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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Vorrat an Tischsets und Servietten durch. Ich würde ein paar neue kaufen müssen und fragte mich, ob ich es noch zu Sleet’s Hardware schaffen würde, wo es all die hübschen Küchensachen gab.
    Erst nach Mitternacht fiel ich ins Bett, war jedoch zufrieden, dass alles nach Plan lief. Kurz bevor ich einschlief, ließ ein entsetzlicher Gedanke mich noch einmal hochschrecken: Mein Job! Ich musste mir freinehmen, sonst würde ich unmöglich alles bis zu Joes Besuch schaffen. Sofort bekam ich Schuldgefühle, ich war schließlich Ärztin, und wegen eines Dates nicht zur Arbeit zu erscheinen, war idiotisch.
    Was soll’s, dachte ich, es ist ja nur dieses eine Mal. Ein Mittel zum Zweck. Ich verdiente doch auch ein Privatleben, oder? Mir standen Urlaubstage zu, und im Übrigen verlangten die Patienten nicht ausdrücklich nach mir. Na schön, es kam ein bisschen kurzfristig, aber das Cape Cod Hospital konnte einen Arzt schicken, der für mich einsprang. Das hatte Juanita doch bei ihrem Einführungsvortrag erklärt.
    Nachdem ich mein Gewissen beruhigt hatte, konzentrierte ich meine Gedanken auf Joe. Sobald wir ein festes Paar waren, würde ich nicht mehr einen derartigen Aufwand betreiben müssen. Nur dieses eine Mal.
    Ich musste Juanita anrufen, also stand ich auf, wühlte auf meinem Schreibtisch herum und fand ihre Karte, die ich ans Telefon klebte, damit ich nicht vergaß, sie gleich morgen früh anzurufen. Zum Glück hatte Dr. Bala morgen die zweite Schicht. Ich würde einfach versuchen, früher zu gehen und mir Freitag und Samstag freinehmen … Samstag, weil ich möglicherweise nur mit einem Bettlaken bekleidet neben dem Objekt meiner Begierde im Bett liegen würde und dann ganz sicher nicht zur Arbeit wollte. Ich legte mich wieder hin und ging schon mal in Gedanken das Gespräch mit Juanita durch.
    „Hier ist Dr. Barnes aus der Klinik“, würde ich sagen. „Ich koche ein Abendessen für meinen Freund und brauche deshalb ein paar Tage frei.“
    Hm, das entsprach zwar der Wahrheit, aber da fehlte etwas. Charakterliche Reife vielleicht?
    „Hallo, Juanita, hier spricht Dr. Barnes. Ich habe einen kleinen Notfall und kann in den nächsten zwei Tagen nicht zur Arbeit erscheinen.“
    Nein. Meine katholische Erziehung verbot mir derartige Lügen, andernfalls drohte göttliche Vergeltung. Als fast Dreißigjährige sagte mein Verstand mir, dass das Unsinn war – Gott wartete nicht darauf, dass ich log, um mich dann zu bestrafen. Aber für den Fall, dass Gott einen ruhigen Tag erwischte und es doch mitbekam, wollte ich mir lieber etwas Besseres einfallen lassen.
    „Hallo, Juanita, hier ist Millie Barnes. Mir ist etwas Unerwartetes dazwischengekommen, deshalb muss ich mir Freitag und Sams tag freinehmen.“
    Das war schon besser. Keine direkte Lüge, ohne gleich alles zu verraten. Mir kam eine Idee: Ich würde sie auf der Stelle anrufen und ihr eine Nachricht auf der Voicemail hinterlassen. Auf diese Weise würde ich erstens die Dringlichkeit unterstreichen, immerhin war es ein Uhr morgens, und musste zweitens nicht persönlich mit ihr sprechen. Brillant. Also stand ich erneut auf, erledigte den Anruf und ging endlich wieder ins Bett.
    Am nächsten Tag machte ich mich daran, die übrigen Punkte auf meinen Listen abzuarbeiten. Nach dem Dienst in der Klinik kaufte ich Lebensmittel in nicht weniger als vier verschiedenen Läden (Grundnahrungsmittel, Alkohol, Meeresfrüchte, Biogemüse). Zu Hause verstaute ich die Sachen und entschied, dass ich noch Zeit für eine Joggingrunde hatte. Ich zog mir ein altes T-Shirt über ( Guinness für die Gesundheit ) und fing mit den Dehnübungen an, die Sam mir gezeigt hatte. Bei dem Gedanken an meinen Schwager seufzte ich.
    Es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass er und Katie kein Paar werden würden – aber ich war auch heimlich froh darüber, dass er weiterhin Single blieb. Sam gab den Leuten das Gefühl, dass er gern mit ihnen zusammen war – jedenfalls empfand ich es so. In meinen elenden Teenagerjahren hatte ich mich in Sams Nähe stets wohlgefühlt, nie verlegen oder unattraktiv, sondern gemocht, witzig und klug.
    Würde ich mich jemals bei Joe so fühlen? So aufregend es auch war, mit dem Objekt meiner jahrelangen Begierde zusammen zu sein, so schwer fiel es mir, in seiner Gegenwart unbefangen zu sein. Trotzdem, meine Joe-Strategien gingen auf, denn dies war schon das dritte Date innerhalb einer Woche. Das Ergebnis gründlicher Recherche, lobte ich mich selbst. Und mit der Zeit würde

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