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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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Norden.
    Nach der Scheidung hatte er sich verändert. Maud verliebte sich in einen anderen und verließ ihn, zog ins Ausland mit ihrem Neuen, nach Maastricht, es ging irgendwie um das Europaparlament. Von diesem Schlag hatte sich Curt Lüding nie wirklich erholt.
    »Und jetzt, meine Freunde, komme ich dazu, worum es heute eigentlich geht. Es geht um Folgendes: Haltet euch fest, denn es stehen große Veränderungen bevor. Ich habe vor, den Verlagssitz in den Norden, nach Luleå, zu verlegen.«
    Er verstummte und sah sie an, einen nach dem anderen. Ein Auge zuckte ein wenig.
    »Ihr seid überrascht? Das kann ich mir vorstellen.«
    In einiger Entfernung konnte man hören, wie jemand im Haus bohrte. Andauernd wurde irgendetwas repariert und umgebaut. Fast jeden Monat bekamen sie Mitteilungen vom Vermieter: »Wir bitten um Verständnis, aber in der und der Woche …«
    »Warum gerade Luleå, fragt ihr euch bestimmt. Tja, das kann ich erklären. Es ist im Moment ausgesprochen vorteilhaft, einen Verlag von dort aus zu betreiben, der Provinziallandtag hat Gelder bereitgestellt, die schreien förmlich nach einem guten und renommierten Verlag da oben. Das ganze Gebiet der Nordkalotte mit seinen vielen spannenden Autoren liegt da und wartet auf uns.«
    Er nippte an seinem Kaffee, mit glänzenden Augen, lächelte kurz, hatte sich entspannt.
    Er spinnt, dachte Berit. Sie biss sich auf die Zunge, ohne es zu merken, das Gebiet der Nordkalotte!
    »Und was ist mit uns?«, fragte jemand, es war Annie, sie war aufgestanden, und das Haar fiel ihr ins Gesicht. »Hast du dir darüber Gedanken gemacht, was aus uns werden soll?«
    Curt Lüding legte seinen Stift auf den Tisch und stubste ihn mit den Fingern an. Er begann sich zu drehen, fiel dann klappernd auf die Erde.
    »Ich möchte es einmal so ausdrücken«, sagte er und lächelte immer noch. »Jede Organisation muss von Zeit zu Zeit wieder auf Trab gebracht werden, damit ein Höchstmaß an Effektivität erreicht wird. Das kann wehtun, dessen bin ich mir bewusst.«
    »Curt, das ist keine Antwort auf meine Frage!«, sagte Annie gellend. Ihr ganzer Hals war mit roten Flecken übersät.
    »Genau«, rief Berit. »Was wird aus uns?«
    »Aber … Ihr könnt natürlich herzlich gerne mitkommen, ihr alle. Ich rechne damit, den Umzug während des Sommers über die Bühne zu bringen. Dann geht es von August an wieder mit voller Kraft weiter. Und, meine Freunde, Luleå ist eine unheimlich schöne Stadt. Darauf gebe ich euch mein Wort.«
     
    »Er spinnt. Er ist schlicht und ergreifend verrückt geworden!«
    Berit und Annie saßen in dem Sushirestaurant auf der Upplandsgata, das Sushi schmeckte an diesem Tag anders, so als wäre es nicht richtig frisch. Sollte das stimmen, würden sie wohl gegen Abend Bauchschmerzen bekommen. Aber was machte das schon!
    »Die Nordkalotte! Wer, zum Teufel, interessiert sich denn schon für die Nordkalotte!«
    »Nein«, sagte Annie. »Es ist schlimmer, als wir uns das jemals ausmalen konnten. Bei Bonniers zu arbeiten hätte man sich ja noch vorstellen können. Aber da oben! In der Lappenhölle! Das spukt ihm bestimmt schon lange im Kopf herum, diesem Schwein. Und nichts hat er gesagt, nicht einmal eine Andeutung gemacht.«
    »Er ist so seltsam und spinnert geworden. Er ist verdammt noch mal ein ganz anderer Mensch geworden. Wenn doch nur Maud bei ihm geblieben wäre. Sie hätte das niemals zugelassen. Warum musste ihr auch dieser EU-Typ über den Weg laufen!«
    »Was wirst du tun, Berit. Gehst du mit?«
    »Man ist ja nicht allein, das ist doch das Problem. Tor würde im Traum nicht daran denken, Stockholm zu verlassen.«
    »Und wenn du allein wärst, was dann?«
    »Nein! Hier ist mein Zuhause, hier bin ich geboren, hier habe ich meine Wurzeln.«
    »Ja, zum Teufel, da oben ist doch das ganze Jahr über Winter, Anfang September fängt es an zu schneien, habe ich gehört, und der Schnee bleibt dann liegen bis Mittsommer. Das könnte ich nicht ertragen. Und die Dunkelheit! Und die Mücken!«
    »Dieses Schwein rechnet auch gar nicht damit, dass wir mitkommen. Darauf gehe ich jede Wette ein. Er hat doch gar keine Chance, da oben so viele Angestellte zu halten. Die eine oder andere geht vielleicht mit, Jenny vielleicht und Ann-Sofi, die ist doch von da oben, redet sie nicht auch so?«
    »Die Frage ist nur, was macht man dann?«
    »Du! Dir wird man bestimmt bald einen anderen Job anbieten, du hast einen guten Ruf, die Leute wissen doch, dass du die Lektorin der alten

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