Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
Vom Netzwerk:
möchtest, solange wir hier unter Menschen sind. Das hier ist trotz allem noch die Zivilisation.«
    »Sieh es dir an, Nathan, glaubst du im Ernst, dass ich das anbekomme? Glaubst du das wirklich? Das passt doch höchstens einem Kind!«
    »Das vielleicht nicht gerade, aber ein größeres.«
    Er wandte sich an die Verkäuferin, ihre Augen waren groß und braun.
    »Bigger size?«, sagte er.
    Die Verkäuferin lächelte gezwungen. Sie nahm das Kostüm und machte sich auf den Weg, um zu suchen.
    »Wir gehen«, flüsterte Justine.
    »Mach doch nicht alles so kompliziert!«
    »Aber Nathan, du verstehst das nicht!«
    »Nein. Verstehe ich wirklich nicht. Ich möchte dir gerne ein schickes Kostüm schenken, und du reagierst wie ein trotziges Kind.«
    Er begann, zum Verkaufstisch zu gehen. Justine folgte ihm. Die Verkäuferin kehrte zurück. Sie sah Nathan abwartend an.
    »Well?«, sagte er.
    »Sorry Sir, not bigger size.«
    »Als wäre ich geistig behindert!«, platzte Justine heraus, als sie im Erdgeschoss waren. »Sie hat mich völlig ignoriert.«
    »Ach komm!«
    »Sie hat sich nur an dich gewandt, nur mit dir geredet.«
    »Sie hat wahrscheinlich gemerkt, wie sauer und widerwillig du warst.«
    Justine setzte ihre Sonnenbrille auf. Jetzt weinte sie wieder und hatte Kopfschmerzen.
    Am Abend bekam sie ihre Tage. Sie dachte, dass dies einiges erklärte. Das sagte sie auch Nathan, entschuldige, dass ich so schlechte Laune hatte.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass es daran liegt. Ich kenne die Frauen, die haben ihre Heulperioden.«
    Sie wollte keine der Frauen sein, die er auf diese Weise kannte. Sie kroch zu ihm in das schmale Bett. Wollte, dass er sie umarmte. Nicht mehr.
    Er sagte:
    »Morgen Vormittag werde ich Ben treffen. Er wird uns in den Dschungel begleiten.«
    Sie nahm seinen Arm und zog ihn zu sich, legte seine Hand auf ihren Bauch.
    »Ja«, flüsterte sie.
    Er küsste sie.
    »Leg dich mehr auf die Seite, dann halte ich dich ein bisschen in den Armen.«
     
    Während der Nacht blutete sie stark, hinterließ Flecken auf Laken und Matratze. Sie wollte nicht, dass die Frauen es sahen, sie versuchte vergeblich, die Flecken abzuwaschen.
    Nathan und sie frühstückten in einem Restaurant, das direkt neben dem Hotel lag. Sie bestellten Saft und Kaffee mit Milch und einer weißen, cremigen Masse am Boden der Tasse, die wahrscheinlich Süßstoff war. Sie rührte misstrauisch um. Nathan aß ein Roti, ein pfannkuchenähnliches Gericht mit Fleischsoße. Überall saßen Männer und Frauen und aßen, alle mit den Fingern.
    »Wie du siehst, benutzen sie nur die rechte Hand, die linke ist unrein«, erklärte Nathan.
    »Und was machen sie dann mit der linken Hand?«
    »Das musst du schon selbst herausfinden.«
    Justine tat der Bauch weh, als würden kleine, bohrende Nägel sie piesacken. So war es immer während der ersten Tage ihrer Periode, keine Schmerztablette der Welt konnte dagegen etwas ausrichten.
    »Vielleicht solltest du lieber im Hotel bleiben«, schlug Nathan vor. »Du siehst etwas mitgenommen aus.«
    Sie dachte an die putzenden Frauen.
    »Nein, nie im Leben. Ich komme lieber mit.«
    Sie nahmen ein Taxi durch die Stadt. Nathan wies sie auf einige Sehenswürdigkeiten hin, die Nationalmoschee mit ihrem fächerförmigen Dach und dem über siebzig Meter hohen Minarett. Er verstellte seine Stimme und spielte den Fremdenführer.
    »Und zur Rechten erblicken Sie jetzt gleich die berühmten Zwillingstürme …«
    Er glich einem eifrigen Jungen.
    »Ich liebe dich«, sagte sie laut. »Oh, Nathan, steck mich in deine Brusttasche und bewahre mich dort auf, hole mich nie, nie wieder heraus!«
    Der Mann namens Ben wartete in einem Zimmer mit Klimaanlage auf sie. Tee und Saft standen auf einem Tisch. Justine vertraute ihm vom ersten Augenblick an. Er strahlte etwas Entspanntes aus. keine Spur von Berechnung oder Böswilligkeit.
    »Und du willst also hinaus in den Dschungel und die Bekanntschaft von Tigern und Elefanten machen«, scherzte er und reichte ihr ein Glas Saft. Sein Englisch war rein und korrekt.
    »Na ja, Bekanntschaft machen nicht unbedingt.«
    »Aber du weißt, dass es sowohl Tiger als auch Elefanten in dem Gebiet gibt, in das wir wollen?«
    Er beobachtete sie, um ihre Reaktion zu sehen. Dann lachte er.
    »Man sieht sie nicht sehr oft. Sie halten sich fern. In der Regel haben sie mehr Angst als wir.«
    »Aber es ist doch schon vorgekommen, dass sie Menschen angegriffen haben?«, fragte Nathan.
    »Doch, doch, aber das ist lange

Weitere Kostenlose Bücher