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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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waren.“
    Während Heidi in den Krankenwagen verfrachtet wurde, Mann und Sohn im Schlepptau, applaudierte die Menge erneut. Ich musste lächeln und fühlte mich plötzlich euphorisch, deshalb umarmte ich spontan Sam.
    „Gut gemacht, Officer“, sagte ich aufgewühlt an seiner Schulter.
    „Du hast die ganze Arbeit gemacht“, meinte er. „Und sehr gut.“ Wir sahen uns einen Moment an. Sams Augen leuchteten, und Tränen schimmerten in ihnen. Ich war zutiefst gerührt. Konnte man sich einen besseren Mann während eines Notfalls an seiner Seite wünschen?
    Ethel kam zu uns und drückte mir Diggers Leine wieder in die Hand. „Dem Himmel sei Dank, dass ich das nicht tun musste“, sagte sie mit ihrer kratzigen Stimme. „Ziemlich eklige Angelegenheit, wenn ihr mich fragt.“
    „Ich fand es wundervoll“, meldete sich eine vertraute Stimme zu Wort. Ich drehte mich um.
    Joe Carpenter, dessen blonde Haare in der Sonne schimmerten und der eine abgeschnittene alte Jeans trug, stand vor mir. „Wow, Millie, du warst echt toll.“
    „Danke, Joe.“ Ich erwiderte sein Lächeln. „Aber der Dank geht al lein an die Mutter, denn sie hat die ganze Arbeit gemacht.“
    Ein Baby! Ich hatte am Coast Guard Beach ein Baby entbunden. Dagegen kam selbst Joes Schönheit nicht an.
    Die Menschenmenge löste sich allmählich auf, und einige Leute traten zu Sam und mir, um uns zu beglückwünschen oder Scherze zu machen.
    Als ich mich bückte, um meine Arzttasche zu packen, stellte ich fest, dass mein T-Shirt von dem neu geborenen Baby eingesaut war. Ach, wen kümmert’s, dachte ich. Die Flecken waren eine Art Ehrenabzeichen. Ich streichelte Digger und erlaubte ihm, mein Gesicht abzulecken, ehe ich mich wieder aufrichtete. Mein Herz war froh.
    Joe stand noch immer da.
    „Hast du eigentlich heute Abend schon etwas vor?“, erkundigte er sich. „Willst du mit mir ein Bier trinken gehen?“
    Einen Augenblick lang genoss ich einfach das Geschrei der Möwen und das Rauschen der Brandung. Beides zusammen ergab mit dem Stimmengewirr der Strandbesucher eine wunderschöne Sommermelodie. Die Sonne schien warm, der Wind wehte sanft, und dies war ganz eindeutig der beste Tag in meinem Leben. Lächelnd antwortete ich: „Ja, gern, Joe.“
    Er lächelte zurück, und seine Wangengrübchen erschienen. „Um acht im Barnacle?“
    „Hört sich gut an“, erwiderte ich eigenartig gefasst.
    „Dann bis später.“ Mit diesen Worten ging er davon. Strahlend wandte ich mich zum Gehen, doch Sam trat zu mir.
    „Das war beeindruckend, was?“, meinte er und fuhr sich durch das kurz geschnittene Haar.
    „Du bringst nicht jeden Tag ein Baby auf die Welt, was?“
    „He, hast du Lust, heute Abend irgendwo mit mir essen zu gehen?“
    Erst jetzt fiel mir ein, dass Danny dieses Wochenende bei Trish verbrachte. „Ich kann nicht, ich habe schon etwas vor. Tut mir leid, Kumpel.“ Ich bedauerte es wirklich. Es wäre nett gewesen, diesen wundervollen Morgen noch einmal mit ihm zu rekapitulieren.
    „Macht nichts. Vielleicht sehen wir uns später.“ Sam winkte und machte sich auf den Weg, um seinen Bericht zu schreiben.
    Unterwegs vom Strand zu meinem Wagen wurde mir noch elf Mal gratuliert, dann fuhr ich nach Hause und war einfach nur dankbar, dass das Leben so wundervoll sein konnte.
    Der Rest des Tages verging wie im Traum. Ich rief Katie und meine Eltern an, außerdem Mitch und Curtis, Janette in Boston, Dr. Bala und sogar Trish. Nachdem ich die Geschichte sechs Mal erzählt hatte, konnte ich sie langsam fassen. Ich saß draußen auf meiner winzigen Veranda und ging jedes Detail wieder und wieder in Gedanken durch. Wie glücklich ich war, bei der Geburt dieses Babys helfen zu können. Wie stolz ich auf diese Mutter war, die es geschafft hatte, ihr Kind am Strand zur Welt zu bringen, unter den Blicken einer Menschenmenge. Und wie stolz ich auf mich war, weil ich alles richtig gemacht hatte! Auf Sam, der sich so souverän und fürsorglich verhalten hatte, war ich auch stolz. Und auf meinen Hund, der die ganze Zeit brav gewesen war. Obendrein hatte mich nach diesem trostlosen Abend gestern, nach all den Chips und meinem Gejammere Joe Carpenter gefragt, ob ich mit ihm ausgehe! Und zwar, als ich ungeduscht und zerzaust aussah, mit Blut und Fruchtwasser beschmiert.
    Ein paar Leute riefen an, lobten mich für meine Arbeit und erkundigten sich nach dem Baby. Ich rief Heidi im Cape Cod Hospital an, um mich nach ihrem Befinden zu erkundigen, und sie bedankte sich unter

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