Gute Nacht, mein Geliebter
hatte. Dann wurde ihr heiß, und sie lachte viel.
Die Haushälterin war mit dem Mädchen hereingekommen. Sie ähnelte ihrem Vater, die helle Haut und das Kinn.
»Das hier ist meine Tochter Justine«, sagte Sven und hob sie auf seinen Schoß. Sie umklammerte seinen Hals und weigerte sich, Flora die Hand zu geben. Sie hatte ihre Hand wieder zurückziehen müssen; hatte sich dadurch gedemütigt gefühlt.
Sie beendeten die Mahlzeit und saßen anschließend an einem kleineren Tisch, um Kaffee zu trinken. Das Kind klammerte sich an Sven, schaute kein einziges Mal auf. Schließlich trug er sie aus dem Zimmer.
»Du musst sie entschuldigen«, sagte er, als er zurückkam.
»Du weißt ja, was passiert ist. Sie ist in einem schwierigen Alter.«
Ein paar Wochen später lud Flora ihn zu sich nach Hause ein. Sie war erst vor kurzem in eine Zweizimmerwohnung am Odenplan gezogen, in der Nähe der Gustav-Vasa-Kirche, aber nach hinten hinaus. Sie fuhr an diesem Tag schon mittags nach Hause und konnte sich noch erinnern, was sie für ihn gekocht hatte. Überbackenes Rinderfilet mit in Butter geschwenkten Pfifferlingen, und zum Nachtisch gab es frische Erdbeeren. Ihre Eltern hatten ihr geholfen, an Erdbeeren und Pfifferlinge zu kommen. Er war ganz offensichtlich beeindruckt.
An diesem Abend schliefen sie miteinander. Er war so lange allein gewesen, dass er fast sofort kam. Sie blieben im Bett liegen, und sie schloss die Hände um seine mageren Pobacken und fühlte eine Woge der Zärtlichkeit.
»Sven«, flüsterte sie.
Ja, sie flüsterte seinen Namen, und er war nicht länger ihr Chef, sondern ein Mann, der in ihr gewesen war, und sie nahm seine Finger und führte sie zwischen ihre Beine. Da schwoll und wuchs er wieder, und sie legte sich auf ihn und führte ihn auf eine Art ein, wie sie es nie zuvor mit jemand anderem getan hatte.
Er mochte sie. Ja, er liebte sie beinahe. Abend für Abend kam er zu ihr. Sie lag in seinen Armen, und sie erzählte ihm von Hässelby und von sich selbst.
»Du hast so einen schönen Namen«, sagte er. »Er ist so … blumig.«
»Tja, nicht umsonst ist man die Tochter eines Gärtners.«
Er lachte und kitzelte sie mit seiner Zungenspitze rund um den Nabel. Sie drehte sich um, ihr Mund an seinem Knie.
Von dort unten erzählte sie.
»Meine Eltern haben die Gärtnerei seit dreißig Jahren. Sie haben sie von meinem Großvater übernommen. Es war wohl so gedacht, dass sie in der Familie bleiben sollte. Aber … Nun, daraus wird wohl nichts. Wir sind vier Schwestern, alle haben Gärtnernamen, aber es nützt nichts, wir haben keine Lust, Blumen zu züchten. Ich bin die jüngste. Rosa ist die Älteste, dann kommen Viola und Reseda.«
»Reseda?«
»Ja, sie heißt wirklich so.«
»Und wenn sie nun Jungen bekommen hätten?«
»Tja, dann lägen wir zwei jetzt nicht hier.«
Sie glitt wieder zu ihm hinauf und folgte seinem Haaransatz mit dem Zeigefinger. Die Brille lag auf dem Tisch, seine Augenbrauen waren hell, fast unsichtbar.
»Ich meinte, welche Namen hätten sie bekommen?«
»Das habe ich schon verstanden. Wurzel und Stamm vielleicht? Aus Jesse Wurzel zart … Obwohl sich Mama und Papa tatsächlich Jungen gewünscht haben. Keins von uns Mädchen kann sich vorstellen, die Gärtnerei zu übernehmen. Wir haben die Nase voll.«
»Durftet ihr oft helfen, als ihr klein wart?«
»Na ja, durften. Wir mussten.«
Ihr Vater hatte sie mit Bambusstöcken geschlagen, wenn sie ihm nicht gehorchten. Flora schlug er fast nie, aber auf Rosa, ihre älteste Schwester, hatte er es oft abgesehen. Auf sie, die es besser hätte wissen müssen. Rosa hatte keine Geduld. Sie hasste es, raue und aufgeplatzte Finger zu bekommen, sie hasste die Erde und ihren Geruch. Sie schlich sich immer vom Unkraut jäten davon und ging zum Strand, um zu schwimmen. Obwohl sie sich eigentlich hätte denken können, was sie erwartete, sobald sie zurückkam. Es war, als vergäße sie es sofort wieder.
Flora konnte sich noch an ihr Weinen erinnern, wenn der Vater sie in den Geräteschuppen schleppte. Nachher war ihr ganzer Rücken voller Streifen und geschwollen. Die Schwestern fächelten ihr dann mit Rhabarberblättern Luft zu und kühlten ihren Rücken mit Wasser. Allen vier Mädchen war es später gut ergangen. Rosa hatte einen Schiffsreeder geheiratet und war nach Göteborg gezogen. Viola hatte eine Stelle in dem vornehmen Kaufhaus NK bekommen, und Reseda wurde Rektorin einer Mädchenschule. Keine von ihnen lebte noch, keine
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