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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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mir. „Hallo“, begrüßte sie mich und schaute mitfühlend in Joes Richtung. „Tut mir leid. Seine Freundin der Woche.“
    „Ja, nur dass er letzte Woche auch schon mit ihr zusammen war“, erwiderte ich und fühlte, wie mir das Herz schwer wurde. Ich sah mich im Restaurant um. „Ich glaube, ich gehe wie der. Ich bin nicht in der richtigen Stimmung.“
    „Verstehe ich.“ Sie drückte mir freundschaftlich die Schulter. Ein Gast winkte bereits ungeduldig. „Ich rufe dich morgen an.“
    Auf dem Heimweg hielt ich am Supermarkt und kaufte mir eine Jumbotüte Käsechips, genau das Richtige für einen Anfall von Selbstmitleid. Zu Hause schlüpfte ich in meinen Pyjama, schaltete den Fernseher ein und machte mich über die Chips her. Auf meinen drei Kanälen lief nichts, was mir gefiel. Vielleicht sollte ich doch in eine Satellitenschüssel investieren, da ich ja anscheinend keinen Partner finden würde.
    Ich warf Digger einen Chip zu, den er aus der Luft fing und anscheinend ohne zu kauen hinunterschluckte. Digger und ich könnten viel Spaß haben, indem wir zusammen Chips und Schokolade aßen. Ich konnte wieder fett werden. Ich würde einfach essen und essen, alle möglichen köstlichen Sachen, zum Beispiel eine ganze Kokosnusstorte oder Rührei mit Käse oder ein Dutzend Schokoladendonuts. Wen interessierte das schon? All die Plackerei zahlte sich ja doch nicht aus. Joe schenkte mir nicht mehr Beachtung als zu der Zeit, in der ich noch dicker war und eine Zahnspange trug.
    Digger stand auf und legte seinen Kopf in meinen Schoß. Ich kraulte das seidige Fell hinter seinen Ohren und gab ihm einen weiteren Chip. Wer brauchte den blöden Joe Carpenter? Ich hatte einen Hund. Ich brauchte niemanden. Doch noch während ich das dachte, überwältigte mich die ultimative Demütigung, Meine Augen füllten sich mit Tränen. Hier lag ich an einem Freitagabend um halb neun auf dem Sofa und stopfte mich sinnlos voll, während die Liebe meines Lebens, der Mann, den ich wie keinen anderen Menschen kannte, mit seiner neuen Freundin in meinem Lieblingsrestaurant knutschte. Das machte mich fertig. Ich heulte jetzt richtig und würgte an der Chipsmasse in meiner Kehle. Wenn ich mich mal ordentlich ausgeweint hätte, würde ich mich besser fühlen, oder? Trotzdem kam ich mir albern vor, mich derartig selbst zu bedauern. Digger versuchte auf meinen Schoß zu klettern und mir die Mischung aus salzigen Tränen und feinem Chipsstaub vom Gesicht zu lecken. Ich schob ihn herunter und putzte mir die Nase.
    Am liebsten hätte ich jemanden angerufen. Katie arbeitete, und meine Mutter wäre entsetzt, weil ich weinte. Sie würde sofort vorbeikommen, und das wollte ich nicht. Ich wollte einfach von jemandem bedauert werden, mit jemandem mein Elend teilen. Sam? Er wusste nichts von meiner enttäuschten Liebe, und es wäre mir peinlich gewesen, ihm davon zu erzählen. Mitch oder Curtis? Nein, die waren an einem Freitagabend unterwegs, hielten Händchen und tauschten mit ihren Freunden in P-town geistreiche Bemerkungen aus. Es gab niemanden. Niemand würde mich verstehen. Schluchz.
    Ich zog die Decke bis zum Kinn, tastete nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher aus und wusste nicht, dass sich morgen alles ändern würde.
    Ich wachte spät auf, mein Gesicht war geschwollen und mein Körper steif von der Nacht auf dem Sofa. Digger lag auf meiner unteren Hälfte und schnitt mir wer weiß wie lange schon die Blutzirkulation ab. Ich stolperte ins Badezimmer und zuckte beim Anblick meiner verquollenen Augen und dem verschmierten Mascara zusammen.
    Seufzend wusch ich mir das Gesicht und kochte Kaffee. Um nicht an Joe zu denken, las ich die Zeitung. Dies war mein freies Wochenende, und ich hatte absolut nichts vor. Vielleicht hatten Curtis und Mitch ein bisschen Zeit, dann könnte ich sie besuchen. Ihr Haus war so schön und in P-town viel mehr los. Wenn ich eine Nacht anderswo verbrachte, würde es mir hinterher bestimmt besser gehen. Ich hatte die beiden seit einigen Wochen nicht mehr gesehen, und es war bestimmt lustig, mich extra aufzudonnern, um ihnen die Früchte ihrer Bemühungen vorzuführen.
    Aber zuerst war meine Joggingrunde an der Reihe. Nachdem ich gestern Abend etwa achttausend fettreiche Kalorien zu mir genommen hatte, fühlte ich mich ziemlich mies. Ich musste dieses Chipsgift aus meinem Körper heraus- und meinen Verstand wieder klar bekommen. Außerdem sah Digger demonstrativ zu seiner Leine und wedelte mit dem Schwanz.
    Ich

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