Gute liegt so nah...
die Wochenenden hier verbringen“, schlug Sam vor.
„Ja, könnte ich. Nur bin ich gerade erst wieder zurückgekommen und möchte nirgendwo sonst leben. Wie auch? Du willst auch nicht nach Indiana ziehen, oder?“
„Draußen auf dem Land, ohne das Meer vor der Nase? Machst du Witze? Das würde ich nicht lange aushalten. Das ist der Fluch des Cape.“
Das stimmte. Wenn man einmal hier gelebt hat, will man nicht wieder weg. Die natürliche Schönheit der Halbinsel, die vielen schönen Ecken, der Geruch, das Rauschen des Meeres, das war unübertrefflich. Selbst als ich in Boston gewohnt hatte, nur ein paar Stunden entfernt, sehnte ich mich nach Eastham. Seit meiner Kindheit hatte ich davon geträumt, Ärztin in meiner Heimatstadt zu werden, und ich war entschlossen, es zu schaffen.
Natürlich spielte Joe auch eine Rolle. Obwohl meine Pläne mich im Augenblick nicht weiterbrachten, konnte ich jetzt nicht aufgeben. Dafür hatte ich schon zu viel Zeit investiert, ganz zu schweigen von meinen jahrelangen Fantasien. Bestimmt würde sich etwas ergeben und er mich endlich, endlich wahrnehmen, sich unsterblich in mich verlieben und mich schließlich heiraten. Hoffentlich noch vor meinem fünfzigsten Geburts tag.
12. KAPITEL
M itte Juni stauten sich die Au tos auf der Route 6, die Leute mussten in jedem Restaurant mindestens eine halbe Stunde auf einen Tisch warten, und das Geschäft in den Souvenirläden brummte. Auch in unserer Klinik herrschte Betrieb, und obwohl wir keine schweren Fälle hatten, war es schön, viel zu tun zu haben. Ich schrieb Prednisone-Rezepte für den nicht enden wollenden Strom der Giftsumach-Opfer und überwies Patienten ins Cape Cod Hospital. Inzwischen waren wir ein eingespieltes Team, Jill, Sienna und ich. Der geheimnisvolle Dr. Bala war freundlich und hatte seine anfängliche Förmlichkeit überwunden. Jetzt, wo wir jede Menge Arbeit hatten, funktionierte alles reibungslos, und ich behauptete mich sehr gut.
Auch meine Arbeit im Seniorenheim machte mir Spaß. Mr Glover und ich hatten eine kleine Aussprache, und seit meiner ersten Visite benahm er sich. Im OCSC waren die Fälle oft komplizierter, wodurch man die Patienten und ihre Familien viel besser kennenlernte. Das mochte ich, und es erfüllte mich mit tiefer Zufriedenheit, von ihnen ins Vertrauen gezogen zu werden, auch wenn ich nur die Vertretung für Dr. Whitaker war.
Ich wurde sogar eine bessere Köchin. Ich lud meine Eltern zum Abendessen zu mir ein und bereitete eine Gemüselasagne zu, von der keinem schlecht wurde. Ich brachte Sam und Danny eines Abends eine Hühnchenkasserolle, die ich mit ihnen zusammen aß. Aber für sich allein zu kochen machte keinen Spaß. Die meisten Rezepte waren für vier Personen gedacht, weshalb ich häufig die Reste wegwerfen musste. Meistens begnügte ich mich daher mit der Zubereitung von Salaten, Omelettes und Gemüsegerichten für eine Person, die ich beim Lesen aß.
Ich joggte weiter; Sams sportliche Tipps waren sehr praktisch, denn ich litt nicht mehr so sehr und legte nun regelmäßig mit meinem süßen schwarz-weißen Hund vier Meilen zurück. Außerdem arbeitete ich an meinem Haus, bepflanzte die Blumenkästen vor den Fenstern und stellte kleine Blumenbottiche auf. Der Flieder, den Sam gepflanzt hatte, blühte, und alles in allem war es eine herrliche Zeit. Wenn da nicht die Sache mit Joe gewesen wäre, den ich, abgesehen von unserer kurzen Begegnung im Barnacle, kaum noch zu Gesicht bekommen hatte.
Eines Freitagabends wollte ich, wie ich es gelegentlich machte, ins Barnacle, während Katie arbeitete. Im Restaurant war es laut und voll, und kaum hatte ich es betreten, ging es mir mies. In ein paar Wochen würde ich dreißig werden, und ich hatte die Nase voll davon, in Bars herumzuhängen. Plötzlich kamen mir alle weiblichen Singles im Restaurant viel jünger vor als ich. Die Frauen in meinem Alter schienen alle liebe Kinder dabeizuhaben, waren schwanger oder hielten Händchen mit ihren Ehemännern. Fast dreißig, und ich stellte noch immer Joe nach, wie ich es schon mit zweiundzwanzig gemacht hatte … und mit neunzehn … und mit fünfzehn …
Apropos Joe, da war er, doch an diesem Abend machte mich der Anblick seiner Schönheit nur müde. Ich war seltsam erschöpft. Würde meine Liebe zu ihm jemals erwidert werden? Würde ihm je klar werden, dass er sehr glücklich mit mir sein könnte, statt mit der gertenschlanken Rothaarigen von außerhalb, mit der er momentan flirtete?
Katie kam zu
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