Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
Vom Netzwerk:
dass er getrunken hatte.
    »Aha, und wen … bitte?«
    »Agneta Lind.«
    Hans Peter blätterte im Gästebuch. Der Name sagte ihm nichts, aber er hatte früher schon ähnliche Situationen erlebt, verheiratete Männer, die ihre untreuen Ehefrauen suchten.
    »Bedauere, aber einen Gast dieses Namens haben wir leider nicht.«
    »Machen Sie keine Witze. Ich weiß, dass sie hier ist.«
    Hans Peter schüttelte den Kopf. Jetzt kam es darauf an, taktisch klug vorzugehen. Der Mann war groß und kräftig, trug einen offen stehenden, ein wenig abgewetzten Ulster, und um den Hals hing eine Goldkette mit einem Amulett.
    »Sie hat sich unter einem falschen Namen eingetragen, so muss sie es gemacht haben.«
    »Ja, so etwas lässt sich natürlich schwer sagen.«
    »Sind Sie nicht verpflichtet, einen Ausweis zu verlangen?«
    »Nein.«
    Der Mann hatte sich aufgeplustert, trat jetzt aber ein paar Schritte zurück, sank auf das Sofa und verbarg sein Gesicht in seinem Arm. Es klang, als würde er weinen.
    »Verdammt … Wenn Sie wüssten, wie demütigend das ist.«
    Situationen dieser Art waren ausgesprochen heikel. Was sollte er sagen? Was immer er tat, es konnte verkehrt sein. Er wartete ab.
    Der Mann weinte ein wenig, wurde immer leiser. Als er den Arm senkte, war sein Gesicht eingefallen und nass.
    »Wenn ich sie beschreibe … Würden Sie sie dann wiedererkennen?«
    »Bitte … Wir können so etwas nicht machen, wir müssen die Privatsphäre unserer Gäste schützen.«
    Der Mann hörte ihm gar nicht zu.
    »Sie ist … achtunddreißig, obwohl man das gar nicht glauben würde, alle finden, sie sehe jünger aus. Sie hat kurzes, gefärbtes Haar, es ist rot, allerdings nicht überall … und jetzt will dieses Schwein …«
    »Warum möchten Sie Kontakt zu ihr aufnehmen?«
    »Sie ist meine Frau, verdammt noch mal. Sie ist hier mit ihrem Geliebten, ich verwette meinen Arsch darauf, dass sie hier ist, ich bin ihr auf die Schliche gekommen, ›Drei Rosen‹ stand in ihrem Kalender, besonders clever ist sie noch nie gewesen, ›Drei Rosen‹, ist das vielleicht nicht hier? Heißt dieses beschissene Hotel etwa nicht ›Drei Rosen‹?«
    »Doch, das tut es. Aber es ist nicht so ein Hotel!«
    »Wie meinen Sie das, so ein Hotel?«
    »Na ja … kein schlechtes Hotel.«
    »Das spielt doch jetzt gar keine Rolle.«
    »Nein …. aber … Jedenfalls ist keine solche Person hier.«
    »Und ihr Liebhaber … Ich weiß, wer er ist, ich habe ihn gesehen, er trägt eine Brille und schicke Klamotten, irgend so ein dreckiger Rechtsanwalt, der jetzt da oben liegt und es ihr besorgt, ich bringe sie um, beide!«
    Er sollte den Mann hinauswerfen oder Hilfe rufen. Das wäre das einzig Vernünftige.
    Er sagte: »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
     
    Er machte dem Mann ein Brot mit Krabben und setzte eine große Kanne Kaffee auf. Misstrauisch biss der Mann in das Brot, ein paar Krabben fielen ihm auf den Schoß, er kaute geräuschvoll und sah sich mit schnellen Blicken um. Ich hoffe bloß, dass Ulf jetzt nicht auftaucht, dachte Hans Peter. Er wäre nicht gerade begeistert über mein Vorgehen. Fremde Menschen, die hereinplatzten und es sich im Hotelfoyer gemütlich machten, hinterließen keinen guten Eindruck.
    Als der Mann eine Tasse Kaffee getrunken hatte, wurde er ruhiger. Hans Peter dachte, dass er bald gehen würde.
    »Das hat gut geschmeckt!«, sagte der Mann und schluckte den letzten Bissen seines Brots. »Hier wird man ungewöhnlich freundlich empfangen, das muss ich schon sagen.«
    »Danke.«
    »Björn heiße ich. Björn Lind.«
    Hans Peter wollte gar nicht wissen, wie der Mann hieß. Er wollte auch nicht, dass der Mann nähere Bekanntschaft mit ihm schloss. Aber gegen seinen Willen begann er zu reden. Es passierte ihm oft, dass er in Situationen hineingeriet, denen er leicht aus dem Weg hätte gehen können.
    »Sind Sie schon lange verheiratet, Sie und Ihre Frau?«, hörte er sich fragen.
    »Immerhin schon ein paar Jahre.«
    »Aber bei Ihnen läuft es offensichtlich nicht mehr so gut?«
    »Ich finde eigentlich schon.«
    »Und sie?«
    »Keine Ahnung. Ich habe noch nicht gehört, dass sie sich beklagt hätte.«
    »Haben Sie darüber gesprochen, sich scheiden zu lassen?«
    »Keine Spur. Aber ich weiß, dass sie andere hat, so etwas spürt man. Sie sagt, dass sie mit irgendeiner Freundin ins Kino will,aber in Wirklichkeit …«
    »Vielleicht ist sie wirklich im Kino?«
    »Nie im Leben!«
    »Was machen Sie beruflich?«
    »Ich bin selbstständig. Ich betreibe einen

Weitere Kostenlose Bücher