Gute liegt so nah...
Carol schaute höflicherweise aufs Meer, während Pink Pants den Blick auf seinen Drink gerichtet hatte.
„Tja“, sagte Sam, stand auf und nahm mir die leere Bierflasche ab. „Ich fand dich schon immer bezaubernd. Du bist ein Glückspilz, Joe.“
„Na klar“, sagte Joe und küsste meine Hand. Trish passte das überhaupt nicht, wie ich zufrieden feststellte. Ich musste nicht mehr neidisch sein auf ihre Highschool-Erfolge, wenn die beiden nettesten und attraktivsten Männer heute meine Ehre verteidigten.
„Avery, es wird Zeit für uns zu gehen“, verkündete Trish und erhob sich aus ihrem Sessel. „Sam, wir holen Danny morgen zum Brunch ab. Und wenn er uns in New Jersey besuchen kommen will, halt ihn bitte nicht davon ab. Ciao, Millie, und schönen Geburtstag noch.“
21. KAPITEL
D er Sommer zog sich herrlich verschlafen hin. Tag für Tag war der Himmel blau, die Luft rein und trocken. Es regnete nicht viel, sodass jedes Auto Staubwolken aufwirbelte. Gegen Ende Juli hatten die Blätter eine graugrüne Farbe, die Wassertemperatur im Meer betrug angenehme achtzehn Grad, und Joe und ich waren ganz offiziell ein Paar. Wir trafen uns drei- bis viermal die Woche, und jedes Mal, wenn ich sein attraktives Gesicht sah, musste ich mich kneifen. Es war real. Ich hatte es geschafft.
Curtis und Mitch kamen aus Provincetown und gaben ihm vier Sterne. Sie flirteten gnadenlos mit ihm, doch ihn ließ das unbeeindruckt. Als ich sie später anrief, um ihre wahre Meinung zu hören, schwärmten sie nur von Joes Schönheit, was ein eigenartiges Gefühl der Leere in mir hinterließ.
Einmal fuhren wir abends zu meinen Eltern zum Essen. Sie kannten Joe natürlich, mein Dad und er hatten sogar schon ein paar Mal zusammen gepokert, deshalb herrschte nicht die übliche Befangenheit, wenn man seinen Eltern den neuen Freund vorstellte. Zur Freude meiner Mutter verschlang Joe drei Portionen ihres Muschel-Schinken-Auflaufs. Er und mein Dad unterhielten sich über Schlaglöcher und den Verkehr.
„Gestern wäre mir auf dem Parkplatz von Ben & Jerry fast ein Minivan in die Seite gekracht“, berichtete mein Vater, den Mund voller grüner Bohnen.
„Was wolltest du denn bei Ben & Jerry?“, fragte meine Mutter misstrauisch.
Mein Vater ignorierte ihre Frage einfach. „Sagen Sie mal, Joe, es gibt Ausschreibungen für die Renovierung der Bibliothek. Werden Sie sich bewerben?“
„Oh, danke für den Tipp, Mr Barnes. Ich habe schon davon gehört.“ Ich registrierte die guten Manieren meines Freunds. „Aber nein, ich werde kein Angebot abgeben.“
„Warum nicht?“, wollte mein Dad wissen.
„Weil ich ziemlich viel zu tun habe und außerdem noch an meinem eigenen Haus arbeite.“
„Das ich noch nie zu sehen bekommen habe“, bemerkte ich beiläufig.
„Das wirst du noch, versprochen“, sagte Joe. „Wie dem auch sei, die Renovierung der Bibliothek ist heikel, denn man muss dem gesamten Stadtrat Rede und Antwort stehen und tonnenweise Papierkram erledigen. Die wollen genaue Kostenvoranschläge und Zeitpläne und so, deshalb verzichte ich lieber. Der Auflauf ist klasse, Mrs Barnes.“
„Nennen Sie mich doch Nancy“, forderte meine Mom ihn ganz verträumt auf.
„Aber es sind Innenarbeiten über den Winter“, gab mein Dad zu bedenken. „Und ein Auftrag von der Stadt bringt sicheres Geld. Da wäre es doch dumm, sich eine solche Chance entgehen zu lassen.“
„Ja, schon möglich“, meinte Joe und zwinkerte meiner Mom zu, die erneut seufzte.
Ich wollte nicht in die gleiche Kerbe hauen, aber mein Dad hatte recht. Auf Cape Cod waren Zimmermannsarbeiten saisonabhängig, und es kam mir ein wenig nachlässig von Joe vor, sich nicht um den Bibliotheksauftrag zu bewerben. Aber vielleicht warteten ja genug andere Aufträge auf ihn.
Während Mom und ich den Tisch abräumten, gingen die Männer in den Garten, um den Haufen neuen Mutterboden zu bestaunen, den mein Dad bestellt hatte.
„Und? Was hältst du von ihm?“, fragte ich meine Mom, als wir den Geschirrspüler beluden.
„Von Joe? Nicht die Weingläser, Liebes, die werden von Hand gespült. Ach Millie, er ist reizend.“
„Ja, nicht wahr?“
„Absolut. Er war schon immer ein lieber Junge.“ Sie nahm einen Topf mit Kupferboden, den ich leichtsinnigerweise in die Maschine eingeräumt hatte, und gab etwas Scheuerpulver hinein. „Der verliert den Kupferglanz, wenn man ihn in die Spülmaschine stellt“, erklärte sie.
„Verstehe.“
„Ist es denn ernst zwischen
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