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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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beeinträchtigt war?
    Wie hatte Kim sich ausgedrückt? Sie brauchte die Unterstützung von jemandem mit klarem Verstand. Er stieß ein bitteres Lachen aus. Klarheit war im Moment nicht unbedingt seine Stärke.
    Das Telefongespräch mit ihr erinnerte ihn an die sieben Nachrichten auf seiner Mailbox. Gerade fuhr er die Bergstraße zu seinem Anwesen hinauf und wollte eigentlich mit dem Abhören warten, bis er zu Hause war. Doch aus Angst, es wieder zu vergessen, fuhr er an den Straßenrand, um es gleich zu erledigen.
    Die ersten drei waren von Kim – zunehmend gequälte Bitten, sie zurückzurufen.
    Die vierte stammte von Kims Mutter Connie Clarke.
    »David! Was ist denn das für verrücktes Zeug heute in den Nachrichten? Dass Ruth Irgendwas nach Kims Interview ermordet wurde! Und die Fernsehsprecher schreien alle, dass der Gute Hirte wieder da ist! Ruf mich an, ich möchte wissen, was da los ist, verdammt. Gerade hab ich von Kim eine total hysterische Nachricht gekriegt – sie will einen Rückzieher machen, die ganze Sendung hinschmeißen. Völlig durchgedreht. Ich versteh das alles nicht. Hab sie zurückgerufen, bin nicht durchgekommen und hab ihr eine Nachricht hinterlassen, aber bislang nichts von ihr gehört. Ich nehme an, du bist mit ihr in Kontakt? Und weißt, was da läuft? Ich meine, so war das doch gedacht, oder? Ruf mich an, Herrgott noch mal!«
    Sollte er oder sollte er nicht? Eigentlich hatte er nicht die geringste Lust, eine halbe Stunde mit ihr am Telefon zu verbringen und ihr das ganze Chaos mit all den unbeantworteten Fragen zu erklären, bloß weil ihre Tochter nicht zurückrief.
    Die fünfte Nachricht kam von einem Mobilfunktelefon. Ohne Namensnennung, doch er erkannte den Anrufer sofort. Die manische Intensität von Max Clinters Stimme war unverkennbar.
    »Mr. Gurney, schade, dass ich Sie nicht persönlich erreiche. Ich hatte mich schon auf einen kleinen Plausch gefreut. Seit unserer letzten Unterhaltung ist so viel passiert. Anscheinend ist der Hirte wieder unter uns. Die kleine Corazon hat ihn wieder zum Leben erweckt. Hab gehört, dass in dieser miesen Fernsehsendung der Name Gurney erwähnt wurde. RAM -Scheiße. Aber es klang, als hätten Sie Ideen. Eigene Ideen. Vielleicht so ähnliche wie ich. Wie wär’s mit einem Meinungsaustausch? Alles oder nichts, die Kugel rollt. Das Finale ist nicht mehr fern. Diesmal bin ich bereit. Letzte Frage: Ist David Gurney ein Freund oder ein Feind?«
    Diese Nachricht hörte sich Gurney dreimal an. Noch immer war er sich nicht sicher, ob Clinter ein Spinner war
oder sich nur in dieser Rolle eingerichtet hatte. Holdenfield hielt ihn für einen geistig verwirrten Querulanten. Doch Gurney war nicht so ohne Weiteres bereit, einen Mann abzuschreiben, der es geschafft hatte, in dieses Mafiahauptquartier in Buffalo vorzudringen und dort fünf tote Gangster zu hinterlassen.
    Er blickte auf seine Armaturenuhr. Eine Minute nach vier. Der Nebel hatte sich zumindest vorübergehend verzogen. Er lenkte den Wagen zurück auf die Schotterstraße und fuhr bergauf.
    Als er den schmalen Parkbereich neben der Seitentür erreichte, bemerkte er, dass oben in Madeleines Strick- und Häkelzimmer Licht brannte. Sie benutzte es erst seit ein oder zwei Monaten wieder. Im vergangenen September war jemand eingebrochen und hatte dort ein bedrohliches Zeichen hinterlassen – während der Ermittlungen im Fall Perry, die mit Gurneys Schussverletzungen endeten.
    Bei diesem Gedanken glitt seine Hand reflexhaft zu der tauben Stelle an seinem Oberarm, um zu prüfen, ob sich etwas geändert hatte – eine Gewohnheit, die in der hektischen letzten Woche in Vergessenheit geraten war. Am liebsten hätte er sie ganz aus seinem Gedächtnis gestrichen. Er stieg aus und trat ins Haus.
    Madeleine war doch nicht beim Stricken. Er hörte, dass sie Gitarre spielte.
    »Ich bin da!«, rief er.
    »Komme gleich runter«, schallte ihre Antwort aus dem ersten Stock.
    Nach angenehm melodischen Takten beendete sie ihr Stück mit einem lauten Schlussakkord.
    Einige Sekunden herrschte Stille, dann rief sie: »Hör dir Nummer drei auf dem Anrufbeantworter an.«
    Meine Güte. Nicht schon wieder eine beunruhigende Nachricht. Davon hatte er an diesem Tag weiß Gott genug. Hoffentlich war es diesmal was Harmloses. Er ging zu dem alten Festnetzapparat im Arbeitszimmer und drückte den Knopf, um Nummer drei laufen zu lassen.
    »Ich hoffe, ich habe den richtigen Detective Gurney erreicht. Tut mir wirklich leid, wenn es der

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