden sich hier in einer Klinik, und ich muss mich noch um andere Patienten kümmern. Haben Sie ein medizinisches Problem, bei dem ich Ihnen helfen kann?“ Ich bekam einen trockenen Mund.
„Was wäre, wenn ich Ihnen sage, dass ich eine Krankheit habe, Gonorrhö oder so etwas? Oder wenn ich schwanger wäre?“
„Glauben Sie denn, dass Sie es sind?“ Ich versuchte, ruhig zu sprechen.
„Nein, aber es wäre durchaus möglich. Ihr Freund ist ein echter Casanova, er nimmt es nicht so genau. Außerdem ist er ein Dreckskerl.“ Sie hüpfte von der Untersuchungsliege. „Ich dachte, das sollten Sie wissen.“ Sie stand vor mir, die Fäuste in die Hüften gestemmt, Tränen in den Augen. Sie wirkte weniger wütend, eher einschüchternd.
„Brauchen Sie wirklich keine Hilfe, Jennifer?“
Sie wandte sich seufzend ab. „Nein, es geht mir gut. Mir fehlt absolut nichts, Dr. Barnes.“ Aus irgendeinem Grund machte es mich traurig, dass sie mich Dr. Barnes nannte, als wäre ich so viel älter als sie und dennoch vollkommen ahnungslos. „Ich wollte Sie nur darüber aufklären, dass Joe mit jeder ins Bett geht“, fuhr sie fort. „Mich hat er einfach so fallen lassen … an einem Tag trieben wir es noch auf dem Dachboden im Haus meiner Großmutter, am nächsten rief er mich nicht einmal mehr zurück. Als ich ihn zur Rede stellte, tat er so, als sei das zwischen uns ohnehin nie etwas Ernstes gewesen.“ Ihre Stimme brach, und sie wischte sich die Augen mit dem Handrücken. „Aber es war ernst, zumindest für mich. Seien Sie also vorsichtig.“
Sie ging an mir vorbei zur Tür, wo sie sich noch einmal zu mir umdrehte. „Sie waren mal mein Babysitter, als ich im Haus meiner Großeltern übernachtet habe. Wir haben gemalt, und ich durfte vor dem Schlafengehen noch Eis essen. Damals fand ich Sie nett.“ Mit diesen Worten ging sie.
Ich setzte mich mit wackligen Knien auf die Untersuchungsliege.
Jennifer Bianco. Ihre Großmutter wohnte in der gleichen Gegend wie meine Eltern. Ich erinnerte mich vage an den Abend, den sie erwähnt hatte. Und jetzt fiel mir auch etwas anderes wieder ein, nämlich dass Joe vor einigen Monaten bei Mrs Bianco die Stufen ihrer hinteren Veranda repariert hatte. Offenbar war er nicht nur deshalb da gewesen, sondern hatte sich auch gleich noch um Jennifer gekümmert.
Wenn ich mir Mühe gab, konnte ich sein Verhalten rechtfertigen und mir einreden, mit mir sei es etwas anderes, weil er sich geändert hatte. Doch irgendwie brachte ich die nötige Kraft dazu nicht auf. Jennifer persönlich gegenüberzustehen war etwas anderes, als an Joes zahlreiche frühere Freundinnen nur zu
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