Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
hätte ich gut sterben können. »Was tun Sie hier?« spie sie mir entgegen.
»Recherchieren«, krächzte ich.
»Auf dem Boden?«
»Überall, wo Dreck ist, findet man auch die Wahrheit, Lady«, erklärte ich ihr und stützte mich auf meinen gesunden Ellenbogen. »Wissen Sie, Missis, Sie haben ein ganz schönes Problem«, sagte ich ihr mit meinem berühmten zynischen Lächeln.
»Jetzt habe ich eins weniger. Sie sind gekündigt. Ich brauche Sie nicht mehr«, entgegnete sie eisig, obwohl sie vorhin noch schier in Flammen aufging.
Ohne Hast stand ich auf, klopfte mir den Staub von meinem Trench, rückte meinen Hut zurecht und deutete eine Verbeugung an. Den Gorilla mit der Kanone ignorierte ich. Dann drehte ich mich um und ging. Ich wußte, daß sie mir nachschaute, und ich wußte, daß sie zu mir zurückkommen würde. Schließlich waren wir verheiratet.
Einige träumen davon, von Fremden oder auch Bekannten beim Sex beobachtet zu werden. Andere wiederum stehen total darauf, andere in intimen Situationen zu beobachten, sei es beim Masturbieren, Umziehen, Sex oder bei scheinbar alltäglichen Handlungen, die man in der Wohnung durchführt, ohne zu wissen, daß ein im Volksmund so genannter »Spanner« im gegenüberliegenden Haus im abgedunkelten Zimmer alles mitverfolgt. Die Spielarten des Entblößens vor Fremden auf der Straße - am bekanntesten ist wohl der Mann im Mantel, der kleinen Kindern und alten, harm- und wehrlosen Omis auflauert, um sie zu erschrecken - bis hin zum kindlichennaiven Lüften des Röckchens vor Mutters Canasta-Runde, hat nicht immer etwas mit emotionalem Verhungern zu tun.
Tendenzielle Exhibitionisten, wie ich sie meine, sind einfach Menschen, die die Vorstellung oder die Tatsache antörnt, daß andere Personen sie beobachten und durch die Beobachtung Lust empfinden. Das ist wie eine Lustspirale; der eine wird erregt, weil er weiß, daß er beobachtet wird; die Erregung springt auf den Beobachtenden über, der die wollüstige Aktion verfolgt; der Beobachtete wiederum stellt sich vor, wie der unsichtbare Mitwisser anfängt zu masturbieren, und das macht den Exhi noch geiler, weil er nun weiß, daß er nicht nur sich und seinen Sexualpartner erregt, sondern auch einen passiven Teilnehmer. Dieser Effekt wird uns zum Teil durch Porno-Filme vorgegaukelt. Wir sind die unbekannten Zuschauer, und die Akteure auf der Leinwand oder der Bildröhre scheinen es mehr als zu genießen, daß sie eine Show für jemanden abziehen dürfen. Das ist zwar Humbug, aber der Schau-Lust- ige genießt die private Vorstellung und fühlt sich unentdeckt als Genießer. Es ist auch eine Art von Voyeurismus, wenn man einem Paar beim Sex zuhört. Im Sommer, wenn die Balkontüren geöffnet bleiben, kann man interessante Nachtspaziergänge machen und den Geräuschen, dem Zirpen und Wimmern, der Liebe und Geilheit lauschen. Wenn man Glück hat, hört man seine Nachbarn oder Untermieter; probieren Sie aus, ob man sie von der Küche, dem Bad oder dem Flur am besten hört. Das ist nicht widerlich, das ist verdammt schön. So spontan erinnere ich mich an den Film »Das Geheimnis meines Erfolges« mit Michael J. Fox; seine Nachbarn tun es jede Nacht. Sein Bett steht direkt Wand an Wand mit dem der Nachbarn, und es geht ziemlich ab. Auf Dauer findet er keinen Schlaf, doch letztendlich gelingt es ihm mit perfektem Timing, den Akt zu dirigieren und im Augenblick des Orgasmus des Mannes eine Bierdose aufzuzischen. Nett, nicht wahr?
Beim Masturbieren kann man sich auch in exhibitionistische n Vorstellungen ergehen, indem man sich vorstellt, von einer Horde Bauarbeiter überfallen und aufs höchste befriedigt zu werden, während sie in einem Halbkreis um einen herumstehen und sich nichts von dem sich bietenden Schauspiel entgehen lassen. Und sie können alles sehen, jeden glitzernden Tropfen, der aus der geöffneten Vaga rinnt.
Wer es partout nicht will, daß fremde Personen bei einem intimen Akt dabei sind, der kann sich immer noch mit der bewährten und ausdrücklich empfohlenen Phantasie behelfen. Wer weiß, vielleicht haben Ihre Nachbarn Ihnen auch schon mal zugehört und es kurz darauf selbst getan, weil sie nicht anders konnten, weil es so gut war, weil es sie erregt hat, Ihr verhaltenes oder haltloses Stöhnen und Seufzen zu belauschen. Was ist daran schlecht? Sie werden Sie nie im Treppenhaus darauf ansprechen, garantiert nicht. Was sollten sie auch sagen? »Hey, das war echt toll, letzte Nacht, wie Sie geschrien haben, machen Sie das
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