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Gute Nacht, mein Geliebter

Titel: Gute Nacht, mein Geliebter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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her.«
    »Elefanten machen mir mehr Angst als Tiger«, murmelte sie. »Ein Mann ließ mich einmal auf einem Elefanten reiten, in einem Zirkus. Papa und ich waren da. Sie haben mich nicht gefragt. Ich saß nur plötzlich hoch oben, direkt auf der faltigen Haut. Ein paar Wochen später hörte ich, wie Papa erzählte, ein Zirkuselefant sei verrückt geworden. Er hatte sich von seiner Fußfessel losgerissen und angefangen, Amok zu laufen.«
    Ben lächelte sie an. Er hatte volle, braune Wangen, die Nase war breit und platt. Er war im Dschungel geboren, hatte aber eine reguläre Schulausbildung genossen und darüber hinaus an der Universität von Kuala Lumpur studiert.
    »Elefanten sollten nicht in einem Zirkus sein«, sagte er. »Davon kann jeder verrückt werden.«
    Sie saßen lange zusammen und unterhielten sich mit Ben. Sie schauten sich Karten an und stellten lange Listen von Dingen auf, die getan oder angeschafft werden mussten. Spät abends gingen sie aus und aßen. Es gab im Grunde nur ein Gericht, gebratenen Reis mit Hähnchenfleisch. Justine hatte Hunger. Viel Fleisch war allerdings an den Hähnchenstücken nicht dran, sie bestanden vor allem aus Knochen. Sie bestellten jeder eine Coca-Cola.
    Nathan sagte, dass er sich nach einem kalten Bier sehne.
    »Bier gibt es hier nicht«, sagte Ben. »Ich kenne aber noch ein anderes Lokal, dort können wir nächstes Mal hingehen.«
     
    In dieser Nacht schlief sie tief und fest und wachte nicht einmal auf, als der Muezzin gegen sechs Uhr morgens mit seiner Litanei begann.
    Sie duschte zusammen mit Nathan. Sie seifte seinen großen, hellen Körper ein, bekam nie genug davon, ihn zu berühren. Ihre Hände konnten sich danach sehnen, seine Haut zu fühlen, seine Wärme, er war so voller Leben und Stärke. In der Dusche bekam er eine starke Erektion, und sie sank auf die Knie und nahm ihn in den Mund.
    Nachher standen ihm die Tränen in den Augen.
    »Manchmal bekomme ich fast Lust, noch einmal zu heiraten«, sagte er und strich ihr über die Wange.
    »Meinst du, es würde funktionieren? Oder würde ich auch irgendwie hysterisch werden?«
    »Das müsstest du schon sein lassen.«
    Sie hatte ihre Unterwäsche ausgewaschen, die zwar noch ein wenig feucht war, aber am Körper trocknen würde.
    Er sagte:
    »Heute werden wir die anderen treffen, die an der Exkursion teilnehmen.«
    »Wer sind sie?«
    »Zwei Norweger, glaube ich, ein paar Deutsche, ein Typ aus Island und – kaum zu glauben – eine Schwedin. Wir treffen sie alle bei Ben in ungefähr einer Stunde.«

3. KAPITEL
    Ihr Vater sollte nie an dem Ort ruhen, der einmal als ihr Familiengrab vorgesehen war. In jenem Grab, in dem seine französische Frau ruhte. Nein, stattdessen wurde er am anderen Ende des Friedhofs beigesetzt, wo die neueren und kleineren Gräber lagen.
    Justine hörte, wie Flora zu Viola sagte:
    »Sollen die zwei etwa im Tod vereint sein dürfen? Sollen wir dann später alle dort liegen, zu dritt? Nein! Wenn ich einmal das Zeitliche segne, gibt es nur ihn und mich, nur ihn und mich.«
    »Und die kleine Justine?«
    Flora lachte tonlos.
    »Die kleine Justine ist nicht mehr klein, siehst du nicht, dass sie so groß geworden ist, dass sie fast schon anfängt, etwas überreif zu werden?«
    Da wurde Viola kurz angebunden, so als fühle sie sich angesprochen. Auch sie konnte man überreif nennen. Etwas über sechzig Jahre alt, war sie von NK abgefunden und ermuntert worden, ein eigenes Geschäft aufzumachen. In Wahrheit wollte das Kaufhaus keine Frauen in ihrem Alter in der Parfümabteilung beschäftigen. Sie hatten nicht die richtige Ausstrahlung, um etwas zu verkaufen, konnten ganz im Gegenteil eine abschreckende Wirkung auf die Kunden haben.
    Viola blieb also nichts anderes übrig, als das Geld anzunehmen. Sie mietete ein kleines, teures Ladenlokal in der Nähe des Hötorg. Dort hatte sie Violas Body Shop eröffnet, verkaufte Seifen, Parfüms und exquisite Unterwäsche. Sie hatte angeboten, Justine als Praktikantin einzustellen, vielleicht war es auch möglich, dass man sie so in das Geschäft einführte, dass sie es eines Tages übernehmen konnte. Ein paar Tage war Justine auch hingegangen. Sie stand in einem rosa Nylonrock hinter dem Ladentisch, wie Viola es gewollt hatte, darüber hinaus hatte sie Justine geschminkt und zu einem Damenfriseur geschickt.
    Es war zwecklos.
    »Sie ist regelrecht unhöflich den Kunden gegenüber«, berichtete Viola später ihrer Schwester. »Tut so, als höre sie nicht, wonach sie

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