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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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abgeleitet, die ich Joe Carpenter jemals zugeschrieben hatte. Dieser Augenblick hatte mir durch schreckliche Zeiten geholfen und erinnerte mich immer wieder daran, warum andere Männer Joe nie das Wasser reichen konnten. Und er? Das Ganze war aus seinem Gedächtnis getilgt.
    Ich fing an, Joes Worte genau zu interpretieren, jede Geste und Handlung. Inzwischen waren wir seit über einem Monat zusammen, und alles lief bestens. Nur mein Verstand spielte nicht richtig mit, denn ich machte mich verrückt mit diesen ständigen Analysen. Aber ich konnte einfach nicht anders.
    Ich liebte Joe. Oder? Was liebte ich an ihm, abgesehen von seinem Charme und seiner Schönheit? Ja, er arbeitete hart und war gutherzig, in gewisser Weise zumindest. Nur war eben einiges, was früher mein Herz angerührt hatte, in Wirklichkeit ein bisschen anders gewesen, als ich vermutet hatte.
    „Katie, was hältst du eigentlich wirklich von Joe?“, fragte ich sie eines Tages, als wir ihre beiden Jungen zum Wiley Park brachten. Die zwei planschten und buddelten fröhlich am Ufer des Great Pond.
    Katie sah mich prüfend an. „O-oh. Was ist passiert?“
    „Nichts, gar nichts. Es ist nur … wie kommst du darauf, dass etwas passiert ist?“
    „Weil du dir solche Gedanken früher nie über Joe gemacht hast“, antwortete sie und grub die Zehen in den grobkörnigen Sand.
    Ich seufzte. „Ich bin einer Frau begegnet, die mal mit Joe zusammen war, und das hat mich ins Grübeln gebracht.“
    „Ich bitte dich, Millie. Du wirst hier überall Frauen treffen, mit denen Joe mal im Bett war. Das ist dir doch wohl klar, oder?“ Sie wühlte in der Kühlbox und gab mir einen Eistee.
    „Danke. Ja, natürlich weiß ich das. Es ist nur …“ Ich rutschte auf meinem Liegestuhl hin und her.
    „Worüber genau machst du dir Gedanken?“, fragte Katie.
    „Über … ich weiß nicht. Glaubst du, wir passen zusammen?“
    Katie schaute zu ihren Söhnen. „Michael, Schatz, schmeiß deinem Bruder keinen Sand auf den Kopf.“ Dann wandte sie sich wieder an mich. „Ich glaube, du weißt genug über Joe, um dir deine eigene Meinung zu bilden.“
    „Das ist alles? Mehr kannst du mir nicht anbieten?“
    „Nein, tut mir leid.“ Sie lächelte entschuldigend.
    „Na schön, dann beantworte mir noch dies, oh mächtige Sphinx. Woher weiß man, ob man jemanden wirklich liebt?“
    „Tolle Frage. Und die Antwort lautet: Ich habe keine Ahnung.“
    „Katie! Komm schon, mach mit.“
    Sie lachte. „Schon gut. Nicht, dass ich jemals echte Liebe erlebt hätte. Ich hatte ja nur Elliott.“ Einen Moment lang wurde sie nachdenklich, dann sagte sie: „Also schön. Wahre Liebe ist es wohl, wenn selbst der schönste Augenblick noch besser wäre, wenn man ihn mit dem Menschen erlebt, den man liebt. Als würde erst die Gegenwart des anderen ihn vollkommen machen.“
    „Das war nicht schlecht“, musste ich zugeben. „‚Erst durch dich fühle ich mich ganz‘ und so.“
    „Genau.“ Sie schob die langen blonden Haare unter ihre Red-Sox-Kappe. „Und wenn du mit dem geliebten Menschen zusammen bist, kommt das Beste in dir zum Vorschein. Nichts Gekünsteltes, sondern deine besten Eigenschaften.“
    Mein Lächeln erstarb. Spielte ich Joe etwas vor, wenn ich mit ihm zusammen war? Nein, unmöglich. Ich liebte ihn und war ganz ich selbst. Ich wünschte nur, das wäre nicht so anstrengend … Um das Thema zu wechseln, fragte ich: „Wolltest du das nie erleben? Eines Tages, meine ich.“
    „Ich fühle mich ständig so.“ Katie deutete auf ihre Jungs. „Da drüben sind die besten Momente meines Lebens.“
    „Ich meine mit einem Erwachsenen, wie du sehr wohl weißt.“
    Sie schien etwas sagen zu wollen, zögerte jedoch. „Hör mal, falls du schon wieder versuchst, mich mit irgendwem zu verkuppeln, werde ich sauer.“ Ich winkte entschieden ab. „Na gut. Meine Antwort lautet: Ja, manchmal wünsche ich mir schon, es gäbe jemanden. Nicht Sam, dass wir uns da richtig verstehen. Er ist nichts für mich. Aber in letzter Zeit war mein Leben nicht so anstrengend, und da konnte ich mir durchaus vorstellen, irgendwann wieder für eine Beziehung bereit zu sein. Aber noch nicht.“
    „Du und Sam …“, begann ich.
    „Hörst du mir eigentlich nicht zu? Nicht Sam! Corey und Mike, kommt her und lasst euch noch mal mit Sonnenmilch eincremen.“ Die beiden sprangen hoch und kamen auf uns zu gerannt.
    „Ich wollte nur sagen, dass ihr euch ähnlich seid, du und Sam“, erklärte ich. „Ihr beide

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