Gute Nacht: Thriller (German Edition)
…«
»Kim?«
»Ja.«
»Was ist los? Ist was passiert?«
»Robby. Er ist tot.«
» Was ?«
»Er ist tot.«
»Robby Meese ist tot?«
»Ja.«
»Wo?«
»Was?«
»Kannst du mir sagen, wo er ist?«
»Hier in meinem Bett.«
»Was ist passiert?«
»Keine Ahnung.«
»Wie ist er in deinem Bett gelandet?«
»Das weiß ich nicht! Er liegt einfach dort. Was soll ich jetzt machen?«
»Bist du im Apartment?«
»Ja. Kannst du kommen?«
»Sag mir, was passiert ist.«
»Ich weiß nicht, was passiert ist. Heute Morgen bin ich vom Hotel hergefahren, um noch ein paar Sachen zu holen. Ich bin ins Schlafzimmer und …« Schweigen.
»Kim?«
»Ja?«
»Du bist ins Schlafzimmer gegangen …«
»Er ist dort. Auf dem Bett.«
»Woher weißt du, dass er tot ist?«
»Er lag auf dem Gesicht. Ich wollte ihn umdrehen, ihn aufwecken. Und dann hab ich es gesehen – aus seiner Brust ragt ein Griff.«
Gurneys Gedanken überschlugen sich, die Puzzleteilchen wurden durcheinandergeweht wie von einem Wirbelwind.
»Dave?«
»Ja, Kim.«
»Kannst du bitte kommen?«
»Hör zu, Kim. Du musst jetzt sofort den Notruf wählen.«
»Kannst du kommen?«
»Kim, es hilft nicht, wenn ich dort bin. Du musst die 911 anrufen. Sofort. Das ist das Allerwichtigste. Hast du mich verstanden?«
»Ja, aber ich möchte, dass du kommst. Bitte.«
»Ich weiß. Trotzdem lege ich jetzt auf, damit du den Notruf wählen kannst. Nachdem du dem Beamten die Lage erklärt hast, ruf mich wieder an. Verstanden?«
»Ja.«
Als Gurney die Verbindung unterbrach, merkte er, dass Kyle und Madeleine ihn anstarrten. Fünf Minuten später, während er immer noch damit beschäftigt war, ihnen alles so genau wie möglich zu schildern, meldete sich Kim erneut.
»Die Polizei ist unterwegs.« Ihre Stimme klang etwas gefasster.
»Alles in Ordnung bei dir?«
»Glaub schon … Weiß nicht so genau. Es gibt einen Abschiedsbrief.«
»Wie bitte?«
»Einen Abschiedsbrief. Von Robby. Auf meinem Computer.«
»Du hast den Computer eingeschaltet?«
»Nein, er lief schon. Ich hab ihn einfach gesehen. Auf dem Monitor. Direkt vor mir.«
»Bist du sicher, dass es ein Abschiedsbrief ist?«
»Natürlich bin ich sicher. Was soll es denn sonst sein?«
»Was steht drin?«
»Es ist furchtbar.«
»Was steht drin?«
»Ich will es nicht laut vorlesen. Das kann ich nicht.« Offenbar atmete sie mehrere Male hintereinander tief ein und aus.
»Bitte, Kim. Versuch es. Es ist wichtig.«
»Muss ich das wirklich lesen? Es ist so schrecklich.«
»Versuch es, bitte.«
»Gut, ich versuch es. Gut.« Mit zitternder Stimme begann sie zu lesen. »›Die Menschheit widert mich an. Du widerst mich an. Du und Gurney, ihr beide zusammen widert mich an. Das Leben ist widerlich. Hoffentlich erkennst du eines Tages die Wahrheit und wirst von ihr umgebracht. Das ist der letzte Wille von Robert Montague.‹ Das ist alles. Wenn die Polizei da ist, was soll ich ihnen sagen?«
»Beantworte einfach ihre Fragen.«
»Soll ich ihnen von gestern Abend erzählen?«
»Beantworte die Fragen kurz und wahrheitsgemäß.« Er zögerte, um die richtigen Worte zu finden. »Aber du musst nicht von dir aus irgendwelche Sachen erwähnen. Das stiftet nur Verwirrung.«
»Kann ich sagen, dass du hier warst?«
»Ja. Sie wollen sicher wissen, ob du im Apartment warst, wann du gekommen, wann du gegangen bist und ob du in Begleitung von jemandem warst. Du kannst ihnen erzählen, dass wir gemeinsam dort waren, dass wir über dein RAM -Projekt gesprochen haben. Aber es wäre nicht hilfreich, sie mit irrelevanten Details über Max Clinter und sein Haus abzulenken. Entscheidend ist: Du musst die Wahrheit sagen, du darfst nicht lügen – doch du musst keine Einzelheiten nennen, nach denen niemand fragt. Verstehst du, was ich meine?«
»Ich glaube schon. Soll ich erzählen, dass ich letzte Nacht in einem Hotel war?«
»Auf jeden Fall. Sie wollen sicher wissen, wo du geschlafen hast, und da musst du bei der Wahrheit bleiben. Wenn jemand mehrfach in meine Wohnung eingedrungen wäre und die Polizei nicht angemessen reagiert hätte, würde ich auch nicht mehr dort schlafen wollen. Ich würde mich in einem Hotel, in Walnut Crossing oder bei einem Freund in Manhattan sicherer fühlen. Übrigens, hast du das Hotel nachts irgendwann verlassen?«
»Nein, natürlich nicht. Aber angenommen …« Im Hintergrund war ein lautes Klopfen zu hören. »Die Polizei ist da. Ich muss zur Tür. Melde mich später wieder.«
Nach dem Gespräch
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