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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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euch?“, wollte meine Mutter wissen.
    „Na ja, wir sehen uns ziemlich oft.“
    „Hm, aha.“
    „Und wir kommen super klar.“
    „Tatsächlich, Liebes? Das ist wunderbar, denn das ist wichtig. Sobald der Reiz des Neuen verflogen ist, muss man sich auch etwas zu sagen haben.“
    „Ist das zwischen dir und Dad noch so?“
    „Oh ja, wir haben uns noch sehr viel zu sagen. Außerdem haben wir noch viel Spaß miteinander.“
    Ich wollte einen Holzlöffel einräumen, aber meine Mutter gab einen tadelnden Laut von sich. „Keine Holzsachen, schon gar nicht diese Messer mit den Holzgriffen.“
    „Klar.“ Langsam fragte ich mich, wozu sie überhaupt eine Spülmaschine hatte.
    „Hör mal“, begann meine Mutter zögernd.
    „Ja?“
    „Also, ich sage es dir nur ungern, aber …“
    „Worum geht es denn?“
    „Ach, es ist nur … Joe ist ein lieber Junge, wirklich. Nur frage ich mich, ob er deinen Ansprüchen genügt.“
    Ich war hin- und hergerissen zwischen Liebe und Gereiztheit. „Oh Mom, Joe ist großartig! Glaubst du nicht, dass alle Eltern sich fragen, ob ein Mann gut genug für ihre kleine Tochter ist?“
    „Nein, das ist nicht immer so. Wir waren stets der Ansicht, dass Trish mit Sam richtig Glück gehabt hat.“
    Der Topf, den ich gerade auswischte, rutschte mir aus den Händen und fiel zu Boden. Ich sah meine Mutter scharf an, doch sie war dabei, die Spüle zu scheuern, und bemerkte daher nichts von meinem Entsetzen über ihre Bemerkung. „Da war auch noch diese Kleinigkeit Danny“, erinnerte ich sie und hob den Topf auf.
    „Selbstverständlich. Aber trotzdem … darum geht es nicht. Wir sprechen hier über dich und Joe.“
    „Er ist ein guter Kerl, Mom.“
    „Das weiß ich, Liebes. Aber ist er gut genug für dich?“
    Mir fehlten die Worte. Mom fragte sich, ob ein Mann gut genug für mich war – und ich hatte gedacht, sie würde längst die Hochzeit planen. In gewisser Hinsicht war das süß.
    Dad kam als Nächster an die Reihe. Joe und Mom räumten die Kaffeetassen und Kuchenteller ab (es gab Erdbeer-Rhabarber-Kuchen, den ich nur vorgab zu essen, weil ich seit meiner Beziehung zu Joe anderthalb Kilo zugelegt hatte und nicht wieder fett werden wollte). Von der Veranda konnten mein Dad und ich Mom und Joe in der Küche lachen hören.
    „Behandelt er dich gut, meine Kleine?“, fragte mein Dad unvermittelt. Wir saßen nebeneinander, und er nahm meine Hand in seine.
    „Natürlich“, versicherte ich ihm. „Er ist wunderbar.“ Ich drückte seine Hand im Halbdunkel.
    „Gibt es irgendetwas, was du deinem alten Herrn sagen willst?“
    „Was denn zum Beispiel?“ Etwa: Ich bin keine Jungfrau mehr? Oder: Es ist immer noch nicht so toll, aber es wird allmählich besser?
    „Ach, ich weiß nicht, Schätzchen. Bist du glücklich?“
    „Klar, Dad.“ Erneut drückte ich seine Hand, um ihn zu beruhigen.
    „Bist du dir ganz sicher?“
    „Ja. Warum fragst du?“
    „Oh, keine Ahnung. Wenn Joe dich gut behandelt, ist alles in bester Ordnung. Mehr kann ich nicht verlangen, oder?“
    Warum kamen mir meine Eltern so wenig begeistert vor? Joe war charmant, höflich, gut aussehend, gutmütig und ein ehrlicher Handwerker. Was konnten sie denn sonst noch wollen?
    Ihre mangelnde Begeisterung ließ mir keine Ruhe. Gab es einen Makel an Joe, der mir bisher verborgen geblieben war? Nein, natürlich nicht, denn wie sollte das möglich sein? Ich hatte Joe schließlich regelrecht studiert. Vielleicht war dieses Grübeln vollkommen normal, wenn die Beziehung nicht mehr ganz frisch war.
    Samstag gingen Joe und ich zum Angeln. Wir fuhren bei Tagesanbruch nach P-town, um uns das Boot seines Freundes Sal zu leihen. Ich musste aufstehen, als es noch dunkel war, um mich zurechtzumachen, bevor Joe mich abholte. Auf der Fahrt lehnte ich am Wagenfenster und starrte in den Nebel, während Joe leise vor sich hin pfiff. Sein dreibeiniger Hund lag zusammengerollt zwischen uns. Wir parkten am Macmillan Wharf, holten uns jeder einen Kaffee aus einem nahe gelegenen Laden und gingen zu Sals kleinem Sportboot. Vorsichtig kletterte ich an Bord, wobei ich versuchte, nichts von meinem kostbaren Kaffee zu verschütten. Leider bemerkte ich dadurch die nassen Sitzflächen erst, als meine Shorts durchnässt war. Tripod sprang neben mir hinein und stieß gegen meinen Arm, sodass ich meinen Kaffee doch noch auf den Boden des Boots kippte.
    „Böser Hund“, sagte ich tadelnd, kraulte ihm aber den Kopf. Joe warf den Motor an.
    „Bist du

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