Gute liegt so nah...
schlug. Wir waren ihm so nah, dass uns Wassertropfen ins Gesicht spritzten.
„Die werden unser Boot umkippen!“ Aus Panik hätte ich fast losgeheult.
„Die werden uns schon nicht zum Kentern bringen. Schau ihnen einfach zu.“ Joe ignorierte meine Angst komplett. Tripod bellte und sprang zum Bug.
„Joe, pass auf, Tripod wird ins Wasser fallen! Hol ihn! Tripod!“
„Aus, Tripod! Und jetzt beruhig dich wieder, Millie.“ Tripod gehorchte. Ich nicht.
Auf einmal waren wir umzingelt von Walen, ohne dass ich hätte sagen können, wie viele es waren. Jedes Mal, wenn ich eine neue Wasserfontäne sah oder das Zischen der Luft hörte, musste ich an Moby Dick denken, der die Pequod rammte. Idiotischerweise verfluchte ich meinen Englischlehrer dafür, dass er mich genötigt hatte, dieses Buch zu lesen. Wir befanden uns mitten auf dem Atlantischen Ozean, und ich trug nicht einmal eine Schwimmweste! Riesige Säugetiere umgaben uns, von denen jedes einzelne mit Leichtigkeit unser kleines Boot umkippen konnte. Tripod würde ertrinken. Ich würde ertrinken. Joe dagegen würde zweifellos von Meerjungfrauen gerettet werden, die seiner Schönheit verfielen.
Als ein Wal auch noch aus dem Wasser schoss und die Welle nach seinem Wiedereintauchen unser Boot noch stärker zum Schaukeln brachte, fing ich an zu weinen.
„Hey, komm schon“, versuchte Joe mich zu trösten. „Uns passiert nichts. Nicht weinen.“
„Ich will wirklich nach Hause“, stieß ich schluchzend hervor.
„Oh, na gut. Okay, wir fahren.“
Endlich startete er den Motor, und nach einem letzten bedauernden Blick auf die Wale, wendete er das Boot. Er konnte sich ein „Wie schade“ nicht verkneifen.
Ich saß zitternd da, klammerte mich nach wie vor an den Sitz und weinte weiter. Dieser verdammte Kerl! Sah er denn nicht, wie viel Angst ich hatte? Warum musste er warten, bis die Wale praktisch auf uns drauf sprangen, ehe er kehrtmachte?
„Alles in Ordnung mit dir?“, rief er und drehte sich zu mir um.
Du kannst mich mal, dachte ich und wischte mir mit dem Ärmel über die Augen. Joe betätigte irgendeinen Schalter am Ruderstand, dann kam er zu mir und setzte sich neben mich.
„Millie, wein doch nicht. Komm schon, war das nicht faszinierend?“
„Nein, war es nicht! Es war grässlich!“
„Die hätten uns nichts getan.“
„Woher weißt du das? Bist du etwa Meeresbiologe? Walexperte? Wir befinden uns in diesem winzigen Boot und …“
„Nun beruhige dich wieder, es ist schließlich alles in Ordnung. Die großen bösen Wale sind weit weg.“
„Ach leck mich doch!“ Ich schubste ihn weg, aber er grinste nur. „Du bist ein Arsch“, fügte ich hinzu.
„Du bist echt süß, wenn du wütend bist“, neckte er mich.
„Ich bin außerdem seekrank.“
„Sehr süß.“
„Aber nicht, wenn ich mich übergebe.“
„Na, das müsste ich wohl abwarten“, meinte er.
Oh Mann, bei diesem Lächeln musste man einfach schwach werden.
„Es tut mir leid“, sagte er und strich mir die Haare aus dem Gesicht.
Ich schmollte.
„Wenn wir wieder an Land sind, zeige ich dir mein Haus“, versuchte er mich zu locken. „Ich weiß, dass du es schon die ganze Zeit sehen willst. Ich koche sogar für dich, einverstanden? Dafür musst du aufhören, wütend auf mich zu sein.“
Wie konnte ich da widerstehen?
Zurück an Land, fühlte ich mich gleich besser. Wir fuhren über die Route 6 nach Hause, ohne viel zu reden. Ich wollte zuerst zu mir, um zu duschen, da ich verschwitzt und salzig war, aber meine Neugier auf Joes Haus war stärker als mein Hygienebedürfnis. Digger war versorgt, da ich Danny gebeten hatte, nach ihm zu sehen und ihn nach draußen zu lassen.
Und so rollten wir jetzt Joes schmale Straße entlang, zwischen Robinien und Sträuchern hindurch, die den Pick-up streiften, bis wir schließlich in Joes Auffahrt einbogen. Kaum standen wir, sprang Tripod aus dem Fenster und verschwand im Garten. Joe sah mich an und spielte mit seinen Schlüsseln.
„Ich weiß, du magst das offene Meer nicht, aber der Ausflug mit dir hat mir trotzdem Spaß gemacht. Du hast dich tapfer gehalten.“
Ich schmolz dahin, und ein warmes Gefühl tiefer Zuneigung durchflutete mich. „Oh Joe, mir hat es auch Spaß gemacht, mit dir zusammen zu sein.“
„Gut.“ Er rutschte näher und gab mir einen langen, sinnlichen Kuss. Der Junge konnte definitiv küssen. Mit zitternden Knien stieg ich aus dem Wagen.
Von außen hatte ich Joes Haus selbstverständlich schon gesehen, nur
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