Gute Nacht, Peggy Sue
– und wie schwach und ausgelaugt hatte sie ihn zurückgelassen! Doch welches Glück empfand er jetzt, als sie sich gegen seine Brust drängte.
Sie fröstelte leicht. Er zog die Decke über ihre Körper, umarmte sie fester. »Ich halte dich warm«, murmelte er. »Vertrau mir.«
»Das will ich«, flüsterte sie.
Er küßte sie auf die Stirn und vergrub sein Gesicht erschöpft in ihrem Haar. »Hab Geduld. Alles wird sich fügen.«
»Auf die eine oder andere Weise.«
Lange lag M. J. in seinen Armen und wartete auf seine Antwort. Als sie ausblieb, wurde ihr klar, daß er eingeschlafen war. Sie waren beide erschöpft, aber er war der Glücklichere von ihnen … er konnte schlafen, unbesorgt, ohne Angst.
Er
war nicht derjenige, den die Liebe gepackt hatte.
Sie drängte sich dichter an ihn, wunderte sich über den Mann, dessen Herzschlag sie an ihrer Wange fühlte. Über den Mann, der alles hatte.
Und jetzt hat er auch noch mich.
Wie hatte das geschehen können? Wie hatte sie es zulassen können?
Sie fühlte sich hilflos und gefangen. Und daran waren nicht nur ihre Gefühle, sondern auch die Umstände schuld. Regel Nummer eins für die unabhängige Frau: Laß nie zu, daß ein Mann unentbehrlich wird. Es war die Regel, nach der sie zu leben versuchte und gegen die sie jetzt verstoßen hatte. Sie mußte Abstand gewinnen, tief durchatmen, auf Distanz gehen.
Schön und gut. Aber wohin soll ich gehen? Mein Haus hat sich in Rauch aufgelöst. Irgend jemand da draußen will mich unbedingt in die ewigen Jagdgründe schicken. Im Augenblick, Novak, sitzt du in der Falle …
Wie im Treibsand. Und sinkst tiefer und tiefer …
Sie sah Adam an, der ruhig und fest neben ihr schlief. Erneut fühlte sie Verlangen in sich aufkeimen. Aber da war noch etwas anderes dabei, etwas, das nichts mit Sex zu tun hatte. Zärtlichkeit. Glück. Er war ein beunruhigender Mann. Was sollte sie nur mit ihm anfangen?
Sie ließ sich treiben, taumelte an den Abgründen des Schlafes, fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, an die Liebe zu glauben, und besserem Wissen. Sie war zu klug, um zu glauben, und zu dumm, um allen Illusionen abzuschwören.
Als sie schließlich einschlief, war es, als stürze sie in ein traumloses Loch, ein Gefängnis ohne Fenster.
M. J. wachte als erste auf. Sonnenschein fiel gedämpft durch die Vorhänge ins Zimmer. Adam schlief noch, sein strohblondes Haar völlig zerzaust. Sie ließ ihn allein im Bett zurück und ging ins Badezimmer, um zu duschen. Erst als sie in seinem Bademantel wieder herauskam, regte er sich, wachte auf und sah sie amüsiert an.
»Guten Morgen«, murmelte er. »Bist du Frühaufsteherin, oder bin ich nur faul?«
Sie lächelte. »Da es schon halb neun ist, schätze ich, bist du ein Faulenzer.«
»Komm her.« Er klopfte aufs Bett. »Setz dich zu mir.«
Widerwillig gehorchte sie und wurde umgehend daran erinnert, wie empfänglich sie für seine Anziehungskraft war. Die Hormone machten sich erneut an die Arbeit. Sie fühlte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg.
»Ich habe gestern nacht von dir geträumt«, sagte er, während seine Finger leicht über ihr Rückrat glitten.
»Adam«, murmelte sie. »Was gestern nacht passiert ist …«
Ein genußvoller Schauer durchlief sie, als seine Hand höher und in den Ausschnitt des Bademantels glitt, um ihre Brust zu liebkosen. Sie stand sofort auf und wandte sich vom Bett ab. Sie schüttelte den Kopf. »Es würde nicht funktionieren.«
Er sagte kein Wort, sondern beobachtete sie mit dem für ihn typischen, beunruhigend durchdringenden Blick.
M. J. begann im Zimmer umherzuwandern, nur um diesen Augen auszuweichen. »Ich komme in dein Badezimmer«, sagte sie, »und da ist alles aus Marmor und … und Gold. Die Seife ist aus Frankreich. Und alle Handtücher passen zusammen.« Sie blieb stehen und lachte. »In meinem ganzen Leben hatte ich nie Handtücher, die zusammengepaßt haben.«
»Du meinst also, es würde wegen meiner Handtücher mit uns nicht funktionieren?«
»Nein, ich meine … ich kann mir nicht vorstellen, daß ich hierher passe. Ich kann nicht glauben, daß deine Freunde mich akzeptieren würden. Oder daß
du
mich akzeptierst. Im Augenblick bin ich vielleicht aufregend für dich …«
»In der Tat.«
»Aber das geht vorüber. Der Reiz des Neuen, einer Geliebten aus South Lexington, ist bald verbraucht. Du bist wirklich ein netter Kerl. Ich weiß, du willst mir nicht weh tun. Vielleicht hast du sogar Schuldgefühle, wenn es
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